MdL Achterberg: Nie wieder ist jetzt
Was wir aus Kriegen lernen sollten

Anlässlich des Gedenkens an den Bombenangriff auf Heilbronn diskutierte MdL Gudula Achterberg mit Gästen darüber, was wir aus den Kriegen der Welt lernen können und sollten
Am 4. Dezember jährte sich zum 79. Mal der Bombenangriff auf Heilbronn. Im Vorfeld dieses Gedenktags diskutierte die Heilbronner Landtagsabgeordnete mit ihren Gästen Professor Christhard Schrenk und ihrem Ulmer Landtagskollegen, Michael Joukov, Wirtschaftswissenschaftler jüdisch-russisch-ukrainischer Herkunft, die Frage, was wir aus Kriegen lernen können. „Nie wieder ist jetzt“ – dieses Bekenntnis stellte Achterberg an den Beginn und das Ende der Veranstaltung.
Wie kann dieses Bekenntnis mehr sein als eine Worthülse? Das Podium war sich einig: latenter oder offener Antisemitismus, wann immer er sich zeigt, muss verurteilt und wo möglich sanktioniert werden. Besonders da, wo Menschen sich antisemitisch äußern, die in Verantwortung sind, sorgt sich MdL Joukov um die klare Haltung für ein „Nie wieder“.
„Wehret den Anfängen“ ist Professor Schrenks Antwort auf die Frage, wie „Nie wieder“ zu erreichen sei. Dazu müsse jede und jeder bei sich selbst anfangen und jederzeit infrage stellen, wie sie oder er sich positioniere. Sein Beispiel aus 1944: Am Verkauf der Häuser vertriebener Juden und ihres Hausrats hätten sich die Heilbronner nicht beteiligen und bereichern dürfen. Und MdL Achterberg antwortete auf die Frage, was man tun könne, wenn sich heute die Kinder jüdischer Familien nicht mehr in die Schule trauen: „Deren Schutz muss jederzeit gewährleistet werden“.
Der Diskussion im Deutschhofkeller vorausgegangen war Schrenks Einführung über die Ereignisse am 4. Dezember 1944, die er als Direktor des Stadtarchivs intensiv erforscht hat. Das von den englischen Angreifern so genannte „moral bombing“ habe stattgefunden in der Absicht, die Regimetreue der Deutschen zu untergraben mit dem Ergebnis, dass sie Hitler abschwören sollten. Dieser Plan sei nicht aufgegangen. Im Gegenteil sei es den Nazis gelungen durch vorbereitete Hilfsgüter sich nach der Bombardierung Heilbronns als Wohltäter hervorzutun und ihre Position sogar zu stärken.
Auch wenn der Luftkrieg 1944 strategisch nicht vergleichbar ist mit dem aktuellen Bodenkrieg im Gazastreifen, lassen sich Parallelen in der Außenwirkung feststellen. Auch im gezielten Krieg Israels gegen die Hamas entstehe eine andere Wirkung als die beabsichtigte: Die Weltstimmung erzeuge genau das Gegenteil dessen, was als Kriegsabsicht gilt, nämlich die Vernichtung der Hamas. Im Krieg der Bilder könne Israel nur verlieren.
Was allen Kriegen dieser Welt gemein ist, stellte MdL Joukov heraus: „Kriege brechen nicht aus wie ein böser Geist aus der Flasche. Kriege beginnen immer mit einem Angriffsbefehl“. In der aktuellen Lage im Nahen Osten müsse man sich stets vergegenwärtigen: Die Hamas führe keinen „Befreiungskrieg“, sondern wolle einen Gottesstaat errichten und hat am 7. Oktober jene angegriffen, die sich in den Kibbuzim für eine Versöhnung aussprechen. Die Hamas folge seit langem den klassischen Regeln einer Diktatur und erkaufe sich systematisch die Zustimmung der palästinensischen Bevölkerung. In der Frage, ob die Hamas ihre eigenen Leute unterdrücke, gehe es genau darum. „Ein diktatorisches System ohne die Unterstützung der Bevölkerung würde sofort kollabieren“, so Joukov. Die Parallele zu Nazi-Deutschland ist offensichtlich. Hätten die Menschen, allen voran die Elite, sich schnell – eben: zu Anfang – deutlich gegen den Nationalsozialismus aufgelehnt, hätte eine Chance auf einen anderen Geschichtsverlauf bestanden. „Nie wieder ist jetzt“ markiere heute wieder eindrücklich einen solchen „Anfang“, so Gudula Achterberg.

Autor:

Gudula Achterberg, Landtagsabgeordnete B90/Die Grünen aus Heilbronn

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