Deutscher Mühlentag
Glück zu für die Raußmühle
„Glück zu“ für die 3. Mühle
Die Elsenz entspringt im Ort Elsenz, der keine Mühle hat, da die Wassermenge noch zu gering ist, um eine solche anzutreiben. In Rohrbach gibt es die Brennermühle und die Gießhübelmühle. Die 3. am Zusammenfluss der Elsenz mit dem Börzelbach und dem Himmelreichbach ist die Raußmühle, am äußeren Rande der Germarkung Eppingen. Sie wurde bereits 1334 als Mühle des Heinrich Ruthard erwähnt. Sie ist 1996 gefördert als definierter Teil des europäischen Kulturerbes. Seit 48 Jahren schon wird sie restauriert und als Museum und Bauernhof bewirtschaftet.
Zum 30. Mühlentag war sie von sehr vielen Gästen besucht, was das enorme Interesse an der Romantik und Technik der alten Mühlen zeigt. Im Hof drängten sich die Menschen, um das Ensemble eines Gehöftes aus längst vergangenen Zeiten anzuschauen. In Strohkörben flogen Bienen den Nektar der Pflanzenvielfalt in die Waben. Vor den Schweineställen zeigte Roland das Flechten von Schnüren aus Brennnesseln. Martin erzählte Märchen in badischer Mundart und zeigte den Kindern die Arbeiten des Spielzeugmachers am Schnitzelbock (Heinzelbank), der auf jedem Bauernhof vorhanden war.
Für Essen und Trinken war gesorgt. Most, Wein, Apfelsaft, Bier und Wasser, Schmalz- und Quarkbrote, Kaffee und Kuchen und Bratwürste unter der Regie von Heidi und Manfred und 10 weiteren Helfern. Bernds Kamera war auf der Suche nach aussagestarken Motiven für unsere Dokumentation des Lebens auf der Raußmühle. Hans machte Führungen im Hof zu der Geschichte der Restaurierungen, die durch die Mitglieder des Fördervereins, Raußmühle e. V. in den letzten Jahren geleistet wurden. Weitere Mitglieder standen permanent für Fragen zu Verfügung.
In der Mühle selbst erzählte Frank vom Vorhaben des Vereins in diesem Jahr endlich das Mühlenrad zu bauen. Dazu sind schon seit längerer Zeit Arbeiten am Bachbett durchgeführt worden. Der Fachbaum, ein über 500 Kg schwerer Balken, der nach seiner Fertigstellung mit 10 Personen in Position gebracht werden musste, die Lager, aus Apfelholz gedrechselt, bereits eingebaut und viele weitere Maßnahmen. Planzeichnungen müssen erstellt und eine Holzliste angefertigt werden. Das Rad wird aus Lärchenholz gebaut, die Speichen vermutlich aus Eiche. Ob die Wasserkammerwände aus gebogenen Blechen bestehen werden, wie es beim Originalrad der Fall war, ist noch nicht entschieden. Wir sind mit zwei Wasserbauingenieuren in Kontakt, die uns mit ihrer Erfahrung im Mühlenbau beraten. Lange Telefonate haben wir mit zwei „Mühlendoktoren“ geführt, die leider aus Altersgründen nicht beim Bau vor Ort sein werden. Vor allem haben wir neue Erkenntnisse von Professor Ney zur Diskussion gestellt. Durch neueste Korrekturen der Übersetzung der Keilschrifttexte auf einer 1906 in Persien gefundenen Säule des Gottkönigs Hammurapi, die aus der Zeit um 1750 v. Chr. stammt, hat nicht die Beschreibung eines Winkelzahnradgetriebes zum Inhalt und so muss die Erfindung der „Mühle“ in eine spätere Zeit datiert werden. Vermutlich in die ersten Jahrhunderte vor Christi Geburt. Die exakte Darstellung eines Winkelzahnradgetriebes lieferte dann der römische Architekt Vitruvius im Jahr 35 vor Christus. Sie ist identisch mit dem sog. Planetarium der Raußmühle.
Der 30. Mühlentag hat gezeigt, dass das Interesse an Mühlen groß ist und dass notwendig ist ihre ökologische Geschichte ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Mit unserer technologischen Fortentwicklung sollten wir sehr vorsichtig umgehen, um nicht weiteres Unheil anzurichten, das nicht mehr rückgängig zu machen ist.
„Glück zu“ für die Raußmühle.
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