Denken Sie bei dem Wort „Biene“ auch an die Honigbiene? Schon kurios, denn in Europa ist ausgerechnet sie innerhalb der Bienenwelt ein Sonderling: Sie bildet über Jahre existierende, komplexe bestehende Staaten, weshalb unsere Honigernte auch kräftig ausfallen kann. Der eigentliche Bienen-Standard auf der Welt sieht ganz anders aus – bzw. neben nicht. Denn oberstes Gebot lautet: Vielfalt. Höchste Zeit also, heute am Weltbienentag, die Welt der Wildbienen vorzustellen!
Den acht staatenbildenden Honigbienenarten stehen weltweit mehr als 20.000 Bienenarten gegenüber. Alleine 1.000 Arten sind es in Europa. Die meisten sind Solitär-Bienen. Das heißt, sie führen ein Leben als Einsiedler, bauen ihr Nest allein und versorgen die Brut ohne die Hilfe ihrer Artgenossen. Im Wildbienenreich ist die Vielfalt atemberaubend. Manche Wildbienenarten sind winzig klein, andere richtig dicke Brummer. So wie die blauschwarze Holzbiene. Der mediterrane Einwanderer fühlt sich mittlerweile bei uns sehr wohl, braucht aber für seine Kinderstube morsches Holz.Es gibt im Wildbienen-Kosmos Generalisten und absolute Spezialisten, wie die Zaunrüben-Sandbiene. Ihre Nachkommen füttert Frau Mama ausschließlich mit Pollen der männlichen Blüten dieser hübschen, bei uns rotfrüchtigen Rankenpflanze. Fast 30 % alle wilden Majas sind auf bestimmte Pflanzenarten, -gattungen oder -familien spezialisiert. Blüten und Bienen haben sich in vielfältiger Weise im Laufe der Evolution perfekt aneinander angepasst und sind voneinander abhängig.
Tapezierer und Wespen unter den Bienen
Manche Wildbienenarten nisten in der Erde, andere in Mauerspalten, wieder andere in Sand, tief in der Erde, in Pflanzenstengeln oder Holz. Es gibt Maskenbienen, Seidenbienen, Scherenbienen, Mörtelbienen, Blutbienen …. Kennen Sie die Blattschneiderbienen? Sie bauen ihr Nest in Hohlräumen und tapezieren sie mit abgeschnittenen Blattstückchen, was ihnen auch den Namen Tapezierbienen eingebracht hat.Es gibt sogar Wespenbienen, in Deutschland allein 64 Arten – sie alle haben das gelb-schwarze Wespen-Streifenmuster, sind aber meistens kleiner als 1 cm. Ach ja, nicht zu vergessen, die Hummeln! Rund 45 verschiedene Arten der Pummelchen summen im deutschsprachigen Raum. In ihrem Pelz gut geschützt, sind sie die Frühstarter der Bestäuber im Insektenreich. Und weit emsiger als die Honigbienen, die erst ab 12 Grad ausschwärmen. So können Hummeln auch bei schlechtem Wetter auf Nahrungssuche „fliegen“. Dabei steuern sie täglich in bis zu 18 Stunden rund 1.000 Blüten an. Was ihre Bestäuberqualitäten nochmal „boostet“, ist, dass Hummeln - anders als die Mehrheit der Wildbiene – Staaten bildet. Jedoch nur für ein Jahr. Je nach Art bestehen diese aus 50 bis 600 Hummelchen. Nun rechnen Sie mal!
Toller, informativer Bericht!