Grün hoch 3: Fassaden- und Dachbegrünung im Trend
Lange als lästig und bausubstanz-gefährdet eingeschätzt, wird Fassaden- und Dachbegrünung aktuell zum Trend. Denn längst müssen sich gerade Städte im Sommer auf Gluthitze einstellen. Da wirken die „grünen Mäntel“ für Gebäude wie Klimaanlagen und Regenrückhaltebecken in einem – und dämmen das Haus im Winter. Sie puffern Lärm ab, binden Feinstaub und Stickoxide. Darüber hinaus bieten sie auch der Natur Lebensraum. Und sie helfen, Kosten zu senken!
Grüne Fassaden und Dächer optimieren das Mikro- und Stadtklima und tragen zum Artenerhalt vieler Tiere und Pflanzen in der Stadt bei. In Mailand wurde an drei begrünten Hochhäusern allein 20 Vogelarten gezählt. Dachgrün auf Gebäuden oder Carports zieht Honig- und viele vom Aussterben bedrohte Wildbienen und Schmetterlinge magisch an. Bewachsene Gebäude sind lebenswichtige Trittsteine im Verbund städtischer Habitate. Aber die „Grünen Mäntel“ sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch eine Überlegung wert.
Vorteile der Fassadenbegrünung auf einen Blick:
- Kühlung durch Verschattung und Verdunstung (Energieeinsparung!)
- Dämmwirkung durch Luftpolsterbildung (Energieeinsparung!)
- Fassadenschutz (UV, Starkregen/Hagel, Wind, Temperaturextreme und starke Temperaturschwankungen, Schadstoffen, Schmutz)
- Kostenersparnis (Energieeinsparung, Ersparnis durch Fassadenschutz)
- Verbesserung der Luftqualität (Sauerstoff-Produktion, Luftreinigung, Feinstaubbindung)
- Lärmreduktion (innen wie außen)
- Mehr Aufenthalts- und Umgebungsqualität
- Artenvielfalt und -schutz
Drei Wege der Fassadenbegrünung fürs Eigenheim
Die Begrünung des Hauses können Eigenheimbesitzer selbst in die Hand nehmen. Am einfachsten umzusetzen ist die bodengebundene Fassadenbegrünung. Dabei wird zwischen zwei Pflanzen-Kategorien unterschieden: Spreizklimmer und Selbstklimmer mit Haftorganen. Der wohl gängigste Selbstklimmer ist der immergrüne, pflegearme Efeu. Vor der Efeubegrünung sollte die Fassade aber auf Risse und Hohlräume untersucht werden, denn in sie würden die Ranken hineinwachsen. Wer den Efeu ab einer Höhe von 10 m stutzt, der verhindert das Einwachsen in Ziegel oder Lüftungen und den (Wind-)Bruch wegen zu hohem Eigengewicht.
Spreizklimmer wie Kletterrosen, Blauregen, Geißblatt, Hopfen oder Clematis brauchen ein Ranksystem oder Spalier – entweder direkt an der Hauswand (Befestigung per Spezialdübeln) oder über Spanndrähte zwischen Boden und Dach. Ihr Vorteil: Spreizklimmer greifen die Fassade nicht an und hinterlassen keine Spuren am Haus. Besonders reizvoll ist auch die Kombination von Früh- und Spätblühern – für Mensch und Bienen.
Eine dritte Möglichkeit sind Spalierbäume: An der Südwand wachsen Aprikose, Pfirsich, Birne und Wein, für die Nordfassade eignet sich nur die Sauerkirsche.
Bunte Dächer mit vielen Vorteilen
Wer auf ein geschottertes Garagendach blickt, in einem Flachdachbau wohnt oder einen Neubau plant, sollte sich die Vorteiler einer Dachbegrünung gegenüber einem frei bewitterten Dach vor Augen halten.
Vorteile der Dachgrünung auf einen Blick:
- Deutlich erhöhte Lebenszeit der Dachabdichtung (Geringere Temperaturschwankungen, kaum UV-Strahlungsschäden)
- Keine direkte mechanische Beanspruchung (Perforation) durch Wartungsarbeiten oder Hagelschlag
- Keine biologische Belastung durch Rotalgen
- Kein zusätzlicher Wärmeschutz (substratabhängig)
- Kein zusätzlicher Schallschutz (substratabhängig)
- Positives Mikroklima (Verdunstungskühle, Sauerstoff)
- Optische Aufwertung (Wiederverkaufswert erhöht)
Gerade bei der mit dem Klimawandel einhergehende Häufung von Extremwetterlagen können Gründächer trumpfen. Sie speichern Regenwasser und verlangsamen dessen Abfluss. Dies ist gerade angesichts der extremen Versiegelungsraten im städtischen Raum besonders wichtig, denn durch die verzögerte Wasserabgabe werden Kanalisation und Kläranlagen entlastet. Durch die Verdunstung verringern sie die Aufheizung der direkten Umgebung.
Übrigens: Extensive Dachbegrünungen sind nicht genehmigungspflichtig, bei genutzten, d. h. begehbaren Dachbegrünungen und Dachterrassen sieht das anders aus. Hier können Grenzabstände wie bei Balkonen zur Geltung kommen.
Die Dachtraglast entscheidet
Dächer mit geringer Traglast wie viele Carports eignen sich nur für eine extensive Begrünung, die eine Substratschicht von 5 – 15 cm vorsieht. Eine möglichst niedrige Flächenlast wird dabei mit geringem Pflegeaufwand und einer naturnahen, widerstandsfähigen Begrünung kombiniert. Gepflanzt werden üblicherweise trockenresistente, oft wasserspeichernde Pflanzen wie Sedum-Mischungen: Mauerpfeffer, Hauswurz oder Steinbrech. Bienen- und schmetterlingsfreundlich ist auch eine Mischung aus Lavendel, Grasnelken und Glockenblumen, Schafgarben und Schnittlauch.
Dächer mit höherer Traglast vertragen eine Substratschicht von bis zu 25 cm Stärke. Dort können Gräser und Kräuter mit niedrig wachsenden Stauden gepflanzt werden. Die intensive Begrünung mit einer Substratstärke von bis zu 80 cm eignet sich vor allem für Tiefgaragendächer. Häufig sieht man hier kleine Parkanlagen mit Spielplätzen.
Viele Landschaftsgartenunternehmen haben sich auf Dach- und Fassadenbegrünungen spezialisiert und übernehmen neben der Installation auch die Pflege und Bewässerung der Pflanzen, so dass diese optimal versorgt werden. Natürlich gibt es auch fertige Systeme zur Dachbegrünung, das Internet liefert ausreichend Information, darunter verschiedene Checklisten, die die Planung erleichtern.
Wichtig zu klären ist z. B.:
- ob die Dachabdichtung der Norm entspricht,
- ob die zusätzliche Last inklusive Schneelast tragbar ist,
- ob ein Gefälle von mindestens 2% vorhanden ist oder eine Dränage einzubauen ist, die dem stehenden Wasser entgegenwirkt,
- was baurechtlich, zum Brandschutz und zur Verwehsicherheit des Begrünungsaufbaus zu beachten ist,
- ob genügend Wasserabläufe vorhanden sind und bei intensiver Begrünung eine dauerhafte Bewässerung möglich ist,
- ob das Dach zu Pflege- und Wartungsarbeiten gut erreichbar ist
Fördermöglichkeiten
Einige Länder und Städte haben Förderprogramme zur Fassaden- und Dachbegrünung. So schießt beispielsweise Stuttgart über das „Kommunale Grünprogramm zur Förderung der Hof-, Dach- und Fassadenbegrünung“ max. 10.000 Euro pro Maßnahme zu (60 € /qm). Leider hat Heilbronn bislang kein derartiges Programm. Aber je mehr Bürger ihr Interesse daran bekunden, desto wahrscheinlicher wird dies in der Zukunft auch aufgelegt werden. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt Gelder zur Begrünung zur Verfügung. Eine kleine Recherche lohnt sich also vor dem Projektbeginn.
Mehr Informationen unter:
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.