Hurra die Brennnessel ist wieder da!

Die große Brennnessel

Ich freue mich über meine Brennnessel im Garten. Und damit sich noch ein paar Gartenbesitzer darüber freuen, möchte ich euch ein wenig über die Große Brennnessel erzählen.
Botanischer Name: Urtica dioica
Pflanzenfamilie: Brennnesselgewächse, Urticaceae
Verschiedene Volksnamen: Saunessel, Senznettel, Donnernessel oder Scharfnessel, Haarnessel, Hanfnessel, Nessel, Dudelkolbe, Estekraut, Feuerkraut, Gichtrute, Große Neddeln, Hanfnessel, Tausendnessel, Teufelskraut, Tissel, Tittenkölbl, Zingel
Woher kommt der Name, Assoziationen zum Erscheinungsbild:
Der Gattungsname Urtica stammt vom lateinischen urere= brennen.
"Donnernessel" hieß sie in Anspielung auf den angeblichen Schutz vor Blitzschlag. Bei den Germanen (vermutlich auch bei den Kelten) zählte die Brennnessel zu den besonderen Pflanzen und war ihrem Donnergott Donar geweiht. Sie galt als Beschützerin des Gehöfts, weil sie die Nähe menschlicher Siedlungen sucht.
Aus dem Kräuterbuch des Dodonäus (16. Jahrhundert) "Das Kraut kenn ich" sagte der Teufel und setzte sich genüsslich in einen großen Brennnesselbusch, gleich hinterm Haus. Daher wahrscheinlich auch der Name Teufelskraut.

Pfarrer Kneipp empfahl die sogenannte „Urtication“: Zur Behebung rheumatischer Schmerzen und des Hexenschusses werden dabei die betroffenen Stellen des Körpers mit Brennnesseln gepeitscht.

Man findet die Brennnessel auch im Wappen Schleswig-Holsteins. Ein Brennnesselblatt ist darin zu sehen.

Wenn ihr an Nesseln streifet,
So brennen sie;
Doch wenn ihr fest sie greifet,
Sie brennen nie.
So zwingt ihr die Feinen,
Auch die gemeinen Naturen nie.
Doch preßt ihr wacker
Wie Nußaufknacker,
So zwingt ihr sie.
(Von Friedrich Rückert 1788 bis 1866 )

Beschreibung und Aussehen der Pflanze:
Die Pflanze ist krautig und mehrjährig. Der Stängel wächst aufrecht und ist stark kantig. An allen grünen Pflanzenteilen befinden sich Brenn-, Borsten- und Drüsenhaare.
Blätter: Dunkelgrüne Blätter stehen paarweise gegenüber. Länglich, eiförmig, spitz zulaufend und am Rand grob gesägt. Die Blattoberfläche ist stark strukturiert. Die Blattnerven sind auffällig und verlaufen in Halbbogen von Blattseite zu Blattseite. Dicht mit Borsten-u. Brennhaaren besetzt.
Blütenfarbe: cremeweiß, grünlich bis gelblich
Blütenform: Die radiärsymmetrischen Blüten sind unscheinbar, in Rispen, in den oberen Blattachseln. 2-häusig. Männliche Blütenstände sind gelblich grün und nach oben gerichtet, weibliche dagegen graugrün und hängend. Die Staubblätter der männlichen Blüten stehen eingekrümmt unter Spannung und explodieren bei geringer Bewegung, das bedeutet, dass die Pollensäcke platzen und die Pollen als Pollenwolke freigesetzt werden.
Früchte/ Samen: Nussfrüchte, die jeweils einen Samen enthalten. Die Samen sind meist eiförmig. Sie schmecken nussig und sollten roh gegessen wierden, wegen ihrer Fettsäuren, die heißen Zustand verloren gehen.
Blütezeit: Juni bis Oktober
Pflanzenhöhe: 30 bis 150 cm
Besonderheiten: Warum brennen Brennnesseln bei Berührung? Sie hat feine Brennhaare, die mit Kieselsäure und Ameisensäure gefüllt sind. Mikroskopisch wirken diese Haare wie feine Nadeln. Berührt nun ein Lebewesen diese Nadeln so brechen sie ab und bohren sich in die Haut ein. Gleichzeitig gelangt die Ameisensäure in die Haut, die für das Brennen und die Bildung der typischen roten Quaddeln verantwortlich ist. Die Menge der in die Haut gelangten Säure ist in der Regel unbedenklich und wird schnell vom Körper abgebaut.
In den Kanten der Stängel befinden sich die Bastfasern, die man zu dem so genannten Nesseltuch verarbeiten kann. Bei Ausgrabungen auf der dänischen Insel Funen wurde in einem 2800 Jahre alten Grabmal Gebeine gefunden die in Nesseltuch gewickelt waren. Stoffe aus Brennnessel waren den Archäologen zufolge keineswegs billiger Ersatz für die damals bereits verbreiteten Textilien aus Flachs, Hanf oder Wolle. Das Textil war vielmehr ein fürstlicher Luxusartikel. Bastfasern des Stängels wurden früher auch genutzt um daraus Reusen, Tragtaschen, Fallstricke, Netze, Taue, Schnüre, Säcke und sogar Papier zu machen.
Einige Schmetterlingsarten wie z. B. Tagpfauenauge oder Kleiner Fuchs sind bei der Fortpflanzung auf die Brennnessel angewiesen.

Aus der Brennnessel lässt sich auch eine gute Jauche zur Pflanzenstärkung und zur Schädlingsabwehr herstellen.

Vorkommen, Standortansprüche: an Waldrändern, Brachflächen, an Rändern von Kulturparks oder in der Nähe von Teichen, Tümpeln und Flussrändern. Brennnesseln sind überall dort anzutreffen, wo nährstoffreiche bzw. stickstoffreiche Böden mit ausreichender Feuchtigkeit vorhanden sind. Am liebsten im Halbschatten oder sonnig ohne pralle Mittagssonne.
Wie vermehrt sie sich: Über Samen und Rhizomausläufer.
Welche Teile können genutzt werden: Kraut, Samen, Wurzeln
Wie schmecken sie: herb, aromatisch. Die Samen leicht nussig.
Gute Inhaltsstoffe: Nesselgiftstoff, Histamin, Ameisensäure, Lecithin, viel Chlorophyll, Eisen, Kieselsäure, Kalk, Kalium, Kalzium, Phosphor, Schwefel, Natrium und die Vitamine A, B und C. Samen: fettes Öl, Linolsäure, Polysaccharide, Carotinoide
Volksmedizinischer Gebrauch: Sie wirkt blutbildend, blutreinigend und anregend auf den gesamten Stoffwechsel. Zudem hat sie eine entwässernde Wirkung. Damit ist sie hilfreich bei Harnwegsentzündungen, Harnleitungsstörungen, Nierengrieß, Prostatavergrößerung, Reizblase, Gicht, Rheuma, Nesselsucht, Hautjucken, Störungen und Beschwerden der Galle und Leber. (Schon Paracelsus hat Brennnesselsaft bei Gelbsucht (Hepatitis) verordnet.)
Pharmazie: Urticae folium (Blätter): Zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden; Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege. Als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß. Brennnesselwurzelextrakt (Urticae radix) ist, in Kombination mit Extrakten aus den Früchten der Sägepalme, in Form von Kapseln im Handel (Prostagutt F).
Nutzen für kosmetische Produkte: als Zusatz zu Shampoos, Haarpflegemittel. Gesichtsdampfbad oder eine Maske bei unreiner Haut. Sie soll porenverengend und blutreinigend wirken.
Verwendungsarten: frischer Presssaft, Tee, Tinktur, als Beigabe in Salat, Frischkäse, Kräuterquark, Kräuterbutter, Kräutersalz. Auch als Gemüse, in Suppen und Aufläufen. Samen angeröstet z. B. als Beigabe zu Salat.

Rezepte:Brennessel-Risotto: 1 großes Büschel Brennnessel gewaschen, geschnitten,
2 mittelgroße Zwiebeln klein geschnitten, 6 EL Öl, 350 g Vollkornreis, Salz, Pfeffer,
1/2 l Brühe, 60 g geriebener Parmesan.
Zwiebeln und Brennnessel in Öl andünsten. Reis zugeben und mit 1 l heißem Wasser aufgießen, mit Salz und Pfeffer würzen. Ca. 20 Minuten kochen, immer wieder mit Brühe aufgießen. Mit Parmesan bestreut servieren.
Omelett mit Brennnessel-Püree:
Brennnesselblätter von den festen Blattstielen befreien, Blätter gut waschen und mit sehr wenig Wasser im abgedeckten Topf eine viertel Stunde lang kochen, Sud 1 – 2 Mal wegschütten. Salzen, 1 gehackte Zwiebel und etwas Butter hinzugeben. Unter ständigem Umrühren eine viertel Stunde weiterkochen lassen. Das Püree kann mit etwas Rahm noch verfeinert werden.
Dann die Omelette mit Mehl, Milch, Wasser, Eiern und Salz wie üblich zubereiten, das Brennnessel-Püree damit einrollen.
Brennnesselsuppe: Zutaten (4 Personen): 500 g Kartoffeln, 2 Zwiebeln, 1 Esslöffel Butter, 1 l Gemüsebouillon, etwa 75 g Brennnesseln, Pfeffer, 1 rote Chilischote (nach Belieben), 250 g Frühkartoffeln, 2 Esslöffel Öl.
Die Kartoffeln schälen und in Würfel schneiden. Die Zwiebeln fein hacken. Beides dann in der Butter 3-4 min dünsten. Anschließend mit der Bouillon ablöschen, aufkochen und zugedeckt etwa 15 min köcheln lassen.
Die Brennnesseln waschen, die Blätter von den groben Stielen zupfen und in die Suppe geben. Die Suppe weitere 10 min kochen lassen und dann im Mixer oder mit dem Stabmixer pürieren. Mit Pfeffer würzen.
Die Chilischote in Ringe schneiden. Die Frühkartoffeln schälen und in kleine Würfelchen schneiden. Im heißen Öl 10-15 min knusprig braun braten. Dann die Chilischote hinzufügen und kurz darin wenden. Die Suppe in 4 Teller anrichten und die Kartoffelwürfelchen mit den Chiliringen darauf verteilen.

Warnhinweise: Keine, außer der Vorsicht vor den Brennhaaren beim Pflücken.

So, nun hoffe ich das der Eine oder Andere seine Brennnessel im Garten mit ganz anderen Augen betrachtet und sich auch freut eine so tolle Pflanze im Garten zu haben.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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