Der richtige Umgang mit Wespen-Nestern
Ein Wespennest im Rolladenkasten, auf dem Dachboden oder in der Erde nahe des Hauses zu finden, ist für die meisten Menschen zunächst einmal eine wenig freudige Überraschung. Doch keine Panik: Nicht alle Wespen sind Störenfriede. Hier ein paar Tipps für eine friedliche Koexistenz und - wenn nötig - für die Nestentfernung. Denn die fleißigen Schädlingsbekämpfer stehen unter Naturschutz.
Wespe ist nicht gleich Wespe. Die meisten der gelb-schwarzen Taillenträgerinnen sind harmlos und kaum an uns interessiert. Lästig für Menschen sind nur zwei der acht heimischen Wespenarten: die Gemeine und die Deutsche Wespe. Denn sie haben oft genau das zum Fressen gerne, was bei uns auf den Tisch kommt. Besonders Süßes oder Fleisch ziehen sie an. Wenn wir die ungebetenen Tischgenossen dann verscheuchen wollen, reagieren sie schon mal "not amused"... Klar, das nervt und ist für Allergiker auch gefährlich. Aber mehr Verständnis bringt auf, wer weiß, dass sie nicht für sich selbst bei uns schlemmen, sondern mit dem Nahrungsbrei die stets hungrige Brut im Wespennest füttern.
Das Gros der Wespenarten interessiert sich aber nicht für den menschlichen Speiseplan und stört daher wenig. Als gute "Eltern" reagieren sie bloß aggressiv, wenn sie ihr Nest bedroht sehen. Zu diesen harmlosen Arten zählen beispielsweise die Feldwespe, die Mittlere Wespe sowie die Sächsische Wespe.
Welche Wespe wohnt bei mir?
So verschieden wie die Wespenarten, so unterschiedlich sind auch ihre Nester. Die der harmloseren Wespen sind meistens grau, frei hängend im Gebüsch oder am Schuppendach oder offen gebaut. Ab Mitte August sind ihre Behausungen zumeist verlassen. Die Nester der beiden aggressiveren Arten - Deutsche und Gemeine Wespe - bestehen aus muschelförmig aufgebauten Lufttaschen und finden sich oft an dunklen, verdeckten Stellen. Sie können bis in den Winter besiedelt sein. Ihre Nestformen sind rund und lassen „gewellte Muster“ erkennen.
Insektengitter, Nelkenduft und Tischlein-Deck-Dich
Wespennester dürfen nur in besonderen Fällen entfernt werden. Denn als wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme stehen sie bundesweit unter Naturschutz. Wespen bestäuben Pflanzen und sind besonders im Garten als biologische Schädlingsbekämpfer ganz groß. Ein Wespenstaat vernichtet beispielsweise bis zu 2 kg Mücken, Fruchtfliegen oder andere "Schädlinge" am Tag.
In den meisten Fällen macht es deshalb Sinn, sich mit den Untermietern zu arrangieren. Dafür ist es sinnvoll, Fenster mit Insektengitter zu versehen. Wenn Wespen trotzdem noch ins Zimmer kommen, dann oft entlang von Kabelöffnungen wie bei Zimmerdeckenlampen, Rohrleitungen oder Kaminzügen. Dort können sich kleine Spalten und Risse befinden. Da genügt es, das Loch im Winterhalbjahr zuzustopfen – mit Steinwolle, die keine Feuchtigkeit aufnimmt oder zur Not auch mit Toilettenpapier.
Einfache Tipps gibt es auch für den Outdoor-Bereich: Decken Sie Ihre Speisen und Getränke gut ab und benutzen Sie nach dem Essen eine Serviette, um Krümel und Co. zu entfernen. Außerdem helfen mit Gewürznelken gespickte Zitronenscheiben auf dem Tisch, denn den Geruch mögen die Tierchen nicht. Oder Sie setzen auf eine alternative Futterstelle fernab Ihrer Terrasse. Fallobst und eine flache Schale Zuckerwasser mit Apfelsaft helfen da Wunder - insbesondere, wenn sich dazu noch ein Wurstzipfel dazugesellt!
Blende am Nest
Befindet sich ein Nest einer friedlichen Wespenart nah an Terrasse oder Balkon, gibt es auch die Möglichkeit, eine Blende als Sichtschutz unter dem Nest anzubringen. Denn auch bei Wespen gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Es genügt z. B. mit 10 - 15 cm Abstand zum Nest ein altes Bettlaken mit Reißnägel abzuspannen oder ein kleines Brett zu montieren. Bei Erdnestern kann vorsichtig ein kleiner Tunnel aus Rohren gebaut werden, um den Ein- und Ausgang zu verlegen.
Bloß keine Hektik
Damit Sie die Tiere nicht aufregen, sollten Sie besonnen und ruhig vorgehen. Da die Wespen dieser Arten aber nur bei Störungen direkt am Nest aggressiv reagieren, ist das Anbringen relativ ungefährlich. Achten Sie also darauf, dass das Nest nicht erschüttert wird. Und Sie wissen ja: Kommt man dem Wespennest dennoch zu nahe und wird angegriffen, ist es wichtig, sich zügig aber ruhig und vor allem ohne schnelle, fuchtelnde Armbewegungen zu entfernen. Und bitte nicht Pusten: Das im Atem enthaltene Kohlendioxid alarmiert sie erst recht.
Entfernen eines Nestes: nur was für Experten
Muss ein Nest tatsächlich entfernt werden, dann ist dies zwingend ein Job für Experten. Wer eigenmächtig handelt, das Nest mutwillig zerstört, ausräuchert oder Gift gegen die Wespen einsetzt, riskiert eine Geldbuße von bis zu 50.000 Euro. Auch das Verschließen des Einfluglochs ist keine gute Idee. Meist finden die Tiere einen anderen Weg nach draußen. Ziehen Sie also einen Experten hinzu. Dieser sollte aus Naturschutzgründen am besten auch ein "Wespenumsiedler" sein. Denn in vielen Fällen ist eine giftfreie Umsiedlung möglich: Die umherfliegenden Tiere werden in einen Fangkasten eingesaugt, das Nest abgeschnitten und beides zusammen in einem Nistkasten weit entfernt wieder zusammenführt. Die Kosten dafür betragen meist weniger als 100 Euro.
Adressen für eine Umsiedlung können Sie entweder bei der Stadtverwaltung oder der Unteren Naturschutzbehörde in Heilbronn erfragen (Tel.: 07131 994-380, E-Mail: bauen-umwelt-nahverkehr@landratsamt-heilbronn.de). Häufig siedeln auch Imker Wespen um.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.