Pullover-Spende für Obdachlose
Zu Gast im Heilbronner Erfrierungsschutz
Die Spendet-Wärme-Pullover der Aufbaugilde kommen dem Kälteschutz und den Menschen in der Heilbronner Neckarhalde gleich in doppelter Hinsicht zugute. Der Geschäftsführer und Obdachlose äußern sich.
Dunkelblau oder doch lieber Grau? "Ich brauche mindestens einen in Größe L, sonst spannt er zu sehr am Bauch", sagt ein junger Mann. Währenddessen haben einige der Frauen und Männer im Alter zwischen Mitte 20 und Anfang 60 ihren Kapuzen-Pullover schon übergezogen - und erfreuen sich an dessen wärmender Gemütlichkeit.
Vertreter des Vereins Menschen in Not der Heilbronner Stimme schauen an diesem Abend im Erfrierungsschutz der Aufbaugilde in der Heilbronner Neckarhalde vorbei. Im Gepäck haben sie Kapuzenpullover für jeden der 16 erwarteten Gäste. Gespendet hat die Kleidungsstücke die Stimme Mediengruppe – und mit dem Kauf gleichzeitig die Einrichtung der Aufbaugilde unterstützt. Das Team der Leserhilfsaktion verteilt die Sweatshirts an Obdachlose, die in kalten Nächten in den warmen Räumen des Schwimmbads übernachten.
Spendet-Wärme-Pullover finanzieren Heilbronner Erfrierungsschutz
Die Pullover sind Teil der Spendet-Wärme-Kollektion der Heilbronner Aufbaugilde. Für 54,89 Euro werden sie im Online-Shop angeboten. Gerald Bürkert, Geschäftsführer der Aufbaugilde, betont: "Von der Marge, die nach dem Verkauf eines Hoodies übrig bleibt, können wir einem Obdachlosen eine Nacht im Erfrierungsschutz finanzieren." Darüber hinaus gibt es Langarmshirts sowie Schals und Handschuhe, deren Gewinn ebenfalls in die Finanzierung des Übernachtungsangebots fließen.
Kaufen darf jeder – ob für sich oder andere. Bürkert: "Die Spendet-Wärme-Kleidung wärmt nicht nur einen selbst und bezahlt einen warmen Schlafplatz, sondern sieht auch modisch aus." Die Kollektion sei ein klares Statement für menschliche Wärme und Zusammenhalt, mit dem sich das Leid Bedürftiger lindern lasse. "Das kann der Staat allein nicht leisten", sagt der Geschäftsführer. Die Aufbaugilde stellt in der Neckarhalde kostenlos Bettzeug zur Verfügung, bietet ihren Gästen aber auch wärmenden Tee, Suppen und belegte Brötchen an.
Erfrierungsschutz Heilbronn: Obdachlose sind dankbar für Dach über dem Kopf
Kai Dünkler ist im Winter ein regelmäßiger Gast in den Räumen des Heilbronner Schwimmbads. Auch er bekommt vom Verein Menschen in Not einen Pullover. "Dass es den Erfrierungsschutz gibt, ist sehr, sehr wichtig", sagt er. "Ich bin gottfroh, dass ich hier ein Bett habe und nicht draußen übernachten muss." Die Gemeinschaft in der Neckarhalde sei gut. Da sich hier ab 20 Uhr meist dieselben Menschen treffen, freunde man sich mit manchen an. "Tagsüber geht jeder seiner Wege. Und abends sieht man sich wieder hier."
Kai Dünkler selbst hat viele Jahre gearbeitet. "Als meine damalige Freundin auf einmal meine Chefin wurde, ging beides zu Bruch: die Beziehung und die Karriere", erzählt er. Nun lebt er obdachlos in Heilbronn. Und er ist dankbar für Kleiderspenden und die kostenlose Unterkunft.
Menschen in Not bezahlt Miete für Erfrierungsschutz
Die 29-jährige Silvana Dieners sucht den Erfrierungsschutz erst seit Kurzem auf. Sie ist eine der wenigen weiblichen Gäste. Sie betont: "Wer Not leidet, braucht ein Dach über dem Kopf." Daher ist sie froh, dass es den Erfrierungsschutz in der Heilbronner Neckarhalde gibt.
Die Miete der Räumlichkeiten in der kalten Saison vom 1. November bis 31. März übernimmt der Verein Menschen in Not ebenfalls. Mit einer großzügigen Spende hat die Leserhilfsaktion die Finanzierung des Erfrierungsschutzes in der Heilbronner Neckarhalde bis über das Jahr 2030 hinaus gesichert.
Erfrierungsschutz in der Heilbronner Neckarhalde: Viel Zulauf in kalten Nächten
Der Bedarf von Übernachtungsplätzen in Heilbronn ist groß. Angesichts des angespannten Wohnungsmarkts, immer höherer Mieten, steigender Energiekosten und Inflation wird das Thema Obdachlosigkeit immer akuter. "Das merken wir hier bei uns. Schon jetzt haben wir wesentlich mehr Übernachtungen als zum selben Zeitpunkt in den vergangenen Jahren. Wir haben viel häufiger Vollbelegung", erklärt Gerald Bürkert.
Die Gründe, warum Menschen auf der Straße landen, seien vielfältig. Bürkert weiß: "Jeder Mensch gründet sein Leben auf Säulen wie Familie, Freunde, Jobs und Hobbys. Wenn eine oder gar mehrere davon wegbrechen, kann das gravierende Folgen haben."
Dass Obdachlose grundsätzlich bildungsfern seien, stimme keineswegs. "Wir haben manchmal einen IT-Fachmann bei uns, der auf der Straße lebt. Einer der Gründe: Er war dem Druck im Job nicht mehr gewachsen", erzählt der Aufbaugilde-Geschäftsführer. Ein Spendet-Wärme-Pullover oder eine Spende für Menschen in Not kann dafür sorgen, dass die harte, kalte Straße nicht als unwirtliches Schlafzimmer herhalten muss.
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