Hexe und Kobold im Heilbronner Wald

So stand das ursprüngliche Nest am Hang.
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Klaus der Waldkünstler hat schon viele Land Art Kunstwerke geschaffen. Vor geraumer Zeit, man weiß nicht mehr, wie lange es schon her ist, war er wieder im Heilbronner Land unterwegs und suchte nach einem Standort für ein neues Kunstwerk. Der Berg im Heilbronner Land, auf dem eine Hexe und ein Kobold wohnen, schien ihn wie magisch anzuziehen. Er konnte sich kaum dagegen wehren und fing an, sich die schönsten und stabilsten Eichenäste zu suchen, die er im Wald finden konnte. Er wollte ein Nest bauen. Warum und für wen wusste er selbst noch nicht. Und wie Klaus so manchen langen Tag und viele Stunden damit zubrachte sein Werk nach und nach entstehen zu lassen, da fühlte er sich doch immer wieder beobachtet. 
Mal raschelte es an einem windstillen Tag über ihm im Geäst des Waldes. Ein anderes Mal kam er zu seinem Arbeitsplatz und sein Werkzeug war versteckt. Tage später war seine Leiter ein paar Meter zur Seite gerückt. Was war nur in diesem Wald los? 
Vielleicht hatten ein paar Lausbuben seinen Arbeitsort entdeckt und spielten ihm diese Streiche. Doch wo waren sie und warum kam er sich immer wieder so beobachtet vor?
Klaus hatte sich einen bewaldeten Hügel ausgesucht, der von der Hexe Bokany bewohnt wurde. Sie war eine Kräuterhexe und lebte schon lange in dem Waldstück. Hier fand Bokany alles, was sie zum Leben brauchte und es störte sie überhaupt nicht, dass da jemand war und in ihrem Wald die Äste aufräumte, um daraus ein schönes Kunstwerk zu erschaffen. Nein, daran wollte auch sie sich später erfreuen. Tagsüber, wenn Klaus im Wald arbeitete, verkroch sie sich in ihrer gut versteckten Hexenhöhle. Am Morgen und am Abend sammelte sie Pilze, Früchte und Kräuter. Das ging ganz gut und sie konnte sich sicher sein, dass sie nicht entdeckt wurde.
Doch wenn sie abends ihre Kräuter zum Trocknen vor die Höhle hängte, dann fehlte oft morgens ein Teil. Die vielen Eicheln, die sie gesammelt hatte, um sich daraus Mehl zu mahlen und Kaffee zu brauen, hatten auch erheblich abgenommen. Sie musste nun wieder los und ihre Vorräte auffüllen. Wenn auch die Sommer jetzt heiß und trocken waren, der nächste Winter könnte lang werden und dann hing ihr Wohlergehen davon ab, dass ihr Höhlenlager reichlich mit Essen gefüllt war.
Eigentlich war Bokany eine nette Kräuterhexe. Aber sie konnte ganz schön wütend werden. Verflixt nochmal, wer klaute ihr immer wieder ihre Nahrungsmittel? Oft wenn sie Wäsche aufhängte, dann fehlte mal etwas, später war es wieder da. Einmal sah es aus, als hätte jemand ihre frisch gewaschenen Sachen mit Laub und Erde beworfen. Sie hatte jetzt wirklich genug. Wenn sie den Übeltäter finden würde, dann könnte er was erleben. Schließlich kannte sie so manchen Zauber. 
Der Waldkünstler konnte es nicht sein. Er kam, sortierte Äste und baute damit sein Kunstwerk und am Abend verließ er glücklich und zufrieden den Wald, um ein paar Tage später wieder aufzutauchen und sein Werk fortzusetzen. 
Was war nur auf dem Berg in dem Wald hinter der großen Straße los?
Nachdem Bokany jetzt richtig sauer war, streifte sie abends durch den Wald und hörte erst ein leises Schnarchen. Was war das? Je näher sie zum Eichen-Ast-Nest kam, desto lauter wurde das Geräusch. Das konnte doch nicht sein. Es gab schon sehr lange keine Bären mehr im Heilbronner Wald. Aber sie war sich sicher, das Geräusch kam aus dem fast fertigen Nest. Vom Boden aus konnte Bokany nicht hinein sehen. Doch die Leiter lehnte daran. Ganz vorsichtig schlich sie sich an das Kunstwerk und erklomm ganz leise Stufe für Stufe. 
Da lag ein Kobold im Nest und schnarchte, dass die Bäume sich mit ihren Ästen die Blätter festhalten mussten. Ein kleiner Kerl. Bokany fand ihn kaum in dem großen Nest, so hatte er sich zum Schlafen zusammen gerollt. Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Dieser Gnom hatte ihr all die Streiche gespielt. "Na warte kleiner Mann", dachte sich die Hexe. Glücklicher Weise hatte sie ihren Zauberstab immer dabei und so sorgte sie kurzerhand für ein kleines begrenztes Erdbeben. Das führte dazu, dass der Kobold mit einem großen Schrecken aus seinem tiefen Schlaf erwachte und das Weite suchte. Damit hörten dann die Streiche rund ums Hexenhaus auf. Und Klaus der Waldkünstler? Er war ziemlich enttäuscht, als er sein bisheriges Werk sah. Doch für ihn ist das Bauen die Erfüllung und Entspannung, die er sucht. So betrachtete er sein abgerutschtes Nest zwar kurz mit ein klein wenig Melancholie. Doch bald hatte er eine neue Idee und einen besseren, festeren Standort gefunden. Dort baute er ein Eichenknäuel aus den Ästen des Nestes auf. Während dieser Arbeit fühlte er sich nun gar nicht mehr beobachtet und genoss die weitere Zeit im Wald sehr.
So freuen sich die Wanderer immer wieder aufs Neue, wenn sie den Heilbronner Wald durchstreifen und hin und wieder auf ein Kunstwerk treffen. Gerade jetzt im Herbst, wenn das Unterholz bereits etwas lichter ist, meint man direkt den Kobold vorbei flitzen zu sehen. Die gelben Blätter der Buchen sorgen auch an trüben Tagen für ein Licht, dass man meint, die Sonne scheint hindurch.
Und dass es im Heilbronner Wald Hexen gibt, ja das beweisen die Hexenringe, die die Wanderer heute in Massen gefunden haben. Auf jeden Fall regt so eine Exkursion die Phantasie an. Es wurden hier nur die Gedanken aufgeschrieben, die Waldgeister während des Rückwegs zur Waldheide in manche Menschenköpfe hexen.

Autor:

Wandern mit d'r Gaby un em Erich aus Heilbronn

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