Namibia-Unterstützung e.V.
Namibia: Unabhängigkeitstag und Dauerregen

Der Omaruru Trockenfluss fließt. | Foto: Joachim Knoche
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Margret und Joachim Knoche waren wieder mehrere Wochen in Namibia. Von dort berichteten sie folgendes:

Am 21. März war der 35. Unabhängigkeitstag in Namibia. Als fünfte Präsidentin wurde Netumbo Nandi-Ndaitwah (72 Jahre), die erste Frau, eingeschworen.
Sie ist wohl die letzte Präsidentin der „Alten Garde“, die den Unabhängigkeitskampf bis 1989 im Ausland aktiv geprägt hat. Die Hoffnung ist, dass nach ihr die jüngeren Namibier die Macht im Staat übernehmen. Vielleicht beruft sie schon jetzt einige jüngere Minister*innen in ihr Kabinett. Ich freue mich, dass Namibia nach 35 Jahren so ein politisch gefestigtes Land ist, das oberste Gericht eine wichtige kontrollierende Funktion hat, die Pressefreiheit ausgeübt wird und auch die Opposition Einfluss hat. Wie in anderen Ländern – auch bei uns – gibt es auch hier menschliche Schwierigkeiten und korrupte Menschen, doch insgesamt wird versucht, das Land ordentlich und freiheitlich zu regieren. Gott sei Dank! Gesegnet sei das Land für die kommenden 5 oder 10 Jahren unter der neuen Präsidentin.

Gesegnet, fast zu gesegnet (!), ist das Land Namibia dieses Jahr mit Regen. Während es in den letzten 10 Jahren nur 2-3 normale Regenjahre gab und es sonst eher trocken war, öffnen die Wolken sich dieses Jahr fast unaufhörlich. Bis Mitte Februar regnete es noch gut, doch in den letzten Wochen kamen sintflutartige Regenfälle aus Angola in den mittleren und nordwestlichen Teil des Landes, der normalerweise recht wenig Regen abbekommt. Zurzeit (Ende März) fließen mindestens 20 Flüsse Richtung Meer, die normalerweise nur als Trockenflüsse bekannt sind. Straßen sind aufgeweicht und unpassierbar, es gibt viele Touristen, die in irgendwelchen Lodgen festsitzen und tagelang nicht weiterkommen.
An der Martin-Luther-High-School (MLH), wo wir bis gestern Morgen waren, hat es in den letzten drei Tagen fast ununterbrochen geregnet, mal sintflutartig, mal sanfter, mal mit wenigen trockenen Stunden dazwischen. Am Dienstagnachmittag haben sich die Sandstraßen an der MLH in reißende Bäche verwandelt, - wie wir das aus Deutschland auch kennen – nur ist es hier nicht so schlimm, da es viel unverbautes Land gibt und das Wasser entweder versickert oder als reißender Bach sich den Weg in den nächstgrößeren Fluss sucht.
Bei uns floss alles in den großen Omaruru-Trockenfluss, der nach einigen Tagen ruhig floss und gestern Morgen ein reißender Strom wurde. Dann ist kein Rüberkommen über den Fluss mehr, denn Brücken gibt es in den ehemaligen Homelands nicht.
Das hat natürlich unsere Arbeit hier auch betroffen: Dienstag wollten wir morgens beide Kindergärten besuchen und ihre Präsentationen für die beiden Partner-Kindergärten in Pfedelbach-Heuberg aufnehmen und mitbringen. Das fiel regelrecht ins Wasser. Dienstagnachmittag war geplant, die 21 unterstützen Schüler*innen der Sekundarschule in Okombahe zu besuchen und mit ihnen einzeln zu reden, sie zu ermutigen und für sie zu beten. Um 15 Uhr trauten wir uns durch den leichtfließenden Fluss über die Betonstraße in Okombahe zu fahren, wir erledigten einiges in Okombahe, doch Yvonne sagte uns, dass sie gerade erfahren hat, dass weiter oben der Fluss stärker wird. Wir ließen alles stehen und liegen, machten kehrt und rasten zurück, die Betonstraße mit steigendem Wasser war geradeso noch befahrbar. Eine Stunde später hätten wir wohl für lange Zeit auf der anderen Flussseite bleiben müssen. Am nächsten Tag mussten wir nochmal nach Okombahe, Albertina hat unsere Wäsche gewaschen und gebügelt. Ich traute mich nicht mehr über den Fluss zu fahren, so ließen wir das Auto stehen und wanderten durch den fließenden Fluss zu Fuß. An manchen Stellen sackten wir schon sehr tief ein, ein Barfußschuh von mir liegt nun im Omaruru. Aber mit viel Kraft kamen wir rüber und auch mit der Wäsche wieder zurück. Spannend, wenn es keine Brücken über die Flüsse gibt. Aber auch Brücken sind nicht sicher: Zwischen Rehoboth und Windhoek ist gestern eine Brücke auf der einzigen Verbindungsstraße eingebrochen, kein Auto konnte 24 Stunden lang die Straße nach Süden oder Norden passieren. Aber zusammen mit den Chinesen wurde ein neuer Not-Übergang installiert. Jetzt rollt der Verkehr wieder.
Der Regen ist ein großer Segen, alle Namibier freuen sich darüber! Alle? Viele arme Menschen nicht. Viele Blech- und Lehmhütten sind nun nass oder eingefallen. In Windhoek haben viele Menschen in oder nahe bei den Trockenflüssen ihre Wellblechhütten aufgebaut. Die Wassermassen haben die einfachen Häuser ergriffen und völlig zerstört. Wir kennen das z.B. vom Ahrtal, aber hier haben die Armen KEINE Versicherung oder Absicherung. Aber sie haben eine Familie, bei denen sie „irgendwie“ aufgenommen werden.

Gestern Morgen wollten wir nach Swakopmund fahren, um die letzten Tage in Namibia hier zu verbringen. Die normale Strecke nach Usakos war durch den reißenden Omaruru und noch weitere „kleine“ Flüsse unpassierbar, der Weg über Uis und Hentisbay wurde uns abgeraten, auch dort kann es Flüsse geben. So fuhren wir den großen Umweg nach Omaruru und von dort aus Teerstraße. Das war sicher und wir kamen gut an. Auch hier hat es am Mittwoch sogar stundenlang geregnet. Viele Teile Swakopmunds waren unter Wasser, das gab es wohl noch nie. Gestern schien wieder die Sonne hier, wir sahen noch Reste des Unwetters, aber es wurde schon alles aufgeräumt.
Falls auch Sie unsere Projekte in Namibia fördern wollen, dann können Sie gerne auf unser Vereinskonto Sparkasse Hohenlohekreis, IBAN: DE57 6225 1550 0220 0211 06 überweisen. Mehr Informationen finden Sie auf unserer Vereinshomepage www.namibia-verein.de.
Joachim Knoche, 1. Vorsitzender, Tel 07949 940269

Der Omaruru Trockenfluss fließt. | Foto: Joachim Knoche
Der reißende Omaruru-Fluss
 | Foto: Joachim Knoche
Margret und Joachim in Okombahe | Foto: Joachim Knoche