…und den können wir jetzt im Museum besichtigen.
Das „ART“ im Namen hat seine volle Berechtigung und sollte nicht weggelassen werden. Warum, wird einem schon nach kurzer Zeit im Museum klar.
Das BikiniARTmuseum ist ein Museum für Bademode und die Geschichte der Badekultur von der Antike bis Heute. Bademode in all ihren oft erstaunlichen Facetten, oder wer würde bei dem Thema Bademode schon an „Die Gleichschaltung der Textilindustrie im Dritten Reich“ denken? Wir erfahren, warum Bad Rappenau Hauptstadt der Bademode war und wie es um die Nachhaltigkeit zukünftiger Bademode bestellt ist. Ist der Bikini die Befreiung der Frau gewesen oder ein Schritt zu ihrer Sexualisierung? Auch solche Fragen werden hier gestellt.
Unter dem Stichwort „Body Positivity“ werden tabuisierte Themen wie Schönheit und Behinderung oder Die Schönheit des älter werdenden Menschen angesprochen.
Auf über 2000 qm sind rund 1.200 Ausstellungsstücke zu einer weltweit einzigartigen Sammlung vereint. Dass dieses Museum in Bad Rappenau entstanden ist, ist kein Zufall. Den Älteren von uns ist sicher noch die Firma Wilhelm Benger Söhne bekannt, besser vielleicht noch die Marke Benger Ribana. Der Nachlass dieser Firma bildete den Grundstock für das Museum.
Zu bewundern ist der Mut der Museumsgründer, ein solches Projekt ins Leben zu rufen. Schade das es ausgerechnet in diese Corona Zeit hineinfiel.
Exponate aus allen Epochen und Kontinenten sind hier zu finden. Der Bikini von Marlene Dietrich und die Badehose von David Hasselhoff, Bademode aus Brasilien und Afrika sowie eine herrlich kunterbunte Sammlung von Badekappen. Viele Stars von Brigitte Bardot über Ave Gardener bis Claudia Schiffer zieren mit Foto und Originalautogramm eine große Tafel und zeigen die guten Kontakte der Ausstellungsverantwortlichen in die Welt der High Society.
Das wertvollste Stück ist „Der Goldene Rétard“, eine Einzelanfertigung des Bikini Erfinders Louis Rétard aus dem Jahre 1948. Glanzstücke traditioneller Firmen wie Triumph und Naturana laden ebenso zum Staunen ein wie die Bademode namenhafter Luxuslabels wie Dior und Chanel.
Provokation pur auch heute noch: Raquel Welch im knappen Steinzeitbikini, gekreuzigt im Zeichen des Feminismus. 1966 haben sich die Fotografen nicht getraut das Bild zu veröffentlichen. Und die Museumsmacher*innen haben durchaus noch andere Ambitionen. Die Sonderausstellung „Marlene Dietrich. Die Diva. Ihre Haltung. Und die Nazis“ beweist dies eindrucksvoll.
Das Museum kommt poppig bunt daher und ist keine Sekunde langweilig. Unendlich viele Informationen bringen den Besucher an die Grenze der Aufnahmefähigkeit. Die Frage, woher der Bikini seinen Namen hat wird ebenso beantwortet wie die, wie ein Bikini entsteht. Wem die vielen Infotexte bei den Exponaten noch nicht genug sind, der kann sich in der Leseecke aus dem prall gefüllten Bücherschrank bedienen. Auf zahlreichen Bildschirmen laufen Videos zu den verschiedensten Themen.
Neben den Badeanzügen, Badekostümen, Badehosen und Bikinis finden wir auch einige schöne Kunstwerke der Popart zum Thema Bademode. Otto Waalkes „Otifant on the Beach“ oder Robson Reismarques „Fischer Woman“ und „Fischer Man“, um nur einige zu nennen.
Eine Barbiepuppen-Sammlung lässt die Herzen der Kleinen höher schlagen. Für Selfie-Fans gibt es einen Raum, wo man sich nach Lust und Laune vor poppigen Hintergründen ablichten kann. Im angeschlossenen Dean&David Restaurant kann man sich nach getaner „Arbeit“ mit leichter und gesunder Kost stärken. Ein Museumsshop rundet das ganze ab.
Die Macher*innen verstehen ihr Haus als Museum 2.0, es lädt zum Tanzen, Sehen, Hören, Fotografieren und Staunen ein. Der Versuch, das besondere Lebensgefühl von Sommer, Sonne, Strand und Meer dem Besucher zu vermitteln, ist hier herrlich gelungen.
Adresse: Direkt an der Auto A6 Ausfahrt 35 Bad Rappenau
Öffnungszeiten: Mittwoch-Sonntag, 10:00-20.00 Uhr
WEB-Seite: https://www.bikiniartmuseum.com
(Diese WEB-Seite ist ein echtes Highlight)
Toll vorgestellt, Michael!
Als ich vor dem Haus stand, war es noch zu.
Ich wusst von der Eröffnung ... aber es war unter der Woche und einfach zu FRÜH....