Zur Verdopplung des Flächenverbrauchs in 2017: Ziel verfehlt

Die Zahl von 7,9 Hektar verbrauchte Fläche für neue Siedlungen und Straßen in 2017 ist selbst mit Verteilung der Nachmeldungen auf zurückliegende Jahre auch auf den zweiten Blick alarmierend. Denn die zuletzt gehandelte Zahl von 3,5 Hektar täuschte einen abnehmenden Trend vor, das statistische Landesamt und die Landesregierung gaben euphorische Meldungen raus. Nun wird der reale tägliche Verbrauch ab 2013 auf 5,5 Hektar nivelliert. Die Zielerreichung ist dahin, der Verbrauch liegt nun nicht unter, sondern über den zuletzt für 2016 angegebenen 5,2 Hektar. Die korrigierte Zahl bestätigt die beobachtete Bauwut. Es braucht eine Handlungsumkehr beim Flächenverbrauch, die 2006 von Ministerpräsident Oettinger geforderte Netto-Null liegt in der Ferne.

Der Tenor aber ist (Heilbronner Stimme 15.10. Seite 5), das müsse wegen des Wohnungsmangels so sein. Dabei praktiziert Baden-Württemberg eine falsche Raumplanung. Alles wird ins Land geholt. Andere Regionen dünnen aus. Wenn Gemeindetagspräsident Kehle das Bauland wegen des jährlichen Zuzugs in der Größenordnung einer Großstadt über Umweltbelange hinweg einfordert, so muss man auch sagen, dass die Menschen von den hemmungslos in die Landschaft gesetzten Gewerbegebieten und Büroflächen in den Städten angezogen werden. Für die gesetzlich verbrieften guten Lebensverhältnisse in allen Teilen des Bundesgebietes müssen auch Brachflächen im Osten und anderen Teilen wiederbelebt werden. Wir brauchen bezahlbare Etagenwohnungen in zentralen Lagen, keine Häuschen an der Peripherie in öden Siedlungen. Und ja, wir brauchen die Gelbbauchunke.

Die Relativierung der Zahl mit einem höheren Anteil der Grün- und Freiflächen hinkt, den sie entziehen der Landwirtschaft, Fauna und Flora sowie dem Erlebnis des Naturraums die offene Landschaft.

Das Land Baden-Württemberg ist beim Umgang mit den Lebensgrundlagen kein Musterländle. Insbesondere der Landkreis Heilbronn muss hier nachsitzen. Im Baugesetzbuch ist auch das Klima Schutzgut. Der Weltklimarat hat die unmissverständliche Ansage gemacht, dass JETZT auf das 1,5 Grad - Ziel hingearbeitet werden muss. Dazu gehören der Schutz der Wiesen, ökologischer Landbau, Agroforstwirtschaft. Dazu werden Flächen benötigt. Verkehrszunahme, Betonierung der Landschaft sind da kontraproduktiv.

Autor:

Matthias Böhringer aus Pfaffenhofen

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