Austausch mit Sozialarbeitern
Krise überall bemerkbar
Die finanziellen Sorgen der Menschen nehmen immer mehr zu. Laut des aktuellen Vermögensbarometers des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) bewerten mehr als ein Viertel der Befragten die eigene finanzielle Lage als "schlecht". Fast drei Viertel der Menschen kommen um Verzicht nicht herum. Sowohl die Inflation als auch die sich häufenden globalen Krisen hinterlassen bei den Menschen im Stadt- und Landkreis Heilbronn, im Kraichgau und im Hohenlohekreis ebenfalls ihre Spuren. Und immer häufiger nimmt die Situation existenzbedrohende Züge an, wenn am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist.
Stromabschaltungen sind großes Thema
Dies wird beim Treffen von Sozialarbeitern einiger der von Menschen in Not begünstigten sozialen Einrichtungen deutlich, zu dem der Vorstand der Leserhilfsaktion der Heilbronner Stimme Ende Oktober eingeladen hatte. "Bei uns gehen deutlich mehr Anfragen ein als in den Jahren zuvor", sagt Beate Rothfuß vom Deutschen Kinderschutzbund Heilbronn. Zudem seien auch die benötigten Summen immer größer, um den Menschen tatsächlich zu helfen. Rothfuß: "Ein großes Thema sind immer wieder Stromabschaltungen. In diesem Zusammenhang arbeiten wir eng mit den Energieberatungen der Diakonie und der Caritas zusammen, um die Menschen nachhaltig zu unterstützen."
Auch die sozialen Einrichtungen geraten beim Versuch, die schwere Lage Bedürftiger zu lindern, immer mehr an ihre Grenzen. "Wir bekommen die Krise von allen Seiten ab", erklärt beispielsweise Laura Rumig vom Kreisdiakonieverband Heilbronn. Neben einer großen Energienot beobachtet sie einen deutlichen Anstieg in der Schwangerenberatung. Derzeit gibt es im Kreisdiakonieverband bei den Hilfsangeboten lange Wartezeiten. Aber: "Wir können aus den Mitarbeitern nicht noch mehr herausholen. Vielen gehen die Schicksale, mit denen sie täglich konfrontiert werden, sehr nahe. Die Kollegen sind wirklich am Limit und fallen vermehrt krankheitsbedingt aus." Doch Laura Rumig betont: "Wir sind zwar am Schwimmen, versuchen aber auch, alles zu halten.“
In diesem Zusammenhang unterstützt der Verein Menschen in Not die sozialen Einrichtungen und reicht die mit den Spenden eingenommenen Gelder direkt weiter.
Tanja Ochs, Vorsitzende der Leserhilfsaktion, betont: "Wir stellen zwar Summen und finanzielle Hilfen in unseren Hauptausschüttungen zur Verfügung, allerdings ist es jederzeit möglich, dass wir bei Bedarf diese Unterstützung aufstocken. Uns ist wichtig, dass die Spenden jene Menschen erreichen, die sie dringend brauchen."
Angesichts der Entwicklungen in der Wirtschaft und besonders auf dem Energiemarkt sind sich die Vertreter der sozialen Einrichtungen einig: Es ist gut, dass es den Verein Menschen in Not gibt und dass sich nach wie vor Spender finden, die das Projekt unterstützen. Vermutlich sei der Stellenwert und die Bedeutung von Menschen in Not noch nie so hoch wie in der aktuellen Situation. Joachim Ade von der Aidshilfe Unterland erklärt: "Wir sind sehr glücklich darüber, von Menschen in Not Gelder für unsere chronisch kranken Klienten zu erhalten. Das hilft sehr viel, eröffnet neue Perspektiven und verschafft den Betroffenen neue Hoffnung."
Langfristig und tiefgreifend etwas bewirken
Mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen wird Jörg Beurer von der Diakonie Kirchenbezirk Weinsberg-Neuenstadt konfrontiert. Er berichtet: "Auch wir versuchen zu helfen, wo wir können und arbeiten eng mit den Schuldnerberatungsstellen zusammen. Oft sind pro Fall 1500 oder gar 2000 Euro notwendig, um bei den Menschen auch langfristig und tiefgreifend etwas zu bewirken. Mit ein paar Hundert Euro, wie es noch vor einigen Jahren gängig war, lässt sich heute nicht mehr viel bewegen."
Und auch Gabriele Scholz vom Betreuungsverein im Hohenlohekreis berichtet: "Die finanzielle Unterstützung von Menschen in Not nimmt bei uns ebenfalls ordentlich Dampf aus dem Kessel. Ein Dauerbrenner sind die Einkaufsgutscheine, die wir von der Leserhilfsaktion erhalten, und die zwischenzeitlich schnell und unbürokratisch helfen."
Daniel Hagmann
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