Abgeordnete per Rad auf Besuch beim Handwerk

Susanne Bay und Martin Grath auf dem Fahrrad durch die Heilbronner Innenstadt
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Martin Grath handwerkspolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, war mit Susanne Bay unterwegs in Heilbronn

Wenn Susanne Bay Landtags-Kolleg*innen nach Heilbronn einlädt, bringt sie diese auf dem Weg durch die Stadt gerne in Schwung: Auf dem Fahrrad war sie jetzt mit Martin Grath unterwegs. Der handwerkspolitische Sprecher und Sprecher für Verbraucherschutz der Grünen Landtagsfraktion hatte drei Anlaufstellen, um aktuelle Probleme und Sorgen des Handwerks anzusprechen und zu diskutieren. Herzlich begrüßt wurden die beiden vom Präsidenten der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Ulrich Bopp. Im Gespräch in der Handwerkskammer ging es unter anderem darum, wie der Hang zur Akademisierung die Attraktivität von Ausbildungsberufen mindert, warum das Handwerk unter dem Diesel-Skandal leidet oder um die Frage, wie Innenentwicklung betrieben werden kann. „Eine Lösung ist Verdichtung“, so Bay, „aber auch das Flächenmanagement muss besser organisiert werden.“ Auch die Frage nach der Zukunft des Handwerks und die Fachkräfte- und Digitalisierungsoffensive Handwerk 2025 wurde angesprochen: Wie wird sich das Handwerk mit immer weniger Auszubildenden entwickeln? „Seit 15 Jahren sind wir endlich an einem Punkt, wo wir wieder Geld verdienen“, meint Bopp. Höhere Einnahmen könnten das Geschäft aber noch attraktiver machen. Auch die Flüchtlingsausbildung könnte dem Fachkräftemangel entgegenwirken – eine zentrale Lösung gibt es nicht. „Wir müssen auf verschiedenen Wegen handeln. Viele Geflüchtete wollen nach ihrer Ausbildung auch wieder in ihr Heimatland zurück, um ihr eigenes Land wieder tatkräftig aufzubauen“, weiß Bopp. „Eine bessere Entwicklungshilfe gibt es nicht“, pflichtete Martin Grath bei. Aber auch schon Schüler*innen sollen sich zukünftig mit den vielfältigen Möglichkeiten des Handwerks auseinandersetzen. „Um den Mangel an Fachkräften zu bekämpfen, müssen wir Kinder schon früher für das Handwerk begeistern“, meinte Bopp. Für Projekte an Schulen hat er schon einige Ideen umgesetzt. Ab 2019 soll es mehrere Projekte an Schulen in Heilbronn geben, die Kindern Handwerksberufe vorstellen.
Weitergeführt wurde das effiziente Gespräch in der Backstube Eitel neben der Kilianskirche -eingehüllt in den warmen Duft frischer Backwaren. Der erfolgreiche Betrieb mit zehn Angestellten begeisterte Martin Grath, der nicht nur Abgeordneter, sondern seit vierzig Jahren auch passionierter Bio-Bäcker ist, und gern betont, samstags noch immer auf dem Markt seiner Heimatgemeinde Heidenheim zu stehen. „Es ist schwierig, als Nicht-Handwerker das Geschäft überhaupt nachzuvollziehen“, sagte Grath, „Handwerker sind schlecht vertreten im Landtag.“ Das Unternehmer-Ehepaar Silke und Steffen Eitel überzeugt die Heilbronner Kundschaft mit Qualität, und auch Martin Grath konnte den Bäckermeister mit seinem sechs Mal eingeritzten Baguette, das die beiden zusammen in den Ofen schoben, für sich gewinnen.
Selbst in einem gut laufenden Betrieb sei es mühsam Arbeitskräfte zu finden, berichtete Eitel: „viele Ideen lassen sich leider nicht umsetzen, da wir zu wenig Personal haben.“ Interessiert zeigte sich Grath an der Entstehungsgeschichte der Bäckerei: „Mit dem Kauf einer Lampe hat alles angefangen. Wie ein Teig, der gärt, hat sich alles um diese Lampe herum entwickelt“, schilderte der Inhaber, wie er sein modernes Ladengeschäft mit Schaubäckerei auf den Weg brachte.
Die letzte Fahrradetappe des Besuchstags führte zur Dachdeckerei Lang & Sohn. Als „Dienstleister für das Handwerk“, wie sich Grath selbst sieht, nahm er auf, was Volker Lang als Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs unter den Nägeln brennt. Die ungerechtfertigt geringe Bezahlung der hohen Leistung sowie der Auszubildendenmangel beschäftigten den Chef von 15 Mitarbeiter*innen, aber auch Themen wie die Meister-Prämie, der Frauenmangel in Handwerksberufen und die Digitalisierung wurden diskutiert. „Ein aufschlussreicher und schöner Tag“, fasst Susanne Bay nach dem Besuch ihres Abgeordneten-Kollegen zusammen, „ich freue mich schon auf meinen Gegenbesuch in Heidenheim im Februar, bei dem es um das Thema Bauen und Wohnen gehen wird.“

Autor:

Gudula Achterberg, Landtagsabgeordnete B90/Die Grünen aus Heilbronn

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