Schloss Neuburg gesucht und Geschichte gefunden - auf dem Goldfischpfad

Der erste Blick auf das Schloss Neuburg.
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Am vergangenen Sonntag hat uns eine neue Corona-Verordnung die Pläne kurzfristig durchkreuzt. Denn eigentlich wollten wir im Landkreis Esslingen bei einer befreundeten Gruppe mitwandern. Dort wurde aber vom Landrat die Personenzahl auf 10 beschränkt und deshalb mussten wir dann absagen. Wobei wir nicht einmal sicher sind, ob die Verordnung auch außerhalb von Städten und Gemeinden gilt, das ist alles so verwirrend... Inzwischen braucht man sich darüber nun keine Gedanken mehr zu machen, seit Montag gelten 10 Personen in ganz Baden-Württemberg.

Für den Umfang unserer wöchentlichen Portion Frischluft und Bewegung brauchten wir nun ein anderes Ziel, denn mit Abstand hinterherlaufen wollten wir nicht. Schließlich geht es ja auch um die Unterhaltung bei den Wanderungen und um soziale Kontakte. Dazu findet gerade eine Studie statt, die sich mit der Auswirkung von Wandern auf Depression befasst. Somit wirkt sich das ganz sicher auch auf die Stimmung und gute Laune aus.

Etwas verspätet starteten wir zu einer Halbtagswanderung. In der Nähe des ehemaligen Bahnhofs "Finkenhof" Obrigheim, beginnt der Goldfischpfad. Düster und unheimlich präsentiert sich der Tunneleingang. Wie auf den Tafeln zu lesen ist, hat die Daimler-Benz AG 1944/45 unter den Tarnnamen "Goldfisch" und "Brasse" im Gipsstollensystem des Karlsbergs ihre damaligen Rüstungsfabriken versteckt. Tausende von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeiter aus vielen Ländern mussten Sklavenarbeit leisten, um die feuchten Stollen zu einer High-Tec-Flugzeugmotorenfabrik umzubauen. So wurde z.B. die Fläche für den Bahnhof aus dem Wein- und Obsthang durch Menschenkraft herausgegraben und planiert.
Jugendliche aus Deutschland, Polen, Italien und Frankreich haben 1999 zusammen an dem Projekt gearbeitet und diesen heimatgeschichtlichen Lehrpfad eingerichtet. 
Wir machten uns schweigend auf den beschwerlichen Weg die Luttenbach-Schlucht hinauf zur "Brasse" und gedachten den Gefangenen, die hier sämtliches Material für das Projekt hinaufschleppen mussten. Der eigentliche Pfad führt herunter, aber die Heilbronner wollten zum Schloss Neuburg.

Das war dann auch bald erreicht und im herrlichen Sonnenschein konnten wir die Aussicht genießen und das Schloss umrunden. Neuburg ist Station 13 des Geschichtslehrpfads Obrigheim und so entstand schon wieder eine Idee, wo demnächst eine Wanderung hin führt. So muss man nicht ins Museum und kann sich doch etwas bilden. 

Leider gab es später den geplanten Weg nicht mehr bzw. wird er nicht mehr gepflegt und dies zwang uns zur Umkehr. Dadurch ging es ein längeres Stück der Straße entlang. Sie war am Sonntag wenig frequentiert und führt durch einen schönen herbstlichen Wald, sodass man es kaum wahrnahm, auf einer Straße zu sein. 

Nach der Abzweigung Richtung Finkenhof kommt nach freiem Feld bald wieder ein Waldstück und auf der Karte ist ein Denkmal eingezeichnet. Die uns nachfolgende Wandergruppe ging daran vorbei, so gut versteckt ist es. Dabei handelt es sich um die Gedenkstätte Ludwig Graf von Helmstatt, der 1915 in Russland gefallen war. Kurz darauf steht eine Pyramide über dem Grab von Franz Ludwig von Helmstatt. Von diesen Monumenten waren wir sehr überrascht.

Die geplante Strecke führte uns dann am Finkenhof vorbei auf eine Lichtung oberhalb des Hangs zu. Hierbei handelt es sich laut OpenStreetMap um einen Startplatz für Hängegleiter, auch ein Windmesser steht dort. Wir mussten dann links den Karlsbergweg hinunter um wieder auf den Goldfischlehrpfad zu kommen. Dieser Abschnitt gehört nicht mit zum Lehrpfad, ist aber interessant, da der Luftschachtweg links davon liegt und auch auf unserem Weg erkennbar ist, dass der Karlsberg von Stollen durchzogen ist. 

Ein interessanter Abstieg führt zu den Stationen 7 - 2 des Goldfischlehrpfades und das alte Bahnwärterhaus ist inzwischen, ebenso wie die ehemalige Bürobaracke, ein schönes Wohnhaus. 

Angefüllt von den vielen Eindrücken fuhren wir nach einer interessanten Wanderung angenehm müde nach Hause. Künftig werden wir immer, wenn wir unten auf der B27 am Schloss Neuburg vorbeifahren, an diese Wanderung denken. 

Strecke knapp 10 km findet ihr bei Komoot.

Autor:

Wandern mit d'r Gaby un em Erich aus Heilbronn

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