Namibia-Unterstützung e.V.
Frauen wollen sich nicht mehr als Besitz behandeln lassen
Margret und Joachim Knoche waren wieder in Namibia und berichten von den Vereinsprojekten.
„Heute Morgen waren wir in Okombahe, ich habe mit Shirley und Yvonne Vorstellungsgespräche geführt.
Warum Vorstellungsgespräche? Wir suchen eine neue Englisch-Lehrerin für das Grundschulschülerheim (Hostel), denn die ehemalige hat aus privaten Gründen gekündigt. Ich musste mit ihr vor zwei Wochen über ihr Verhalten deutlich reden und sie ermahnen, besser und freundlicher mit den Kindern zu arbeiten. Vermutlich war das der Grund ihres Aufhörens. Da sie jedoch nur bereit war, drei Stunden pro Woche zu arbeiten, kam mir das sehr gelegen. Die Neue soll nun von Montag bis Freitag jeweils zwei Stunden arbeiten, genauso wie Martinus. Nun wird jeder Schüler 2-3mal die Woche eine Stunde Nachhilfe in Englisch und Mathe bekommen.
Letzten Dienstag habe ich überall in Okombahe die offene Stelle mitgeteilt und den Bewerbungsschluss bis gestern 12Uhr genannt. Es kamen vier Bewerbungen mit dem letzten Schulzeugnis, einem Lebenslauf und einem Motivationsschreiben. Diese Personen haben wir nun heute Morgen alle gesprochen. Drei von den vier Frauen konnte ich mir vorstellen, und zwei von denen waren wirklich gut. Schön, dass es solche Fähigkeiten in Okombahe gibt. Für mich war nicht erstaunlich, dass bei den Bewerbungen kein Mann dabei war. Leider – und das sage ich als Mann – setzen sich ca. 80% der Männer auf dem Land nicht produktiv für die Gesellschaft ein: Alkohol, Faulheit und Unzuverlässigkeit sind wohl die häufigsten Gründe. Wenn Afrika die Frauen nicht hätte, sähe es überall noch viel schlimmer aus. Keine der vier Frauen von heute Morgen ist verheiratet, alle haben mehrere Kinder, doch sobald sie heiraten würden, werden sie von der Familie des Mannes vereinnahmt und als „Ware“ ausgenützt. Das tun sich Frauen im heutigen Namibia oft nicht mehr an. Außerdem leben alle vier Frauen allein, meistens in der eigenen Großfamilie.
Zwei der Frauen hatten schon Erfahrung im Unterrichten, obwohl sie keine Lehrerinnen sind. Die eine hat als ungelernte Aushilfslehrerin in der Grundschule gearbeitet. Schulen können spontan für einzelne Tage selbständig Personen einstellen, wenn z.B. Lehrer ausfallen oder auf Fortbildung sind. Jeder Aushilfslehrer bekommt in Okombahe 3.-€ für den Tag und erstaunlicherweise ist das für fleißige Personen attraktiv. Sie bekommen dadurch einen Fuß in die Schule und eignen sich eine Zusatzqualifikation an, die sie bei solchen Interviews wie heute Morgen, gut anbringen können.
Die andere Bewerberin hatte dieses Jahr an einem viermonatigen Programm vom namibischen Staat als Hilfslehrerin teilgenommen. Nach zwei Wochen Einführung sollte sie alle interessierten Eltern der Kinder in den Klassen 1 und 2 so fortbilden, dass sie ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen können. Jeden Nachmittag nimmt die Hilfslehrerin mit den Eltern den Stoff des Kindes vom Vormittag durch, damit die Eltern dann ihr Kind unterstützen können. Gar nicht unklug! So werden Eltern fortgebildet und nehmen zusätzlich die Schularbeit ihrer Kinder selbst ernster. Nur schade, dass von den 40 Eltern, die den Kurs angefangen haben, nur sieben durchhielten. Unsere Bewerberin konnte sich dadurch die ersten Unterrichtstechniken aneignen.
Beide Frauen hätten wir gut einstellen können, ich habe mich bei der Auswahl sehr zurückgehalten, Shirley und Yvonne haben sich schließlich auf die erste geeinigt, da sie älter ist und weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat als die jüngere.
Annelize war sehr erfreut, sie fängt Montag an und wird sich gewiss anstrengen es gut zu machen.“
Mehr Informationen zu den laufenden Projekten des Vereins finden Sie unter der Vereinshomepage www.namibia-verein.de.
Joachim Knoche, 1. Vorsitzender, Tel 07949 940269
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