Was lernt unser Verein aus einem Schulprojekt in Namibia?
Alkohol, Drogen und unerwünschte Personen auf dem Schulgelände
Auf der Projektreise des Namibia-Unterstützungsvereins besichtigte die deutsche Reisegruppe vor zwei Jahren die große Grundschule in Khomasdal, einem Teilort von Windhoek. Das Kollegium mit dem Rektor Bonny Matengu wünschte sich sehnlichst eine stabile Schulmauer um ihre Schule, um einerseits Mädchen und Frauen vor Übergriffen Fremder besser zu schützen, die Einbruchsgefahr zu verringern, die Durchlässigkeit von Alkohol und Drogen zu unterbinden und schließlich zu verhindern, dass Schüler unerlaubt das Schulgelände verlassen.
Es gab viele persönliche Gespräche und endlich war es soweit. Der Namibia-Unterstützungsverein, die dortige Schule und eine deutsche Stiftung wollten zusammen für 15000€ - gemäß einem Kostenvoranschlag der Schule - diese Schulmauer bauen.
Schon nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass das Geld niemals reichen wird. Mitte März, als der 1. Vorsitzende, Joachim Knoche, wieder vor Ort war, gab es mit der Schule und dem Bauherrn ein langes Konfliktgespräch, in dem der Bauherr verblüffend ehrlich sprach: „Der Kostenvoranschlag scheint zu niedrig gewesen zu sein.“ Zu dem Zeitpunkt waren die Gelder für die Personalkosten aufgebraucht und die Mauer erst zu einem Drittel gebaut. Was tun? Gerichtlich vorgehen war nicht möglich, entweder Stillstand des Projektes oder mit einem Kompromiss weitermachen. Sie einigten sich, dass die stabile Schulmauer so verkürzt wird, dass der Pausenhof und die Schulgebäude eingeschlossen und die weiteren Personalkosten vom Bauherrn selbst getragen werden. Außerdem beschloss die Schulkonferenz weitere Mittel aus dem Schuletat in das Projekt zu investieren. Nach dem Corona-Lockdown konnte nun im August das Schulprojekt vorläufig abgeschlossen werden, obwohl nun leider der Sportplatz außerhalb der Schulmauer liegt.
Rektor Matengu hat persönlich sehr viel Eigeninitiative in das Projekt eingebracht. Er hat über die Schule alle Materialien selbst bestellt, auf dem Schulgelände gelagert und genau geschaut, dass nichts verschwindet oder anderweitig verwendet wird. Er hat alle Ausgaben sorgfältig in einem Excel-Programm aufgelistet und die Belege ordentlich abgeheftet. Er hatte zu jeder Zeit einen Überblick über die laufenden Ausgaben und das vorhandene Geld. So viel persönlichen Einsatz, Kontrolle und Genauigkeit hat der Verein selten in Namibia erlebt.
Als die Projektgelder für die Umzäunung nicht ausreichten, hat der Rektor mit dem Schulamt und der Schulkonferenz nach weiteren finanziellen Möglichkeiten gesucht. So hat die Schule weitere 10000€ in das Projekt investiert. Nun sucht die Schule nach finanziellen Möglichkeiten, dass das Sportfeld auch noch stabil umzäunt wird.
Was lernt unser Verein aus diesen Erfahrungen?
Es ist sinnvoll, Kostenvoranschläge in Afrika selbst zu überprüfen und mit der Firma vor Ort vorher durchzusprechen. Außerdem muss es eine Möglichkeit geben, die Personalkosten an den Fortschrittserfolg des Projektes zu koppeln. Es muss eine verantwortliche namibische Person geben, die das Projekt kontrolliert und sich sehr dafür einsetzt. Schließlich war es gut, dass die Schule das Projekt selbst am Stärksten wollte und so noch weitere eigene Gelder in das Projekt investiert hat.
Mehr Informationen über dieses und andere Projekte des Namibia Unterstützungsvereins e.V. in Pfedelbach finden Sie auf der Homepage unter https://www.namibia-verein.de .
Joachim Knoche, 1. Vorsitzender, 07949 940269.
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