Religion: Kitt der Gesellschaft
Kreuzzüge, Sechstagekrieg, Nordirlandkonflikt, Islamisten: Seit jeher maßen sich Machthungrige aus menschlicher Schwäche an, sich Juden, Muslims oder Christen zu nennen. Leider werde heute noch, so Prof. Dr. Karl-Josef Kuschel beim Dachbodengespräch der Kolpingsfamilie Oedheim, der gegenseitige Ausschluss propagiert. Das Wissen um die Versöhnlichkeit der Religionen und Appelle religiös Verantwortlicher, gewaltsames Treiben zu unterlassen, würden in der Weltöffentlichkeit zu wenig wahrgenommen.
Kuschel hatte fast 20 Jahre lang führende Positionen an der Uni Tübingen und forscht nach hieb- und stichfesten Argumenten für den interreligiösen Dialog. Beispiel sei ein Gespräch zwischen Altbundeskanzler Helmut Schmidt und dem damaligen Staatschef Ägyptens, Anwar as-Sadat. Sadat überzeugte Schmidt von der heilbringenden Wirkung der drei Weltreligionen. Helmut Schmidt, eher rationaler, kühler Hanseat ging aus diesem Gespräch mit der Überzeugung heraus, dass im Miteinander der Religionen und im gemeinsamen Alten Testament die Quelle des Weltfriedens liege. Die im Zuge des wirtschaftlichen Fortschritts vermeintlich entbehrliche Religionsgebundenheit sei auf Teilbereiche Europas beschränkt. Weltweit spiele der religiös motivierte Zusammenhalt die prägende Rolle als „Kitt der Gesellschaft“.
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