Die Nachtigalleninsel

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Eine kleine Insel mit üppiger Vegetation, umspült von Wasser, weit weg vom städtischen Treiben ist der Lebensraum vieler heimischer Tiere und Pflanzen geworden. Eine sehr naturverbundene Frau hat dieses geschützte Fleckchen Erde geschaffen – ja sie hat es 1908 gekauft, um der Nachtigall eine Heimat und Schutz zu bieten. Diese großartige Frau hatte schon damals eine große Freude an der Nachtigall und sich deshalb auch für die Erhaltung des Lebensraumes der Nachtigall eingesetzt. Sie kaufte den hinteren Teil der heutigen Rathausinsel der Stadt Lauffen. Hier wurde die Natur sich selbst überlassen, alles durfte so wachsen und gedeihen wie es wollte und alles was starb blieb liegen und verrottete. Totholz wurde von Moos bewachsen, verrottetes Laub blieb liegen – alles lebte und starb im Einklang mit der Natur ohne menschliches eingreifen. Ein kleiner Urwald entstand, der für viele Tiere und Pflanzen zum Lebensraum wurde.

Doch kommen wir zurück zum Namen der Insel, umgangssprachlich wurde der dichte, verwilderte Auenwald „Nachtigalleninsel“ genannt. Die Nachtigall ist ein Sing- und Zugvogel, sie gehört zur Familie der Drosselvögel. Wenn wir den Namen Nachtigall hören denken wir sofort an ihren wundervollen Gesang. Die Nachtigall hat ein schlichtes, ja fast unscheinbares Aussehen – sie hat ein leicht rötlich braunes Gefieder. Zum Ende der warmen Jahreszeit zieht die europäische Nachtigall zum Überwintern nach Afrika. Im Frühjahr kommen zuerst die Männchen zurück und trällern und zwitschern in den höchsten Tönen in der Nacht bis in die frühen Morgenstunden, um die zurückkehrenden Weibchen anzulocken. Die Männchen sind auf Brautschau und wollen die Weibchen durch ihren wundervollen Gesang auf sich aufmerksam machen. Ihr extrem umfangreiches Gesangsrepertoire ist unter europäischen Singvögeln einzigartig.
Wir Menschen lieben auch den Nachtigallengesang, der teilweise klagend, wehmütig und schluchzend von uns empfunden wird. Haben sich die Paare gefunden, baut das Weibchen ganz alleine das Nest versteckt im Unterwuchs sehr dicht am Boden. Während der Brutzeit singt das Männchen auch tagsüber, man vermutet es will so sein Revier verteidigen und abgrenzen. Vier bis sechs grünlich braune Eier werden 13-14 Tage bebrütet. Beide Elternteile füttern die Jungen und nach 11-12 Tagen verlassen die Jungvögel das Nest – sie werden aber noch weitere 14 Tage von den Eltern betreut.

Lina Hähnle hat mit ihrem Kauf der Insel einen wundervollen verwilderten Auwald geschaffen, der nicht nur für Nachtigallen zur Heimat geworden ist. Viele Vogelarten haben sich dort angesiedelt und fühlen sich hier beschützt. Aber auch die Wasservögel bauen im Schutze des Auswaldes ihre Nester. Wie wundervoll ist dieses friedliche Fleckchen Erde – mitten in einer lebendigen, pulsierenden Stadt. Der Zutritt ist uns Menschen untersagt und das ist auch gut so. Die Nachfahren von Lina-Hähnle haben die Insel der NABU Stiftung im Jahr 2001 geschenkt. Allerdings unter der Bedingung, dass die Nachtigalleninsel nun den Namen „Lina-Hähnle-Auwald“ trägt.

Die Nachtigall ist von einer schleichenden Lebensraumvernichtung bedroht. Sie benötigt für ihre niedrig gebauten Niststätten reichen, geschützten Unterwuchs, viel Wildwuchs, eine üppige Vegetation und Böden mit verrottetem Laub. Da der Mensch durch Bebauung und übertriebener Hege und Pflege der Natur die Besiedelung für die Nachtigall einschränkt, ist ihr Bestand in Deutschland auch sehr zurückgegangen. Man hat 95 000 Brutpaare gezählt – im Vergleich zur Kohlmeise mit 10 Millionen Brutpaaren ein geringer Bestand.

Zum Schluss noch eine kleine Empfehlung von mir:
Setzt euch in einer lauen Sommernacht auf eine Parkbank am Necker gegenüber von der Nachtigalleninsel, vielleicht kommt ihr in den Genuss, den wundervollen Gesang eines kleinen, fast unscheinbaren Vögelchens mit einer goldenen Kehle zu hören.

Autor:

Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall

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