Trotz Corona-Pandemie im Amt

Pater Dr. Paulinus Nwaigwe aus Imo, Nigeria. Seit Sonntag Pfarrvikar in St. Peter und Paul, Heilbronn. | Foto: Carsten Wriedt

Pater Paulinus unterstützt seit 12. Juli das Seelsorgerteam im Deutschordensmünster.

Die Gemeinde St. Peter und Paul hatte ihn schon Anfang April erwartet. Dann kam Corona dazwischen. Nun konnte Dekan Roland Rossnagel Pater Paulinus Nwaigwe in die Gemeinde einführen.

Pater Paulinus stammt aus Nigeria und unterstützt als Pfarrvikar das Pastoralteam. Im Interview spricht er über seine abenteuerlichen vier Monate in der Heimat.

Wie kam es zu dem verspäteten Start?
Paulinus: Seit 2007 lebe ich bereits in Deutschland. Von Mitte Februar bis Mitte März hatte ich Urlaub und bin in meine Heimat geflogen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und ich konnte nicht mehr zurück nach Deutschland. Alle Flüge waren gestrichen worden. Erst am 16. Juni bekam ich die Chance auf einen Rückflug.

Wie haben Sie es geschafft, wieder nach Deutschland zurückzukehren?

Paulinus: Ich hatte Glück. Die Deutsche Botschaft half mir mit der Rückholaktion. Der Flug Mitte Juni ging von Lagos in Nigeria über Malta nach Berlin. Doch allein um von meinem Heimatdorf Imo zum Flughafen in Lagos zu gelangen, dauerte es 17 Stunden. Da noch Ausgangssperre herrschte, mussten wir große Umwege fahren.
Am Flughafen wurde dann erst einmal Fieber gemessen und ein Corona-Schnelltest gemacht. Gott sei Dank fiel der Test negativ aus, sodass ich fliegen durfte. Im Flugzeug gab es zwei Dreier-Reihen, der mittlere Platz blieb immer frei. Zudem mussten wir Masken tragen.
Nach der Ankunft in Deutschland musste ich dann für 14 Tage in Quarantäne. Da ich noch keine Wohnung in Heilbronn hatte, kam ich bei meinem Ordensbruder unter.

Wollte Ihre Familie Sie überhaupt wieder gehen lassen?
Paulinus: Meine Mutter hatte anfangs Angst. Doch ich versicherte ihr, dass der Herrgott bei mir ist und es mir in Deutschland gut gehen wird.

Wie sah der Alltag in Nigeria unter der Pandemie aus?
Paulinus: Meinen Urlaub verbrachte ich zunächst noch in meinem Orden. Doch als die Pandemie dann kam, war es besser, zuhause bei meiner Familie zu sein. Wegen der Ausgangssperre durften immer nur einmal die Woche ein paar Leute aus dem Dorf in die Stadt gehen, um einzukaufen. Auch ich bin ein paar mal bei den Großeinkäufen für die vielen Hilfsbedürftigen in unserem Dorf dabei gewesen. Dann wurde für die Leute die Ladefläche unseres Autos mit Nahrungsmitteln vollgepackt.

Wie gingen die Menschen mit der Corona-Situation um?

Paulinus: Für die Menschen im Dorf war der Ausbruch und die damit verbundene Ausgangssperre sehr schwierig. Alle mussten zuhause bleiben. Das Problem war und ist vor allem die schlechte Kommunikation der Regierung. Diese brachte die Menschen durcheinander. Sie wussten nicht über die aktuelle Lage Bescheid. Wir kannten die Verhaltensregeln, doch wir wussten nicht, wie viele sich genau in welcher Region bereits infiziert hatten. Noch jetzt laufen viele Menschen ohne Mund-Nasen-Schutzmaske rum. Anfangs waren diese sehr teuer und schwierig zu bekommen. Jetzt haben wir Masken. Da nicht klar ist, wie die aktuelle Lage überhaupt aussieht, tragen aber einige die Masken nicht.

Dann waren die vergangen vier Monate sehr abenteuerlich.
Paulinus: Die letzten Monate hätten eine gute Zeit sein können, wenn Corona nicht gekommen wäre. Es war nicht leicht. Gott sei Dank bin ich wieder da. Nun blicke ich nach vorne und freue mich auf die neue Aufgabe in Heilbronn und vor allem darauf, die Gemeinde persönlich kennenlernen zu dürfen, mit ihr zusammenzuarbeiten und unseren Glauben gemeinsam zu leben.

Sehen Sie für die Kirche durch die Pandemie eine Chance?
Paulinus: Ja auf jeden Fall. Corona betrifft alle Menschen auf der Welt. Wir sollten alle aus der Krise lernen und etwas in unserem Verhalten ändern. Der Virus kennt keine Unterschiede, er betrifft Reiche und Arme, Schwarze und Weiße, einfach alle Menschen. In Nigeria predigen wir, dass nun die Reichen mit ihren finanziellen Mitteln dazu beitragen können, die Versorgung der Armen zu gewährleisten.

Was würden Sie jemanden sagen, der durch die Krise verzweifelst ist?
Paulinus: Er soll sich keine Sorgen machen, der Herrgott weiß alles und wird uns unterstützen. Der Glaube daran ist wichtig. Papst Benedikt XVI sagte einst: „Wer glaubt ist nicht allein.“ Wir schaffen das gemeinsam, da bin ich mir sicher.

Warum sind Sie Pater geworden?
Paulinus: Aus Überzeugung - um von Herzen Gott und den Menschen zu dienen. Schon als Kind, als meine Mutter mich sonntags und unter der Woche in die Kirche nahm, sah ich den Priester vorne am Altar stehen. Seitdem hatte ich den Wunsch Priester zu werden.
Viele verstehen den Unterschied zwischen Pater und Priester nicht. Ich bin auch ein Priester, nur eben in einem Orden.

Was hat Sie einst nach Deutschland geführt?
Paulinus: Mein Superior, der oberste Chef meines Ordens, hatte mir nahegelegt, meinen Master und meine Promotion in Deutschland zu machen, um später als Dozent in Nigeria zu arbeiten. Auch er hatte schon in Deutschland studiert, bevor er Oberer wurde.
Als ich mit meiner Promotion fertig war, gab es keine Vakanz an der Universität in Nigeria. So entschied ich mich, meine Mission in Deutschland fortzuführen und damit den Orden und die Armen zu unterstützen.

Wo sehen Sie Ihren seelsorgerlichen Schwerpunkt?
Paulinus: Da zu sein, wo die Not am größten ist. In Afrika war es mir wichtig, an der Seite der Armen und Unterdrückten zu stehen, Hungernde und Arme zu unterstützen, wo es geht. In Deutschland ist das anders. Hier kümmere ich mich um Kinder, sowie um die Alten, denen ich die Kommunion bringe oder die Krankensalbung spende. Das freut mich immer sehr.

Das Interview führte Luise Schadt

Autor:

Katholisches Dekanat Heilbronn-Neckarsulm aus Heilbronn

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