Der neue Reiner ist da - und wieder mit dabei: Heimatreporter-Ideen

Vier Seiten voller Gutem und Wissenswertem bietet der Text zu Wildpflanzen- und kräutern.
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  • Vier Seiten voller Gutem und Wissenswertem bietet der Text zu Wildpflanzen- und kräutern.
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Drei Mal im Jahr kommt der "Reiner": das Nachhaltigkeitsmagazin der Heilbronner Stimme, Kraichgau Stimme und Hohenloher Zeitung. Auch Themen inspiriert aus meine.stimme fließen darin ein. Diesesmal: Wildpflanzen und -kräuter. Heimatreporterin Daniela Somers steht dabei im Mittelpunkt. Wer den ganzen Reiner anschauen will, klickt sich durch den Blätterkatalog oder holt ihn sich an den Auslagestellen ab. 

Tolles aus der Natur

Sie wachsen in Wald und Wiese, im Garten oder auf dem Balkon: Wie Brennnessel, Giersch und Co. den gesunden Speiseplan oder Arztkoffer ergänzen können.  Er bringt manchen Gartenbesitzer zur Verzweiflung: der Giersch. Unverwüstlich sprießt er Jahr für Jahr aus der Erde und schafft sich Raum. Rausreißen nützt nichts. Dabei könnte die Lösung so einfach sein, sagen die, die sich damit beschäftigt haben: einfach essen. Nicht nur der Giersch, auch Brennnessel, Gänseblümchen oder Löwenzahn haben es in sich. Nur: Die wenigsten wissen darüber Bescheid, was Wildpflanzen allesbieten. Einer, der das ändern will, ist Dr. Markus Strauß. Der studierte Geograf, Geologe und Biologe hat es sich seit 15 Jahren zum Ziel gemacht, den Menschen zu vermitteln: "So wie wir essen, so sieht unsere Landschaft aus." Warum nicht das nutzen, was uns die Natur bietet? Die Beeren der Felsenbirne im morgendlichen Müsli schmecken köstlich, der Holunderbusch bietet alles, was zu Gelee, Sirup oder Tee verarbeitet werden kann. Eine, die sich all dieses Wissen angeeignet hat, ist Daniela Somers. Die Untergruppenbacherin hat die Ausbildung zur Fachberaterin zur Selbstversorgung mit Wildpflanzen bei Markus Strauß gemacht und eine Weiterbildung zur Kräuterpädagogin belegt. Einfach so, weil es die 54-Jährige interessiert. Was nach und nach mit einem Umdenken begann, zeigt sich jetzt in ihrem kleinen Garten, der inzwischen vielen Wildkräutern und -pflanzen eine Heimat bietet: Wegwarte, Labkraut, Johanniskraut, Dost (wilder Oregano), Brennnessel, Giersch, Spitzwegerich, Kleine Braunelle, Kleiner Wiesenknopf, kleine Bibernelle, Malve, Beinwell, Habichtskraut, Nelkenwurz, Blutwurz, Wiesen-Pippau, Gundermann, Bärlauch, Löwenzahn und Gänseblümchen. Warum? "Es macht mich zufrieden. Es ist eine Bereicherung meines Speiseplans und erweitert meinen Horizont." Somers: "Wenn ich aus meinem Garten mit einer Handvoll Gesundem in die Küche komme, oder vom Spaziergang mit einer Tüte voll leckerer Sachen, dann habe ich meinen Sammeltrieb ausgelebt und weiß, dass ich mir was Gutes tue." Der Mensch als Jäger und Sammler also.

Auch Silvia Heider hat sich schon immer für Natur interessiert. Doch zu ihrem Beruf hat dies die gelernte Schneiderin erst spät gemacht. 2012 absolviert die Schwaigernerin die Ausbildung zur Kräuterpädagogin, besucht die Freiburger Heilpflanzenschule und bildet sich zur Fachberaterin für Bienenprodukte weiter. Heute gibt die 60-Jährige, die aktives Mitglied beim Nabu Schwaigern und Umgebung ist, Kurse an Volkshochschulen oder Vorträge für die Landfrauen und bietet Kräuterführungen an. Auch wenn für Heider durch die Corona-Pandemie fast alle beruflichen Möglichkeiten weggebrochen sind, sieht 
sie das Positive daran: "Die Leute sind mehr draußen und das Interesse an der Natur ist größer geworden." Das gilt es zu nutzen, so Heider. "Der Geschmack, das Gefühl muss an die Leute rangebracht werden, dass die Natur da draußen nicht böse ist, sondern uns
ernähren kann." 

Was also tun, wenn ich mein eigenes Reich – ob Balkon oder Garten – zum  Wildpflanzenparadies machen möchte? In einer kleinen Ecke Brennnessel und Spitzwegerich stehen lassen, ist Silvia Heiders Tipp. Die Natur findet ihren Weg. Auch Markus Strauß empfiehlt: "Wenn man im Garten Giersch, Löwenzahn und Brennnessel zulässt, ist der Anfang getan." Auch auf dem Balkon kann jeder loslegen: "Rucola wächst bestens in einem Topf. Genauso Salbei, Wermuth und Dost." Rezepte, wie die  Wildpflanzen zu leckerem Essen verarbeitet werden können, bietet das Internet zuhauf. Anleitungen für Brennnessel-Kuchen, Vogelbeer-Elixier oder Wildem Früchtebrot sind zum
Beispiel auf der Homepage von Markus Strauß zu finden. Daniela Somers nutzt neben ihrer Homepage das Bürgerportal der Heilbronner Stimme, meine.stimme, um ihr Hobby und ihr Wissen breit zu streuen. Dort stellt sie Pflanzenporträts ein oder gibt Tipps. Zum Beispiel, was aus den Kernresten beim Geleekochen noch Leckeres entstehen kann: Brombeer-Essig etwa. Auch Silvia Heider plant bei ihren Führungen immer eine Verkostung mit ein. "Die Leute müssen es schmecken." Oder wer weiß schon, dass angebratene Spitzwegerichblüten wie Champignons schmecken? Dass Schnittlauchblüten dekorativ und gesund auf dem Salat sind? Oder wer weiß, dass das Gänseblümchen eine  Heilpflanze ist, in der viel Vitamin C, Vitalstoffe, Magnesium und Eisen stecken?

Dann geht man vielleicht nicht mehr achtlos daran vorbei oder sticht sie entnervt aus dem Rasen. Das gilt auch für die anderen Wildpflanzen, weiß Markus Strauß. Darin stecken fünf bis zehn Mal mehr wichtige Stoffe für uns Menschen als in gezüchtetem und gekauftem Spinat und Co..  

Silvia Heider sind noch andere Aspekte an Wildpflanzen wichtig: ihre Heilwirkung. Der Spitzwegerich ist ein tolles Indianerpflaster für unterwegs. Der Breitwegerich hilft als Ersatz-Blasenpflaster. Damit sich das Wissen rund um die Pflanzen um uns herum weiterverbreitet, hat Markus Strauß, der heute im Allgäu lebt aber vom Bodensee stammt,
vor fünf Jahren die Stiftung Essbare Wildpflanzenparks (Ewilpa) initiiert. Das Ziel: In Parks Wildpflanzen, Stauden, Sträucher und Bäume zu pflanzen, um diese kontrolliert verwildern zu lassen – und jeder kann sich am Angebot der Natur bedienen. 4000 Parks für  Deutschland hat Strauß als Ziel ausgegeben. Drei Ewilpa-Parks gibt es in Deutschland schon. Das klingt nach wenig. Doch der 54-Jährige ist zuversichtlich: Das Thema Wildpflanzen und im Einklang mit der Natur leben sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ein Essbarer Wildpflanzenpark für die Region? Daniela Somers wäre sofort als Ehrenamtliche mit dabei. Katja Bernecker

Was sind Ewilpas?
Unter Essbaren Wildpflanzenparks (Ewilpa) versteht der Initiator der Stiftung, Markus Strauß, ein öffentlich zugängliches Gelände, auf dem essbare Wildpflanzen das ganze Jahr hinweg von jedem geerntet werden können. Zugleich ist der Park Erholungslandschaft und artenreiches Biotop. Deutschlandweit gibt es zurzeit
drei Ewilpas: in Kemnath-Waldeck in Bayern, Bad Pyrmont in Niedersachsen und in Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen.

Wildkräuter-Porträts
Silvia Heider hat für den "Reiner" sechs Wildkräuter-Porträts verfasst, von: Brennnessel, Huflattich, Gänseblümchen, Vogelmiere, Löwenzahn und Spitzwegerich. Zu lesen auf Seite 34 im Blätterkatalog.


"Reiner"-Auslagestellen und virtuelles Durchblättern

Coronabedingt sind die Geschäftsstellen der Heilbronner Stimme sowie Hohenloher Zeitung aktuell leider geschlossen. Hier können sich Interessierte sonst gratis eine gedruckte Ausgabe des Magazins abholen. In einigen geöffneten Lebensmittelgeschäften sowie Reformhäusern, Hofläden oder aber Bäckereien liegt das Heft allerdings wie gewohnt in der gesamten Region aus. Hier geht es zur Liste der Auslagestellen. Alternativ steht im Internet unter www.stimme.de/reiner eine digitale Ausgabe des Heftes zum virtuellen Durchblättern zur Verfügung. Abonnenten der Heilbronner Stimme, Hohenloher Zeitung und Kraichgau Stimme finden das Umweltmagazin heute zusätzlich an das E-Paper ihrer Tageszeitung angehängt.

Mehr im Internet: 

Profil von Daniela Somers auf meine.stimme: www.meine.stimme.de/somers

Silvia Heider hat 2018 beim Lesersommer der Heilbronner Stimme zusammen mit meine.stimme eine Wildkräuterführung angeboten. Hier geht es zum Beitrag

Infos zu Markus Strauß und der Stiftung Essbare Wildpflanzenparks: www.dr-strauss.net

Online durch den "Reiner" blättern: zum Blätterkatalog 

Autor:

Katja Bernecker aus Heilbronn

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