Eisvogelwand gibt Rätsel auf
Im Blickpunkt: Eisvögel

- Tolle Eisvögel-Fotos der Heimatreporter zieren die Blickpunktseite, die am 12. April in der Zeitung zu finden ist.
- Foto: HSt-Grafik, Tanja Blind, Heidrun Rosenberger
- hochgeladen von Katja Bernecker
Eisvögel leben auch in der Stadt: Das beweisen immer wieder tolle Bilder der meine.stimme-Community. Daraus ist eine wunderschöne Blickpunktseite entstanden, die am Samstag, 12. April, in der Zeitung zu bewundern ist. Außerdem darauf: Die Lösung zum Rätsel rund um die Eisvogelwand im Neckarbogen Heilbronn.
Fotojagd auf den schillernden Jäger
Mensch als Gefahr für den Eisvogel. Population in Heilbronn am Altneckar zieht viele Besucher an.
Von unserer Redakteurin Katja Bernecker
Er fasziniert durch sein schillerndes Federkleid: Aufmerksame Besucher am Altneckar in Heilbronn und des Neckarhabitats im Neckarbogen erfreuen sich am Anblick des wunderschönen Eisvogels. Mancher macht sich gezielt mit voll ausgestatteter Fotomontur auf den Weg. Auf dem Bürgerportal meine.stimme lichten die Heimatreporter den auffallenden Vogel regelmäßig in Innenstadtnähe ab, zum Beispiel am Hagenbuchersee bei der Experimenta.
Doch der Eisvogel mag keine Zuschauer. Vor allem nicht zur Brutzeit. Dazu schreibt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) auf seiner Homepage: "Gerade Störungen in der Nähe der Brutröhre verzeiht der Eisvogel oft nicht, vor allem, wenn unabsichtliche Störungen der Erholungssuchenden die Altvögel über längere Zeit daran hindern, die Brutröhre anzufliegen und ihre Jungen zu füttern, endet das für die Brut oft tödlich."
Wolf-Dieter Riexinger von der Unteren Naturschutzbehörde benennt das Problem auf Heilbronn bezogen so: "Am Neckaruferweg gibt es zeitweise wahre Heerscharen von Fotografen." Dabei ist das Ziel der Ausgleichsmaßnahme der Erhalt der schillernden Jäger (siehe Artikel unten). Jetzt wird Fotojagd auf sie gemacht.
Einst haben die Menschen den Eisvogel sogar geschossen – schließlich ernährt er sich von Fischen und ist damit ein Konkurrent für die Fischerei. Doch auch die Natur bietet Gefahren für den blauen Blitz: Hochwasser, die die Bruthöhlen in Ufernähe überschwemmen, und kalte Winter. Wenn Gewässer zufrieren, haben es vor allem Jungtiere, die noch nicht so geschickt im Fischfang sind, schwer. Laut Nabu sterben während eines Jahres im Schnitt 70 Prozent aller erwachsenen Eisvögel, 80 Prozent der Jungen kommen bereits in ihrem ersten Lebensjahr um.
Bestand nimmt ab
Wie viele Eisvögel in Heilbronn heimisch sind, ist nicht bekannt. Weder Riexinger noch Jochen Fischer von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Heilbronn, einem losen Zusammenschluss interessierter Vogelbeobachter und Feldornithologen aus der Region, haben dazu Zahlen. "Eisvögel werden nicht gezielt gezählt", so Wolf-Dieter Riexinger. Jochen Fischer weiß aber aus 30 Jahren Erfahrung: Der Bestand der Eisvögel in der Stadt nimmt eher ab. Grund ist für ihn vor allem der zunehmende Freizeitdruck. "Gerade am Ufer des Altneckars kommt es immer mehr zur Nutzung für Freizeitzwecke." Er nennt Stichworte wie Ideen für eine Surfwelle oder den geplanten Ausbau der Neckarpromenade in der Innenstadt. Auch das Neckarhabitat im Neckarbogen ist für ihn nicht gelungen. "Der Ufersteg ist wie eine Autobahn, die man durch ein neu gebautes Wohngebiet baut." Soll heißen: Die Ausgleichsmaßnahme sei gut gemeint, aber nicht gut gemacht. "Es hätte völlig gereicht, wenn man nur den Uferweg ausgebaut hätte. So würden die Menschen die Natur nicht so stören."
Mitten in der Stadt
Seit Jahren stellt Tanja Blind auf dem Bürgerportal meine.stimme beeindruckende Fotos von Eisvögeln ein. Die Bad Wimpfenerin sagt: "Die Vögel sind teilweise mitten in der Stadt und werden oft nicht wahrgenommen." Sie hat ebenso den Eindruck, dass es schon mehr Eisvögel in Heilbronn gab. "Ich bin mir nur nicht so ganz im Klaren, ob sich die Vögel in eher ruhige, unzugängliche Gebiete zurückziehen oder ob es weniger sind. Gerade durch das Abholzen von Uferböschungen, was natürlich auch mal sein muss, verjagt man sie. Auch Raubvögel wie Sperber bedienen sich an den Eisvögeln genauso wie der Waschbär."
Regeln beachten
Die Natur mit der Kamera einzufangen ist ein tolles Hobby, doch nicht alle vermeintlichen Naturliebhaber halten sich an die Regeln, die Natur dabei auch zu respektieren und zu schützen. Jochen Fischer fasst die wichtigsten Regeln so zusammen: Auf den Wegen bleiben, Vögel nicht ins Gebüsch verfolgen, Abstand halten. Brutbereiche sind grundsätzlich zu meiden. Dafür sind Ausnahmegenehmigungen nötig. Fischer bedauert: "Leider sind unter zehn Naturfotografen immer zwei dabei, die sich eben nicht an die Regeln halten." Heimatreporterin Tanja Blind ergänzt dazu: "Am wichtigsten ist aus meiner Sicht, die Leute für das Thema Natur zu interessieren und zu informieren. Nur was man kennt, schützt man beziehungsweise ist sensibilisiert. Die einfachen Regeln in der Natur, wie keinen Müll hinterlassen, die Tiere nicht stören und nicht rumschreien sollte eigentlich jeder kennen."
Schicke Eisvogelwand gibt Rätsel auf
Cortenstahlplatte mit kryptischer Inschrift ist Teil der Ausgleichsmaßnahmen für die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn.
Von unserer Redakteurin Katja Bernecker
Seit Jahren gibt es sie, und kaum einem ist sie aufgefallen: die Eisvogelwand im sogenannten Neckarhabitat im Neckarbogen. Eine modern anmutende Cortenstahlplatte mit einem Loch darin und der Aufschrift "Eisvögel 1600 Exemplare" ist im Neckarhabitat unterhalb des Zukunftsparks Wohlgelegen platziert. Heimatreporterin Heidrun Rosenberger hat sie entdeckt und der Community auf meine.stimme gezeigt.
Gestaltet wurde die vom Ufersteg aus sichtbare Eisvogelwand mit Brutröhre als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in die Natur beim Bau der Bundesgartenschau 2019 (Buga). Da der Eisvogel auf einem Teil des späteren Buga-Geländes heimisch war, musste für diese Vogelart ein Ersatzangebot geschaffen werden. Das ist rechtlich vorgeschrieben. Ab dem Jahr 2010 hat sich darum die Arbeitsgruppe für Tierökologie und Planung aus Filderstadt gekümmert. "Wir haben das Artenschutzgutachten erstellt. Das heißt, die Betroffenheit der Natur ermittelt", erklärt Geschäftsführer Johannes Mayer.
Bis zu zehn Eisvögel haben damals in diesem Bereich überwintert: Das hatte die Rastvogeluntersuchung der Arbeitsgemeinschaft ergeben. Mayer spricht von drei Brutpaaren im Bereich von der Eisenbahnbrücke bis zur nördlichen Mündung des Altneckars in den Neckar.
Wunsch des Architekten
Ob Paare die Eisvogelwand aktuell nutzen, ist nicht bekannt. Das Büro von Johannes Mayer hat das Monitoring im Jahr 2023 abgeschlossen. Aber: "Der Erfolg konnte belegt werden. Es haben Eisvögel darin gebrütet." Doch was bedeutet die Inschrift auf der Cortenstahlplatte, die die eigentliche Brutröhre verdeckt? "Eisvögel 1600 Exemplare" steht darauf. Johannes Mayer klärt auf: "Das war ausdrücklicher Wunsch des Architekten." Sinn mache das Ganze keinen, ergänzt er: "Die Zahl hat nichts mit der Realität und auch nichts mit Heilbronn zu tun, sondern bezieht sich auf die geschätzte Bestandsgröße der Eisvögelpopulation in Baden-Württemberg." Die werde aber nicht als konkrete Zahl, sondern nur als Spanne geschätzt. "Aber der Architekt wollte die Zahl 1600." Dem Eisvogel wird es egal sein, wie sein Bruteingang aussieht. Die anderen drei Brutröhren, die Teil der Ausgleichsmaßnahme waren, sind weniger pompös gestaltet und unauffälliger platziert, erklärt der Experte.






Team:Katja Bernecker aus Heilbronn |
Liebes Stimme Team, ich finde es nicht gut, dass so detailliert über die Eisvogel-Fotospots berichtet wird. Wenn heute schon zu viele Fotografen dem Eisvogel nachstellen, wird es nach dem Bericht für die Tiere vermutlich wieder unerträglich. Eine ähnliche Situation gab es schon 2022 nach einem Stimme Bericht über die damalige Eisvogelpopulation im Ziegeleipark. Es fanden sich Massen von Fotografen ein, was dazu führte, dass mittlerweile kaum noch Eisvögel im Ziegeleipark anzutreffen sind. Auch weil einige Fotografen mangels geeigneter langer Brennweiten und der Gier nach dem „noch besseren Foto“ den Vögeln buchstäblich auf den Leib rückten. Ebenso Spaziergänger, die es (hoffnungslos) mit dem Handy versuchten. Ich bin selbst Hobbyfotograf, versuche aber stets die Fluchtdistanz aller Tiere nicht zu unterschreiten und veröffentliche aus gutem Grund keine detaillierten Foto-Orte mehr. Bitte denken Sie vor der Berichterstattung künftig auch über die Folgen für die Tierwelt nach. Danke.