Blinden- und Sehbehindertenverband stellt Forderungen für mehr Selbständigkeit auf

Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e.V.


Initiative für RehaBILITATION nach Sehverlust

Nach einem Schlaganfall oder einer Hüftoperation ist es selbstverständlich, dass der Patient eine Rehabilitation bekommt. Nach einem Sehverlust gibt es keine gleichwertigen Angebote. Dies trifft ältere Menschen besonders hart. Deshalb macht sich der DBSV jetzt  dafür stark, eine medizinische Reha nach Sehverlust zu schaffen. Eine unheilbare Augenerkrankung, die mit einem Sehverlust bis hin zur Erblindung einhergeht, führt häufig zu einer massiven Einbuße an Selbstständigkeit. Sich ein Brötchen schmieren oder einen Kaffee kochen und in die Tasse gießen, den Haushalt führen, einkaufen, kochen, putzen, Zeitung und Briefe lesen, Bank- und Behörden-angelegenheiten klären - all das fällt plötzlich schwer oder geht gar nicht mehr. Hinzu kommt die Angst zu stürzen, allein auf die Straße zu gehen. Soziale Kontakte brechen weg, weil man nicht mehr zum Sport oder zur Chorprobe geht. Und ständig ist man abhängig von fremder Hilfe. All das macht einsam. Ein Sehverlust geht mit psychischen Belastungen einher und löst nicht selten Folgeerkrankungen wie Depressionen aus.

Mit der richtigen Unterstützung können viele der beschriebenen Folgen eines Sehverlusts gemindert werden. Sozialberatung, Alltagstipps und der Austausch mit anderen Betroffenen sind wichtige Bausteine, die durch die Selbsthilfe geleistet werden.

Für Sie im Stadt- und Landkreis Heilbronn steht ihnen der Blinden- und Sehbehindertenverband Kreis Heilbronn zur Seite
Kontakt: Wolfgang Heiler, Löwensteiner Straße 17,74360 Ilsfeld
Telefon: 07062/ 65053 / Email: heilbronn@bsv-wuerttemberg.de 


Darüber hinaus braucht es Unterstützung durch weitere Fachleute. Der DBSV setzt sich seit Jahrzehnten für den Ausbau von Rehabilitationsmaßnahmen ein. Reha schafft die Grundlage fürSelbständigkeit und Selbstbestimmung und bietet neue Lebensperspektiven. Schulungen in Orientierung und Mobilität (O&M) sowiein Lebenspraktischen Fähigkeiten (LPF) gibt es seit den 1970er Jahren.

Es müssen neue Angebote für ältereMenschen geschaffen werden, denn schlechtes Sehen tritt häufig erst im höheren Lebensalter auf. Diesen Menschen, die oft weitere alterstypische Probleme haben, fällt es besonders schwer, sich noch einmal auf eine völlig neue Situation einzustellen. Sie brauchen eine besondereUnterstützung, die bislang fehlt.

Zu einer komplexen Reha müssten unter anderemfolgende Elemente gehören: die effektive Nutzung des noch vorhandenen Sehvermögens und die Sensibilisierung aller anderen Sinne, O&M und LPF zur Wiedergewinnung von Selbstständigkeit im Alltag, die Auswahl und Anpassung von Hilfsmitteln, die psychische und psychosoziale Begleitung und Unterstützung einschließlich der Vernetzung mit der Selbsthilfe.

Fachkräftemangel in der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation - Reha-Lehrer braucht das Land!

In den vergangenen fast 40 Jahren entwickelte sich die Ausbildung von Rehabilitationsfachkräften in Marburg und Hamburg stetig weiter und genießt heute im europäischen Vergleich einen hervorragenden Ruf. Die Rehalehrer lernen,sich auf die Bedarfe verschiedenster Zielgruppen einzustellen, von Kindern bis zu Senioren, von berufstätigen Frauen und Männern bis zu Menschen mit komplexen Beeinträchtigungen. Es werden in den nächsten 15 Jahren rund 50 Prozentder noch 210 aktiven Rehalehrer in den Ruhestand gehen.

Die Wartezeiten auf Reha-Schulungen werden immer länger, insbesondere im ländlichen Raum. Die ausgebildeten Rehafachkräfte können den Schulungsbedarf von Menschen mit Seheinschränkung nicht mehr decken. Es sind weder die inhaltliche Qualität der Ausbildung noch die beruflichen Perspektiven, die den seit Jahren bestehenden Mangel an Rehalehrern bedingen. Vielmehr sind es klaffende Lücken bei den Finanzierungsmöglichkeiten der Weiterbildung und wohl auch der geringe Bekanntheitsgrad des Berufsbildes, die zu erheblichen Nachwuchsproblemen führen. Die ein- bis anderthalbjährige Weiterbildung zur Rehabilitationsfachkraft setzt eine abgeschlossene Berufsausbildung im pädagogischen oder sozialmedizinischen Bereich voraus. Sie zeichnet sich durch einen hohen Praxisbezug aus. Ergänzend zu den Vollzeitausbildungen wird ein berufsbegleitendes Modell entwickelt, das in zwei bis drei Jahren zumAbschluss führt.

Der verschärfte Mangel an Rehafachkräften steht inzwischen auf dernationalen Agenda des Blinden- und Sehbehindertenwesens. Dabei geht es darum, die öffentlichen Fördermöglichkeiten auszuschöpfen und private Geldgeber für ein Stipendiensystem zu suchen. Die Vertreter der örtlichen Selbsthilfe suchen Interessierte Personen für die Ausbildung zum Reha-Lehrer und gleichfalls Spender oder Finanzierungsmöglichkeiten um auch im Stadt- und Landkreis Heilbronn zukünftig wieder zeitnah ein Mobilitätstraining anbieten zu können.

Politisches Engagement ist gefragt, um die staatliche Wertschätzungdes Berufsbildes zu erhöhen und eine gesicherte Finanzierung der Weiterbildung zur Rehafachkraft zu etablieren. Erklärtes Ziel aller beteiligten Institutionen ist es, die bedarfsgerechte Versorgung mit Schulungen in O&M und LPF auch in Zukunft durch qualifizierte Rehabilitationsfachkräfte sicherzustellen.

Autor:

Blinden- und Sehbehindertenverband Kreis Heilbronn aus Ilsfeld

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