Lebendiger Adventskalender ...

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... in Sontheim am 18.12.2020, diesmal bei Familie Stahl in der Hofgartenstraße.

Zu einem wunderschön dekorierten Fenster gab es die Legende vom Häuptling Silbermond:

Die Legende vom vierten König

(frei nach der Geschichte „ Roter König-Weißer Stern“ von Willi Fährmann)

Am Rande eines Berglandes im weiten Amerika lebte Häuptling Silbermond. Eines Nachts sah er am Himmel einen weißen Stern. Der zog einen Schweif aus Goldstaub hinter sich. Silbermond kannte den Sternenhimmel gut, doch so etwas hatte er nie zuvor gesehen. Er rief sein Volk zusammen und sagte: „Ein neuer Stern ist aufgegangen. Ich bin sicher, es ist der Stern eines großen Königs. Ich will mich aufmachen und dem neuen König huldigen.“ Er nahm viele Geschenke mit. Drei Lamas bekamen Krüge mit Wasser und Öl und Honig auf den Rücken geladen. Auch Maisbrot und Trockenfleisch trugen sie und ein Armband aus kostbarer Jade, einen Beutel mit Goldkörnern und einen bunt gewebten warmen Umhang. Silbermond verabschiedete sich mit den Worten: „Lebt wohl!“

Sein Bruder gab ihm noch einen Rat mit auf den Weg: „Schau nicht links, schau nicht rechts, scher dich um nichts, sonst kommst du nie ans Ziel.“ Die Mutter aber nahm einen Schmuck mit einer schimmernden Perle von ihrem Hals, legte Silbermond diesen um und sagte: „Das ist mein eigener Brautschmuck. Er soll dich erinnern, dass du jedem hilfst, der Hilfe nötig hat.“

Nach Tagen traf Silbermond auf zwei Mädchen und eine Frau. Die litten Hunger, denn der Vater war viele Tage zuvor auf die Jagd gegangen und nicht zurückgekehrt. Da schenkte Silbermond ihnen, was er zu Essen bei sich hatte und dachte: Der, der die Sterne lenkt, wird mich nicht umkommen lassen. Und er zog weiter. Am Himmel leuchtete ein kleiner Stern ein wenig heller.

Als er ins Gebirge kam, war dort schon der Winter eingekehrt. Silbermond fand einen alten Mann. Der hatte sich vor einem Schneesturm unter eine Tanne geflüchtet und war halb erfroren. Silbermond gab ihm den warmen bunt gewebten Umhang. Den ganzen Winter blieb er bei dem Alten, denn der Schnee lag so hoch, dass Silbermond nicht übers Gebirge gehen konnte. Im Frühling brach er wieder auf. Am Himmel leuchtete ein kleiner Stern ein wenig heller.

Hinter dem Gebirge lag ein herrliches Wiesenland. Jetzt werde ich schneller vorwärts kommen, dachte Silbermond. Aber im Grase lag ein Hirtenjunge. Der hatte gegen die Wölfe gekämpft. Doch die Wölfe waren stärker gewesen als er. Sie hatten ihn verwundet und seine Lamas in alle Winde gejagt. Da pflegte Silbermond ihn gesund. Als der Herbst kam, machte er sich wieder auf und zog dem schönen Stern nach. Dem Hirtenjungen schenkte er seine Lamas, denn ein Hirte ohne Herde, das ist ein armer Mensch. Am Himmel leuchtete ein kleiner Stern ein wenig heller.

Schließlich gelangte Silbermond an die Meeresküste. Ihm fiel ein kleines Boot in die Augen. Drei Kinder saßen da und weinten. „Seeräuber haben unsere Eltern umgebracht, das Fischernetz und das Segel haben sie geraubt.“, berichtete der Junge. Einen Augenblick dachte Silbermond an den Rat seines Bruders: “Schau nicht links, schau nicht rechts, scher dich nicht drum“. Aber dann taten ihm die Kinder Leid. Er tauschte bei anderen Fischern das kostbare Armband aus Jade gegen ein Netz und zwei Segel, so dass er mit den Kindern das Fischerboot reparieren konnte, das die Kinder für ihren Lebensunterhalt brauchten. Und am Himmel leuchtete ein kleiner Stern ein wenig heller.
Silbermond folgte dem weißen Stern aufs Meer hinaus. Lange, lange sah er nichts als Wasser. Endlich gelangte er an eine ferne Küste. Er hörte, dass hinter der Küste eine große Wüste lag. Eine Karawane war wenige Tage zuvor losgezogen. Da gab Silbermond sein Schiff für ein Kamel und ritt los. Wochenlang zog er von Wasserstelle zu Wasserstelle. Schon war er der Karawane nahe gekommen, da gelangte er an eine Oase. Dort herrschte große Trauer. Die Männer der Karawane hatten einen jungen Mann geraubt. Den wollten sie in Ägypten als Sklaven verkaufen. Am folgenden Abend holte Silbermond die Karawane ein. Er gab all sein Gold hin und kaufte dafür den jungen Mann frei und ein Kamel. Darauf setzte er den Jungen und ließ ihn zu seiner Oase zurückkehren.

Er selbst aber begleitete die Karawane bis Ägypten. Dort hörte er von einem neuen König, der im Judenland geboren worden sein sollte. Also zögerte er nicht und folgte dem Stern. Er war nun schon viele Jahre unterwegs. Kaum aber hatte er das Judenland erreicht, da verblasste der Stern am Himmel. Überall fragte Silbermond nach dem König der Könige, doch keiner konnte ihm eine genaue Auskunft geben.

Silbermond hat entgegen dem Rat seines Bruders sein Ziel nie erreicht, aber er war glücklich und zufrieden. Er hat der Weisung seiner Mutter folgend viele kleine leuchtende Sterne hinterlassen.

Das sind Sternstunden für die, denen geholfen wurde, aber auch Sternstunden für die, die
helfen.

Die Sterne am Himmel mögen uns daran erinnern.

Autor:

Wolfgang Kynast aus Heilbronn

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