Das Geheimnis von Regenbach - Wanderung im schönen Jagsttal

Die Krypta mit Arkaden unter dem Pfarrhaus. Ein magischer Ort.
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  • Die Krypta mit Arkaden unter dem Pfarrhaus. Ein magischer Ort.
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Im Oktober lud mich unser Freund zu einer Wanderung ins Jagsttal ein. Seine Nichte lebt dort und würde uns dabei begleiten, ein Stück ihrer Heimat zu entdecken. Keine Frage - natürlich nahm ich die Einladung total gerne an und freute mich schon sehr auf die kleine Tour. 

Obwohl der Tag leicht nieselig war, machten wir uns zu dritt auf den Weg. Und auch Hündin Senta wartete schon schwanzwedelnd darauf, dass es endlich losging. 

Wir starteten in Berndshofen und liefen erst durch den kleinen Ort, bevor wir auf einem schönen Weg entlang der Jagst ankamen. Er führte uns durch Wiesen mit herbstlich bunten Bäumen, die uns an diesem Tag, mit einem zarten Regenschleier versehen, in gedämpften Farben begrüßten. Nach wenigen Minuten tauchte oben auf dem Hügel Schloss Buchenbach auf, das stolz über dem gleichnamigen Dorf thront. 

Bereits seit einiger Zeit hatte es aufgehört zu nieseln. Entlang von Weiden und auf lichten Waldwegen, die dick mit feuchtem Laub gepolstert waren, wanderten wir gemächlich ein Stückchen oberhalb der Jagst, die unten im Tal friedlich dahinfloss. Immer wieder boten sich schöne Ausblicke über die hügelige grüne und stellenweise bunt gefärbte Hohenloher Landschaft. Selbst Schloss Langenburg war schon in der Ferne zu sehen. Senta genoss es ganz offensichtlich, vor uns her zu laufen, und Spuren anderer Tiere zu erschnuppern. 

An einem Bänkchen machten wir einen kurzen Halt und erhaschten die ersten Blicke auf das noch etwas entfernt vor uns im Tal liegende Örtchen Unterregenbach. Unsere Begleiterin hatte uns schon auf unserem Weg einiges über Unterregenbach erzählt. Ein kleines Dorf mit einer großen und auch sehr rätselhaften Geschichte. Nun waren wir sehr neugierig geworden........

In wenigen Minuten hatten wir Unterregenbach erreicht. Was sofort ins Auge fiel war mitten im Ort eine Anlage mit größeren Gebäuden und einem Kirchturm mit Fachwerk. Dies sind jedoch nur wenige Überreste; bei umfangreichen Ausgrabungen zwischen 1960 und 1990 fanden sich dort Zeugnisse einer über 1000-jährigen bedeutenden Kirchenanlage spektakulären Ausmaßes. Auch wurden Spuren eines Herrensitzes und eines Klosters nachgewiesen. 

Erste Besiedlungsbestrebungen datieren bereits in die spätkeltische Zeit ca. 450 v.Chr. Über viele folgende Jahrhunderte fehlen allerdings Informationen .

Obwohl es in Unterregenbach schon eine Saalkirche gab, wurde um ungefähr 1000 n.Chr. eine dreischiffige Kirche, eine Große Basilika, mit Hallenkrypta errichtet, die dem Ort  überregionale Bedeutung brachte. Bis ins 15. Jh. war Unterregenbach, so wird vermutet,  sogar ein Wallfahrtsort. Die heutigen Gebäude stammen teilweise noch aus dieser Zeit. 

Unsere Begleiterin machte uns zunächst auf die Erhebungen im Pfarrgarten aufmerksam, die bei den Ausgrabungen vorgefunden wurden und die Ausmaße der großen Basilika zeigen. Nach heutigen Erkenntnissen war dies damals die größte Kirche in Baden-Württemberg. 

Danach betraten wir die St. Veitskirche, ein schlichtes und schönes Gotteshaus, das bereits seit einigen Jahrhunderten in dieser Erscheinungsform besteht, nachdem zuvor an dieser Stelle die kleine Basilika stand. Ungeklärt ist die Bedeutung der beiden Kreuzkanäle unter dieser Kirche. Die konnten wir heute jedoch leider nicht besichtigen. 

Was wir uns aber anschauen konnten, war die begehbare unterirdische Krypta unter dem Pfarrhaus, die wohl damals Teil der großen Basilika war. Sie gilt als eine der ältesten Grabeskirchen in Baden-Württemberg und wurde 1880 beim Neubau des Pfarrhauses entdeckt. Wir stiegen einige Treppenstufen hinab, dann tauchte unvermittelt in warmes Licht gehüllt ein eindrucksvoller Raum mit Gewölben und vielen Säulen mit Ornamenten auf. Für mich ein magischer Ort. 

Nach der Besichtigung blieben wir im Hof an einem Unterstand stehen, der uns vor dem feuchten Wetter schützte, und tauschten uns bei einer kleinen Stärkung über unsere Eindrücke aus. Neben uns stand ein geöffneter Schrank, in dem alkoholische und andere regionale Köstlichkeiten und Bücher zum Verkauf angeboten wurden. Der Bewohner des Pfarrhauses, Hans-Jörg Wilhelm, ist bekannt für seine Schaumweine und Seccos, die er aus Quitten und anderen heimischen Früchten von Streuobstwiesen herstellt. Bei ihm kann man aber auch Führungen zur Kirchengeschichte und den Ausgrabungen buchen. Und - er ist auch derjenige, der sich intensiv mit dem Geheimnis und Rätsel von Unterregenbach beschäftigt. 

Denn obwohl es 30 Jahre lang immer wieder Ausgrabungen gab, ist noch vieles ungeklärt und rätselhaft. So vor allem die Fragen:
Warum wurde in diesem heute kleinen Dörfchen damals die größte Kirche Baden-Württembergs gebaut?
Was hat sie - bis auf die Krypta - wieder verschwinden lassen?
Und warum verlor dieser damals wichtige religiöse Ort so an Bedeutung?  

Während wir uns die gedeckte Jagst-Holzbrücke, die Archenbrücke, anschauten und etwas im Dorf umher schlenderten, hingen wir noch diesen Fragen nach. Eine spannende, ungewöhnliche und faszinierende Geschichte aus unserer Heimat. 

Nun machten wir uns bei mittlerweile fast trockenem Wetter auf den Rückweg, der teilweise mit dem Hinweg identisch war, genossen die Natur, den Weg entlang der Jagst und unsere Gespräche. Senta hatte sich während der ganzen Wanderung vorbildlich benommen und konnte diese kleine Tour frei laufend ausgiebig für Bewegung nutzen. 

Bald waren wir wieder in Berndshofen angekommen und durften uns nun auf eine warme Stube und Kaffee und Kuchen freuen. 

Was für ein schöner und interessanter Tag!

Wegstrecke ca. 10 - 11 km. 

Nachwort: 
Dieses Rätsel, das trotz archäologischer Forschungen bisher ungelöst ist, hat Katja Hildebrand zum Anlass genommen, den historischen Roman "Die Rätsel von Regenbach" zu schreiben. Er basiert auf den bekannten historischen Fakten - die Lösung des Rätsels ist jedoch fiktiv. Das Buch ist sehr gut recherchiert, absolut spannend und phantasievoll geschrieben und toll zu lesen.

Katja Hildebrand war auch unsere Begleiterin auf der Wanderung und hat uns viel zu den Ergebnissen der Ausgrabungen und der Historie von Unterregenbach erzählt. Herzlichen Dank nochmals dafür. 

Anmerkung: 
Infos aus Wikipedia; Tourismus Hohenlohe-Schwäbisch Hall / Kultur; Südwestpresse Artikel vom 20.8.2016

Autor:

Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau

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