Herbstzeit – Kerwezeit. In Obergimpern steppt der Bär

Familienausflug zur Kerwe in Obergimpern. (Foto: gam)
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BAD RAPPENAU-OBERGIMPERN | Auch in diesem Jahr feierten Obergimperners Bürger im Ortskern in der Grombacher Straße ihre Kerwe, eine Traditionsveranstaltung, die schon seit über 70 Jahren im Ort gefeiert wird.

Von Freitag 134.09. bis Montag 16.09. luden der umtriebige Festplatzorganisator Erix Remmele, Festwirt Otto Gollerthan und die beteiligten örtlichen Vereine Besucher aus Nah und Fern herzlich dazu ein, gemeinsam die alljährliche Kerwe zu feiern.
Und pünktlich zum Auftakt hing auch die Symbolfigur – die „Kerweschlumpel“ an ihrem Platz. Dafür sorgt seit 30 Jahren Erika Rauschdorf (69), die in zweitägiger Arbeit die Figur erschafft, diese bei einem örtlichen Bauern mit Stroh ausstopft, ihr das Kleid anzieht und die Maske richtet.
Bei sommerlich warmen Wetter zog es viele Obergimperner besonders zur Mittagszeit zum Essen in Gollerthans Festzelt, wo mit Rehbraten, gefüllter Kalbsbrust, Schnitzel oder einem Wurstsalat schon einiges geboten wurde. Wer es etwas deftiger mochte, den zog es in die Scheune von Steffen Rauschdorf, wo der Motorradclub Obergimpern e.V. (MCO) seine Vesperscheune eingerichtet hatte. Frische Vesperbrote mit Griebenschmalz oder Schinken, ein Vesperbrettle mit Blut- und Leberwurst oder ein deftiger Zwiebelkuchen konnten hier verzehrt werden. Für die Kerwetage hatten die fleißigen Helfer 50 kg Zwiebel geschält und geschnitten und zu 32 leckeren Kuchen verarbeitet. Bei den lustigen Frauen des Fördervereins der Grundschule Obergimpern gab es zum Kaffee selbstgebackene Kuchen und leckere Torten. Insgesamt wurden 25 Kuchen zum Verkauf angeboten. Mit dem Erlös aus dem Verkauf finanziert der Förderverein Spielgeräte für den Pausenhof oder organisiert Theaterfahrten für die Schüler. Gleich nebendran waren erstmals die Tänzerinnen der Grünen Garde des Obergimperner Carnevalclubs „Die Brüggehossler“ e.V. am Start. Trainerin Jasmin Richter (34), deren Mutter Isolde Richter auch schon dieses Amt inne hatte, hatte mit ihren Mädels eine kleine Schnapsbar aufgebaut. Dort gab es fruchtige Schnäpse oder sogenannte Shots mit phantasievollen Namen wie Rothaarschlampe, Tollwut und Bud Spencer sowie den Hugo in verschiedenen Variationen. Auch hier fließt der Erlös aus der Bewirtschaftung wieder in die Kasse der Garde zur Finanzierung neuer Kostüme oder des Abschlußessens am Kampagnenende.
Süßes gab es auch zur Genüge, sehr zur Freude der jungen Besucher. Erix Remmele hatte einen ganzen Zuckerwagen aufgebaut mit Softeis, gebrannten Mandeln, Gummibärchen in verschiedenen Sorten, Kaugummi und vieles mehr. Direkt gegenüber hatte seine Lebensgefährtin Isolde Richter ihr Crêpesmobil aufgestellt. Frisch zubereitete Crêpes, mal herzhaft deftig, mal süß und dazu neben den alkoholfreien Getränken – gerade bei den warmen Temperaturen sehr erfrischend – ein kühles Slash-Getränk.
Ob mit dem Hot Wheel, dem heißen Rad, hoch hinaus, mit dem Kinderkarussell ein paar Runden drehen, sich beim Autoscooter austoben, im Schießwagen gleich nebendran seine Treffsicherheit unter Beweis stellen, ebenso bei Pfeil- und Ballwurf oder sein Glück versuchen in Hilde Remmeles's Glückscenter - auch für die Unterhaltung war bestens gesorgt.
Festplatzorganisator Erix Remmele, vielen ortsansässigen auch als ehemaliger Sitzungspräsident des OCV bekannt, hatte seine ganze Familie und Mitarbeiter eingespannt. Ob Schwester Anja Remmele-Seiwald oder seine Lebensgefährtin Isolde Richter oder Mutter Hilde Remmele … alle waren sie mit ihren Vergnügungsangeboten im Einsatz.

Hilde Remmele begann ihre Karriere als Drahtseilartistin im Alter von 12 Jahren gleich nach dem zweiten Weltkrieg und steht heute mit stolzen 85 Jahren immer noch mitten drin. Sohn Erix, der nach einer Ausbildung zum Maschinenschlosser und beruflichen Arbeit unter anderem bei AUDI vor 45 Jahren in die Schaustellerei wechselte, feierte im vergangenen Dezember auch bereits seinen 60. Geburtstag. Als Organisator der Kerwe trägt er viel zum Gelingen der Veranstaltung bei, in dem er die gesamte Werbung aus eigener Tasche finanziert und jedes Jahr auch über 2.000 Gutscheinkarten (Ermässigungsbons) in den Kindergärten, Schulen und Firmen des Ortes und der Nachbarregion verteilen lässt.

Am Sonntag konnten auswärtige Besucher das Auto zuhause stehen lassen und gemütlich mit dem Krebsbachtäler roter Flitzer anreisen. Die Mitglieder des Fördervereins Krebsbachtalbahn e.V. aus Neckarbischofsheim hatten wieder einen Regelfahrplan mit dem historischen Uerdinger Schienenbus des Fördervereins Schienenbus Kornwestheim zur Kerwe zusammengestellt. So konnte man mit dem brummenden Triebwagengespann zwischen Neckarbischofsheim und Hüffenhardt pendeln.
Am Montag Abend endet die Kerwe in Obergimpern mit dem Trauermarsch der Kerweborscht, die – gehüllt in Priesterkutten – ihre Wehklagen ertönen lassen, dabei allerlei Lokalkolorit zum Besten geben, bevor im feurigen Lichterglanz die Kerweschlumpel verbrannt wird. Mit einem weinenden Auge wird danach wieder alles eingepackt und abgebaut, aber mit einem lachenden Auge schaut man bereits aufs kommende Jahr, wenn es wieder heißt: „Auf geht’s zu nächsten Kerwe!“

Autor:

Peter Gambka aus Heilbronn

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