Nachhaltig statt einjährig: samenfestes Saatgut

Viele alte Sorten sind samenfest - so bleiben Vielfalt und natürliche Standortanpassung erhalten | Foto: pixabay.com
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Schon mal was von samenfestem Saatgut gehört? Wir erklären, was sich dahinter verbirgt.

Wenn das erste zarte Grün von Tomate, Gurke & Co. aus der Erde der Vorzugtöpfchen lugt, dann geht Gartenliebhaber*innen das Herz auf. Die Entwicklung von Samen, über Keimling bis zur stolzen Pflanze mitzuerleben, lässt uns der Natur sehr nah rücken. Doch leider sind die meisten Sämereien, die wir in herkömmlichen Gartencentern und Baumärkten kaufen können, weniger natürlich als wir denken, sondern so genannte Hybridsamen – erkennbar z. B. am Kürzel F1 oder CMS. Sie entstehen durch Kreuzungen oder im Labor. Ihr Vorteil sind höhere Erträge, ein einheitlicher Entwicklungsfortschritt und  Qualität. Ihr Nachteil: Aus F1-Hybridsamen entwickeln sich Pflanzen, die kaum eigenes Saatgut mit stabilen Eigenschaften hervorbringen. Bereits in der Folgegeneration sinken Ertrag und Qualität stark. Das F1-Saatgut muss also jährlich neu gekauft werden – nicht nur von Hobbygärtner*innen, sondern auch von der Bauernschaft. Genau dies wird u. a. von Organisationen der Entwicklungshilfe stark kritisiert, denn es verstärkt die Abhängigkeit von Saatgut-Konzernen wie Monsanto, bei denen die Nutzungsrechte der Hybridsorten liegen. Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt ist die langfristige Reduktion der traditionellen Sortenvielfalt.

Traditionelle Vielfalt

Ganz anders dagegen ist samenfestes Saatgut – die traditionelle Zuchtform. Ein Teil der Ernte wird am Ende zur Saatgutgewinnung einbehalten und bildet die Basis für die zukünftige Ernte. Die Vermehrung erfolgt über Wind oder Insekten. Seit Generationen züchteten Menschen so vielfältige, regional angepasste und samenfeste Sorten. Neben diesen alten Sorten gibt es mittlerweile auch im ökologischen Landbau neue, nachbaufähige Sorten. Pflanzen aus diesen Samen produzieren also Saatgut fürs nächste Jahr, das in der Regel die Eigenschaften seiner Mutter hat und auch einen guten Ertrag erzielt. Je mehr dieser reinen Sorten erhalten bleiben, desto größer ist die Vielfalt an standortangepasstem Saatgut – und genau das brauchen wir, um Lösungen für die Klimaanpassung zu finden. Aber dieses nachhaltige Saatgut ist heute im Handel noch relativ selten, weil der Wert der oft alten, nachhaltigen Sorten erst langsam wiederentdeckt wird. Auf der sicheren Seite ist jedoch zumeist, wer zu Bio-Saatgut greift.

Samenfestes Saatgut selber ziehen

Die Vermehrung von samenfestem Saatgut ist einfach: Im Blumenbeet säen sie sich selbst aus – wenn die Blumen dort Zeit bekommen, selbst auszusamen. Also vertrocknete Blütenstände nicht abschneiden! Die Samen von Fruchtgemüsen wie Kürbis sind reif, wenn das Gemüse geerntet werden kann: Fruchtfleich entfernen und Samen trocknen. Bei Schotenpflanzen wie Bohnen oder Erbsen die Schoten an der Pflanze trocknen lassen, Samen entfernen und nochmals nachtrocknen lassen. Kräuter entweder über Samen oder im Herbst per Stecklinge nachziehen – dann aber diese Stecklinge frostfrei überwintern.

Nützlinge nutzen

Zum Schluss muss aber auch eines ehrlich gesagt werden: Samenfestes Saatgut ist im Gegensatz zu dem oft im Labor entstandenen F1-Hybridsaatgut in der Regel weniger resistent gegen Schädlinge – aber dafür gibt es ja in unseren Gärten eine große Zahl an Nützlingen, die uns hilfreich zur Seite stehen. Ob Meisen, Igel, Florfliege, Ohrenkneifer, Marienkäfer, ob Ackerschachtelhalm- oder Brennesselsud … Nun wünschen wir viel Spaß bei der Entdeckung der alten Sorten, die Sie oft auch z. B. bei Pflanzentauschbörsen oder bei Naturparkmärkten finden können  - oder Sie fragen mal Ihre Nachbarn! Wenn nicht: Schauen Sie doch im Internet oder im Bio-Laden vorbei.

Viele alte Sorten sind samenfest - so bleiben Vielfalt und natürliche Standortanpassung erhalten | Foto: pixabay.com
Aus samenfestem Saatgut lässt sich neues qualitativ gleichwertiges Saatgut gewinnen | Foto: pixabay.com
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BUND Regionalverband Heilbronn-Franken aus Heilbronn

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