Monatsversammlung Freie Wähler HN - Vortrag Feinstaub-NOx
„Stinken wir in Heilbronn ab – Feinstaub und NOx. Übertrieben oder Unterschätzt?“
Bei der Monatsversammlung der Freien Wähler am 7. März 2018 hielt Stadtrat Heiner Dörner einen hochaktuellen Vortrag zu den Themen Feinstaub und NOx-Belastung.
Teil 1 des Vortrags betraf den Autoverkehr generell. 72 Millionen Automobile werden weltweit im Jahr produziert. Das bedeutet jede Sekunde des Jahres 2 PKW. Die heute auf der Welt existenten 1,35 Milliarden Fahrzeuge reichen aneinandergereiht, bei 4 Meter Abstand und 135 Autos nebeneinander, einmal die 40 000 km rund um den Globus. Der Trend zu schweren SUV’s ist ungebrochen. Diese „lackierten Kampfhunde“ mit über 2 Tonnen Gesamtgewicht und einem Spritverbrauch auf 100 km von mehr als 10 Litern, werden in 2020 einen Marktanteil von über 30 % haben. Dörner stellte zusätzlich die Frage: Wer braucht wirklich PKW-Typen mit 600 PS (AUDI, Porsche) um von A nach B zu kommen?
Der 2. Vortragsteil behandelte den Feinstaub. Anschaulich wurden die Feinstaub-Durchmesser der 3 PM-Fraktionen (particulate matter) an der Dicke des menschlichen Haares aufgezeigt.
Heiner Dörner: „ Auf Heilbronner Straßen gibt es kein Feinstaubproblem z.B. wie in Stuttgart. Seit 3 Jahren bleibt die Luftbelastung mit Feinstaub im Jahres-Durchschnitt unter dem Grenzwert von 50 µm/m3 (Messstellen: Weinsberger Straße und Hans-Riesser-Straße). Auch die kurzzeitige Überschreitung des zulässigen Grenzwertes ist an weniger als den zulässigen 35 Tagen im Jahr gegeben.“
Es waren 2014 – 2016 nur 22, 17, bzw. 9 Überschreitungstage mit sinkender Tendenz.
Zu Beginn des 3. Vortragsteils streifte Stadtrat Dörner kurz das inzwischen fast vergessene CO2-Problem. Er warte gespannt auf die Reaktion der Automobilindustrie wenn im Jahr 2021 neu zugelassenen Pkw in der EU im Schnitt nur noch maximal 95g CO2/km ausstoßen dürfen. Je nach Treibstoff Benzin oder Diesel, bedeutet dies maximal 4,1 oder 3,6 Liter auf 100 km. Dies müssen Alltags-Werte sein und keine geschönten Hochglanzprospekt-Werte. Das NOx-Problem wird von dem in der EU erlassenen Grenzwert bestimmt. Zulässig sind nach der EURO 5-Norm 0,168 g/km im Abgas, ab EURO 6-Norm nur 0,120 g/km.
In der Realität ergeben sich allerdings, nach einer ADAC-Studie bei 4 typischen Euro 5-Diesel-Fahrzeugen, Werte von 0,414 bis 0,931. Das sind also 2,5 bis 5,5-fach höhere Werte als der Grenzwert. Der EU-/WHO-Grenzwert, das Jahresmittelwert für die NO2 Stickstoffdioxidkonzentration in der Außenluft, darf mit 40 µg/m3 in Städten nicht überschritten werden.
Die Zuhörer waren irritiert, gelten doch z.B. für den Beruf des Schweißers folgende gesundheitsunschädliche Werte: ein MAK-1-Stunden-Mittelwert (Maximale Arbeitsplatz Konzentration) von 200 µg/m3 (5 Tage Woche, 8 Stunden am Tag) mit einem kurzzeitigen Maximalwert von sogar 950 µg/m3. Neueste Untersuchungen schätzen in Deutschland jährlich bis zu 6000 Tote durch den Einfluss von NOx. Der ADAC hat bei Dieselfahrzeuge mit SRC-Katalysatoren (selectiv catalytic reduction), also AdBlue-Harnstoff-Systemen, NOx-Reduktionen im Abgas von 50 bis 78 % erreicht. Doch wer soll den Einbau solcher Systeme bezahlen?
Die Freien Wähler Heilbronn waren einhellig der Meinung, dass dafür die Automobil-Industrie zuständig sei, da sie die Verantwortung für das verkaufte Produkt trage. In Heilbronn liegen die gemessenen NOx-Werte in den letzten 3 Jahren zwischen 55 bis 64 µg/m3, liegen also etwas über dem zulässigen Grenzwert. Das nicht gelöste NOx-Problem kann zu Fahrverboten führen. Die Städte müssen dazu Luft-Reinhaltepläne erstellen und diese vom Regierungspräsidium absegnen lassen. Erst dann dürfen Fahrverbote verhängt werden.
Stadtrat Dörner „in Heilbronn sind keine Fahrverbote zu befürchten“.
Der Masterplan „Green City Heilbronn“, vom Gemeinderat auf den Weg gebracht, wird durch 19 Mobilitäts-Infrastruktur-Maßnahmen die NOx-Belastung auf ein zulässiges Maß reduzieren können.
Am Ende seines Vortrags appellierte Dörner an alle Zuhörer persönlich mit folgenden Thesen:
Kleinere Autos fahren (SUV Verbot);
weniger Auto fahren (Kindergarten/Schule/Einkaufen);
Autofreie Innenstädte (Aufschrei des Handels);
SRC-hardware-Nachrüstung (Auto-Industrie muss bezahlen);
ÖPNV ausweiten (Alle werden zur Kasse gebeten);
Radverkehr intensivieren (Bequemlichkeit).
Zum Schluss der Monatsversammlung posierten noch einige Teilnehmer gegen die Luftverschmutzung symbolisch mit einem Mundschutz(siehe Bild).
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