Berlin ist nach wie vor Hauptstadt der Geschlechtskrankheiten

Berlin war schon in den vergangenen Jahren immer wieder ganz vorn dabei, wenn es um die Infektion mit Geschlechtskrankheiten ging. Dabei ist es doch eigentlich recht einfach, sich zu schützen. Insbesondere Syphilis steht dabei ganz oben auf der Liste. Doch auch HIV-Infektionen oder Gonorrhoe sind leider nicht selten.

Der Anstieg bei Syphilis-Infektionen setzt sich fort

Seit dem Jahr 2016 ist Berlin Hauptstadt der Geschlechtskrankheiten und es ist kein Ende in Sicht. Denn die Zahl der Ansteckungen steigt jährlich. Die Bereitschaft sich zu schützen sinkt immer weiter und da nicht alle Infektionen mit Symptomen einhergehen, wissen viele gar nicht, dass sie sich mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt haben. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass sie die Infektion weitergeben können. Daher sollte sich jeder, der ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte, testen.

Zum einen ist dies mit einem HIV-Test, der zu Hause gemacht werden kann, möglich. Zudem sind anonyme Tests auch bei der Aidshilfe und Checkpoints möglich. Dabei können neben HIV-Tests natürlich auch weitere Tests durchgeführt werden, um auf der sicheren Seite zu sein und seine Sexualpartner nicht anzustecken.

Natürlich werden viele sagen, klar, Berlin ist ja auch Ballungsraum und Großstadt. Dass hier die Infektionen deutlich höher liegen, liegt auf der Hand. Schaut man sich die Zahlen für 2020 an, ist die Zahl der HIV-Ansteckung etwas zweimal so hoch wie im gesamten Bundesgebiet. Syphilis-Ansteckungen hingegen sind sogar knapp fünfmal so hoch. Somit liegt Berlin zwar bei den HIV-Inzidenzen auf dem 6. Platz, bei Syphilis-Inzidenzen allerdings hinter Köln auf dem 2. Rang.

Bei schwulen Männern ist der Anstieg besonders hoch

Experten vom Robert Koch-Institut beobachten schon seit dem Jahr 2010 einen kontinuierlichen Anstieg von Syphilis Infektionen. Auffallend ist, dass schwule Männer besonders häufig betroffen sind. Durch die unzähligen Kampagnen in den 80er-Jahren konnten Syphilis stark zurückgedrängt werden. Auch die HIV-Infektionen waren durch Safer Sex auf dem Rückzug. Leider werden die Menschen wieder unvorsichtiger und Safer Sex ist nicht mehr bei allen ein Thema.

Somit kommen auch die Geschlechtskrankheiten zurück und können sich ausbreiten. Zudem ist Berlin eine Partyhauptstadt mit Saunen, Swingerclubs, Darkrooms und Pornokinos, was die Ansteckungen noch fördert. Allein vor rund 5 Jahren haben sich pro 100.000 Einwohner fast 9,1 Menschen bundesweit angesteckt. In Berlin hingegen waren es 38 Menschen pro 100.000 Einwohner.

Dabei war die Ansteckung im Jahr 2020 im Stadtteil Friedrichshain-Kreuzberg mit knapp 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern am höchsten. Charlottenburg-Wilmersdorf folgt mit 88 und Berlin-Mitte mit 68 Neuinfektionen. Im Gegensatz zu 2010 hat die Syphilis-Inzidenz im Jahr 2020 um 56 Prozent zugenommen. Der höchste Anstieg erfolgte in Neukölln (+256 Prozent). Auf Rang 2 liegt Reinickendorf mit einem Plus von 241 Prozent und Friedrichshain-Kreuzberg kommt auf Rang 3 mit einem Zuwachs von 208 Prozent.

Doch auch bundesweit steigen die Syphilis-Infektionen weiter an. Es hat also nicht nur mit der Hauptstadt zu tun. Daher ist es besonders wichtig, dass wieder Maßnahmen gegen die hohen Inzidenzen ergriffen werden. Denn immerhin möchte die Vereinten Nationen bis zum Jahr 2030 Geschlechtskrankheiten signifikant eindämmen.

Die Langzeitfolgen von Syphilis

Die Erkrankung mit Syphilis ist nicht ganz ohne Probleme. Häufig tritt die Krankheit nämlich ohne Symptome auf und der Betroffene weiß gar nicht, dass er sich angesteckt hat. In einigen Fällen kann aber auch Tage oder Wochen nach der Ansteckung ein Geschwür am Penis auftreten, welches kaum Beschwerden verursacht. Zudem kann es zu Muskelschmerzen, geschwollenen Lymphknoten, Gelenkschmerzen, Fieber, Kopfschmerzen oder auch Müdigkeit kommen. Selbst Hautveränderungen sind möglich. Das Problem dabei ist, dass die Symptome meist nicht schlimm sind und man dahinter keine Geschlechtskrankheit vermutet. Die Langzeitfolgen sind jedoch fatal. Denn eine unbehandelte Syphilis kann zu Schädigungen des Gehirns oder auch zur Unfruchtbarkeit führen. Daher ist ein regelmäßiger Selbsttest von großer Bedeutung, um rechtzeitig gegen die Infektion vorzugehen und Langzeitfolgen zu vermeiden.

Autor:

Roland Frenzke aus Kirchheim

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