Gesprächskreis : Jung und Alt in der Albert-Schweitzer-Schule: Erlebte Geschichte ab 1936
Großen Anklang findet stets die Begegnung von Jung und Alt in der Albert-Schweitzer-Schule . Deshalb organisierte R. Höllwarth erneut einen Gesprächskreis, diesmal mit 6 Seniorinnen vom Haus an der Walk und 10 Neuntklässlern der ASS. Mit ihrer Lehrerin B. Maier und Betreuerin bereiteten sie zum Thema "Wie es früher war" einen interessanten Fragekatalog vor. Thematisiert wurden u.a. frühere Berufe. Erstaunt waren die Schüler über die Erzählung einer Seniorin, die aus finanziellen Gründen keinen Beruf in der Nachkriegszeit erlernen konnte. Besonders bewegt haben sie die Antworten auf die Kriegsfragen, in der Erwachsene und Kinder in täglicher Angst um ihr Leben sich oft in Bunkern aufhielten, Familienangehörige verloren haben bzw. in Gefangenschaft geraten sind. Hunger mussten vor allem die Städter erleiden, die Verwandte in ländlichen Regionen -zig km auf uralten Rädern aufsuchten, um Lebensmittel im Tauschhandel zu "hamstern". Die Seniorinnen als Kinder legten kilometerlange Schulwege zurück, meist in abgetragenen, geflickten Kleidern, Schulschürzen, kratzigen, selbstgestrickten Wollstrümpfen, an Leibchen mit Strapsen befestigt, und manche trugen sowohl Schulranzen als auch Schuhe aus Presspappe. Lebensmittel konnten von 1939-50 nur kontingentiert über Lebensmittelmarken gekauft werden. In der Schule mit überfüllten Klassen bis zu 100 Schülern ( 1.-8. Klasse: Volksschule- ab 4. Klasse je nach Prüfungsergebnis: Mittelschule oder Gymnasium) waren die Lehrer damals oft streng und traumatisiert. Sie gaben "Tatzen" und "Hosenspanner" mit dem Rohrstock trafen häufig als gängiges Erziehungsmittel die frechen Jungen (Prügelstrafe noch bis 1973).
Ergriffen lauschten die Schüler, als eine Seniorin, die- von der Stasi als Systemkritikerin in der DDR bespitzelt- von der Geburt ihres gesundesn Kindes als 16Jährige berichtete, das von den regimegetreuen Ärzten für tot erklärt wurde. Ihre Flucht 1960 musste schnell mit dem Nachtzug nach Berlin, danach mit einem britischen Flugzeug nach Frankfurt und von dort per Anhalter nach Waldenburg zu ihrem Freund erfolgen.
Noch viele kluge Fragen zur späteren Nachkriegszeit wurden gestellt, doch die 2stündige Unterredung bei Kaffee, Tee und Butterbrezeln musste mit der Frage: "Was war besser als heute?" und der Antwort: "Das gemeinsame Spielen ( auf Straßen mit Kreiselschlagen, Murmelspiel, Zehnerle-Hüpfen etc.) mit Gleichaltrigen, ohne von einem Handy gegängelt zu werden", beendet werden. Ein Neuntkässler hat stellvertretend für seine Mitschüler resumiert: " Es war super und so beeindruckend, dass die Seniorinnen so offen und ehrlich uns geantwortet haben, selbst wenn es um ganz persönliche, private Dinge ging!"
Autor:Rosemarie Höllwarth aus Pfedelbach |
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