Wildpinkler in der Stadt: Der Strahl, der kaputt macht

Diese Ecke der Kilianskirche ist zurzeit durch den Tannenbaumschmuck etwas geschützt. Sonst sitzen auch hier oft junge Leute und "machen alles, was man sich vorstellen kann", so Pfarrer Hans-Jörg Eiding. Foto: Bernecker
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  • Diese Ecke der Kilianskirche ist zurzeit durch den Tannenbaumschmuck etwas geschützt. Sonst sitzen auch hier oft junge Leute und "machen alles, was man sich vorstellen kann", so Pfarrer Hans-Jörg Eiding. Foto: Bernecker
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Nicht nur zur Weihnachtsmarktzeit ist das Urinieren in Ecken und Nischen von Städten ein unappetitliches Problem: In Heilbronn werden durchschnittlich  im Jahr zwischen 50 und 90 Personen erwischt. 2013 waren es sogar 146. Das Strafmaß variiert je nach Kommune zwischen 20 und bis zu 1000 Euro.

"Das ist zerstörerisch und eklig." Pfarrer Roland Rossnagel findet drastische Worte. Fast jeden Abend hat der Geistliche des Heilbronner Deutschordensmünsters St. Peter und Paul mit Wildpinklern zu tun. Unterhalb seiner Pfarrwohnung im kleinen Deutschhof sitzen vor allem Jugendliche und feiern – auch im Winter. Wohin, wenn die Blase drückt? Vor allem die Nische zwischen Kirchturm und Pfarrhaus sei häufig Ziel des Urinstrahls. "Manche machen dort aber auch ihre Notdurft hin." Jeden Morgen sind die Hausmeister der Volkshochschule, des Museums und der Mesner eine halbe Stunde mit Müll aufräumen beschäftigt. Regelmäßig kommen die Mitarbeiter der Stadtreinigung vorbei und spritzen die betroffenen Stellen ab. Wenn Roland Rossnagel die Täter anspricht, "muss ich noch aufpassen, dass ich nicht angegriffen werde". Besonders ärgert ihn: "Der Turm ist das älteste Bauwerk der Stadt. Urin zerstört die historische Bausubstanz."

Urin zerstört

Das bestätigt die Denkmalschutzbehörde der Stadt Heilbronn bestätigt: Die Giftstoffe im Urin wie Aminosäuren und Ammoniak dringen vor allem in den Sandstein ein und verändern dessen Strukturen. Der Stein zersetzt sich. Dagegen helfe nur, die betroffenen Stellen mit heißem Wasser großflächig zu reinigen, so Pressesprecher Dr. Anton Knittel. Professionelles Reinigen ist teuer. "Für die fachmännische Reinigung eines Sockels von 40 Quadratmetern entstehen Kosten von bis zu 2500 Euro", rechnet Knittel vor. Auch einige historische Gebäude im Süden der Stadt wie in der Uhland-, Werder-, Happel- und Ludwig-Pfau-Straße sowie im südlichen Teil von Böckingen seien immer wieder Ziele von Wildpinklern.

Anliegerbeschwerden in Eppingen

Dass mancher Weihnachtsmarktbesucher nach dem Glühweinkonsum den Druck auf der Blase nicht in öffentliche Toiletten, sondern im Freien loswird, das musste Eppingen aktuell erleben: Nach dem Weihnachtsmarkt am ersten Adventswochenende gingen einige Beschwerden von Anliegern ein, "dass zu fortgeschrittener Stunde das Wildpinkeln überhand genommen hat", so Pressesprecher Sönke Brenner. "Wir ziehen daraus die Konsequenzen und stellen nächstes Jahr noch einen vierten Toilettenwagen auf." 

Problem Kilianskirche

Das WC-Angebot rund um den Heilbronner Weihnachtsmarkt scheint dagegen auszureichen: "Wir haben bisher kein Problem mit Wildpinklern", zieht die Pressesprecherin der Heilbronn Marketing, Sara Furtwängler, vorläufige Bilanz. Die öffentlichen Toiletten unter dem Marktplatz haben während dieser Zeit länger offen, zwei Dixitoiletten stehen hinter der Scheune auf dem Kiliansplatz.
Auch der Pfarrer der Heilbronner Kilianskirche, Hans-Jörg Eiding, ist bisher zufrieden: "Bei uns ist normalerweise vor allem die Nische in der Windgasse betroffen. Dort sitzen Jugendliche und machen alles, was man sich vorstellen kann." Doch die Tannenbäume, die an dieser Stelle im Moment als Schmuck stehen, verhindern diese Treffen zurzeit. 


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Haben Sie schon mal Wildpinkler beobachtet und angesprochen? Was können die Kommunen dagegen tun? Schreiben Sie einen Kommentar ins Feld unter diesem Beitrag.

Diese Ecke der Kilianskirche ist zurzeit durch den Tannenbaumschmuck etwas geschützt. Sonst sitzen auch hier oft junge Leute und "machen alles, was man sich vorstellen kann", so Pfarrer Hans-Jörg Eiding. Foto: Bernecker
Diese Ecke der Commerzbank an der Kaiserstraße in Heilbronn sieht auch so aus, als ob Mensch (und Hund) sie gerne für ihr Geschäft nutzen... Foto: Bernecker
Autor:

Katja Bernecker aus Heilbronn

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