Pilzfabrik in Schwaigern: BUND kritisiert Genehmigungspraxis und Greenwashing

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In den Hallen der Pilzfabrik in Schwaigern unweit des Herrenwalds wachsen bald auf fünf Ebenen Pilze für den baden-württembergischen Markt

Anlässlich einer gemeinsamen Begehung der Pilzland-Baustelle in Schwaigern mit BUND-Landesgeschäftsführer Martin Bachhofer und dem Bundestagsabgeordneten Harald Ebner (B90/Grüne) am 12. Juli 2022 übt der BUND Baden-Württemberg erneut scharfe Kritik an der laschen Genehmigungspraxis für große Industrieanlagen außerhalb von Baugebieten.

Die Pilzland Vertriebs GmbH baut in Schwaigern eine Pilzzuchtanlage. Dadurch werden knapp fünf Hektar fruchtbare Ackerböden unwiederbringlich zerstört. Möglich ist das Bauprojekt nur deshalb, weil Pilzzuchtanlagen nach dem Baugesetzbuch als gartenbauliche Aktivitäten zählen, die auch außerhalb von geschlossenen Ortschaften gebaut werden dürfen.



„Es ist haarsträubend, dass eine Industrieanlage dieser Größenordnung in die offene Landschaft gebaut werden darf, ohne dass sie für ihren Betrieb fruchtbaren Boden benötigt“,

kritisiert Martin Bachhofer, BUND-Landesgeschäftsführer, das Projekt.


„Wenn wir Natur, Umwelt und wertvolle Ackerböden schützen wollen, müssen derartige Vorhaben zukünftig verhindert werden – Industrieanlagen müssen in Industriegebieten bleiben.“

Agrarmultis zerstören bäuerliche Landwirtschaft
Neben dem Flächenfraß stößt den Umweltschützer*innen besonders übel auf, dass sich die Pilzland Vertriebs GmbH nach außen als nachhaltiges Unternehmen darstellt. Im Widerspruch dazu wird das Substrat für die Pilzzucht aus der niedersächsischen Massentierhaltung antransportiert. „Mit regionalen Kreisläufen und Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun“, beschreibt Bernd Mayer, Vorstand der BUND-Ortsgruppe Schwaigern. „Wenn der Konzern mit der neuen Fabrik wöchentlich fünfzig bis hundert Tonnen Champignons auf den Markt wirft, gibt es zudem für Landwirt*innen vor Ort quasi keine Möglichkeit mehr, Pilze konkurrenzfähig zu vermarkten.“
Habitate von Feldlerche und Rebhuhn von Bauvorhaben betroffen
„Insgesamt sind Umwelt- und Naturschutzbelange während der Genehmigung zu wenig berücksichtigt worden“, bewertet Christoph Schramm, Landwirtschaftsreferent beim BUND Baden-Württemberg, die Situation.

„Es fand keine Beteiligung der Naturschutzverbände statt, außerdem wurde das Projekt keiner umfänglichen Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen.“ Diese Aspekte sollten zukünftig verbindlich vorgeschrieben werden, um Schäden an der Natur abzuwenden.

Neben der steigenden Verkehrsbelastung durch Zu- und Ablieferung sind auch tatsächliche sowie potenzielle Habitate gefährdeter Feldvögel wie Feldlerche und Rebhuhn unmittelbar von dem Bau der Pilzzuchtanlage in Schwaigern betroffen.
Hintergrund
Die Pilzland Vertriebs GmbH mit Sitz in Niedersachsen (Visbek, Landkreis Vechta) ist ein Tochterunternehmen der EW Group, einem internationalen Agrobusiness-Konzern mit dem Schwerpunkt Geflügelzucht.

Tipp: verschaffen Sie sich einen eigenen Eindruck, welche Dimension diese Industrieanlage hat. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Biogasanlage Schwaigern.
Es wird auf diesem Gelände kein Getreide, keine Kartoffel, Sonnenblumen oder andere so wichtige landwirtschaftliche und vielfältige Erzeugnisse mehr geben - nur Pilze, die keinen Ackerboden zum Wachsen brauchen.

Autor:

BUND OG Schwaigern aus Schwaigern

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