Ausflug ins Hohenloher Jagsttal - Dörzbach
… von Schlössen, Kirchen, Zeburindern und einem Bahnhof
Von Schöntal bis zu ihrer Mündung in den Neckar bei Jagstfeld ist die Jagst vielen Lesern vertraut. Nach Schöntal kennt man sich doch nicht mehr so gut aus. Zu dieser Gruppe zähle ich mich auch. Deshalb ist es spannend für mich „die Welt dahinter“ zu entdecken. Aber wo anfangen? Ich habe mich für Dörzbach entschieden. Früher war ich einmal dort auf dem Frühjahrspferdemarkt, vielleicht deshalb diese Wahl.
Am Samstagmorgen bin ich losgefahren. Die schnellste Strecke führt über die A81 Richtung Würzburg, Abfahrt Boxberg und dann Richtung Assamstadt nach Dörzbach.
Zu Dörzbach gehören die eingemeindeten Orte Meßbach, Laibach und Hohebach. Mit genügend Zeit kann man viele Besonderheiten der Gemeinde Dörzbach auf dem Rundweg „Pfad der Stille “ entdecken. Meine Zeit war dann doch begrenzt und ich bin zu meinem ersten Ziel Meßbach mit dem Auto hochgefahren. Da stehe ich dann vor einer Kirche und einem Schloss und staune. So ein schönes Ensemble hätte ich hier nicht erwartet. Das Schloss Meßbach befindet sich in Privatbesitz der Familie von Palm und kann nicht besichtigt werden, aber die Tür der Pfarrkirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ war nicht verschlossen und ich konnte eintreten. Ein wunderschöner Innenraum erwartete mich, nicht überladen in seiner Pracht, sondern harmonisch in Gestaltung und Farben. Das Deckenfresko über mir war beachtenswert. Übrigens mussten früher alle katholischen Bürger über das sogenannte Stäffele auf einem steilen Weg hoch nach Meßbach zum Gottesdienst und die evangelischen Bürger entgegengesetzt runter nach Dörzbach zur Kirche und die Kinder natürlich auch, jeden Tag, in die jeweiligen Schulen.
Unten in Dörzbach erwartet mich gleich am Mühlkanal neben der Jagst die alte historische Ölmühle. Sie wird mit Wasserkraft betrieben und die „Technik des Ölschlagens“ kann man, nach Anmeldung, noch heute erleben. Nicht weit weg davon steht der Bahnhof Dörzbach. Hier ist der Ausgangspunkt der Jagsttalbahn von Dörzbach nach Möckmühl. Der Verein der Jagsttalbahnfreunde e. V. Dörzbach bemüht sich seit langem Teilstrecken wieder befahrbar zu machen und opfert dafür viele Arbeitsstunden für die Modernisierung der Gleise, die Renovierung der alten Wagons, für Dokumentationen und stellen von Anträgen, dem Überzeugen skeptischer Nachbargemeinden etc. Für 2022 sind verschiedene Fahrtage geplant mit Lok, Barwagen und Sommerwagen.
Der Wassergraben zu Seiten des Eingangs zum Schloss Dörzbach/Schloss Eyb zeugt noch von dessen ursprünglichen Bestimmung als Wasserburg. Das Schloss heute ist in Privatbesitz der Familie von Eyb. Die Gebäude können nicht besichtigt werden, aber der Schlosshof ist für alle offen. Auch die bekannte Schubertiade von Schloss Eyb findet in diesem historischen Innenhof statt. Ein Ehepaar erzählte mir, dass es früher auf dem Dach des Schlosses ein Storchennest gab. Daneben installierte man eine Kamera. Die Kamera übertrug die Aufnahmen auf einen Fernsehapparat, der im Schaufenster eines Geschäftes in Dörzbach stand. Und so konnte jedermann an den Ereignissen im Storchennest teilhaben. Ob es platte Nasen gab, ist nicht überliefert.
Die evangelische Dreifaltigkeitskirche neben dem Schloss konnte ich leider nicht besichtigen. Sie ist nur während der Sommermonate geöffnet oder natürlich zu Gottesdiensten. Daneben, ums Eck herum steht das Theater von Dörzbach. Die Künstler Stefanie Goes und Christoph Soldan haben einen Gemeindesaal zum Theater umgebaut. Zu den Vorstellungen kommen viele Besucher aus ganz Deutschland.
An diesem Wochenende hätte zu nicht Corona Zeiten der Dörzbacher Frühjahrspferdemark stattgefunden mit Umzug und vielen Vergnügungen. Trotzdem waren heute ein Narren unterwegs und es gab einen kleinen Umzug mit zwei Wagen, die verschiedene Stationen im Ort anfuhren. Das eine oder andere Schnäpschen wurde von Anwohnern an die Beteiligten ausgeschenkt. Die Stimmung war klasse, die Musik auch und die Leute freuten sich über die Abwechslung. Hätte ich alle Schnäpsle, die man mit bot ausgetrunken, wäre mit Heimfahren nichts mehr gewesen.
Auf einer schmalen Serpentinenstraße bin ich an Weinbergen entlang hoch gefahren um einen herrlichen Blick auf Laibach am Laibach, einem kleinen Dorf mit einem großen Schloss zu genießen. Auch das Schloss Laibach wird noch von den Besitzern der Familie von Racknitz bewohnt und ist nicht zu besichtigen. Ab und zu finden Konzerte statt, im Rahmen des Hohenloher Kultursommers, und dann sind die Tore des Schlosses geöffnet.
Langsam wird es Zeit an die Heimfahrt zu denken. Es wird frisch im Tal und die Sonne geht langsam unter.
Aber die Kapelle St. Wendel zum Stein lasse ich mir nicht entgehen. Ein mythischer Ort dem Wunderkräfte nachgesagt werden und der seine Entstehung einem Schäfer zu verdanken hat.
Ich bin noch über die historische Steinbrücke, die 1810 fertiggestellt wurde nach Hohebach gefahren. König Friedrich der Erste von Württemberg gab diese Brücke in Auftrag. Er kritisierte die Größe der Brücke als er sie im Sommer nach der Fertigstellung sah, bedachte aber nicht, dass in den Wintermonaten die Jagst ein gewaltiger und reißender Fluss ist und damit die Länge der Brücke durchaus gerechtfertigt ist. Auf dem Parkplatz vor der evangelischer Jakobuskirche halte ich an und just in diesem Moment kommt die Kirchenpflegerin vorbei und hat mir freundlicherweise die Kirchentüre aufgeschlossen. Ein wunderschönes, modernes Altarbild in warmen Farben fällt mir sofort auf und die moderne Optik des Kirchenraumes in Holz und Beton gefällt mir sehr gut.
Jetzt hätte ich fast vergessen, dass ich auch noch einen Besuch auf dem Birkenhof gemacht habe um die Zeburinder anzuschauen. Tolle Tiere, die im Sommer draußen und dabei auch für die Landschaftspflege an schlecht zugängigen Stellen zuständig sind.
So, Dörzbach war ein Mammutprogramm für mich und ich habe noch längst nicht alles gesehen, z. B. den Dörzbacher Eiskeller; den Grenzstein zwischen Baden und Württemberg;, die Schönhuthlinden; den Biohof „Verborgener Winkel“ mit seiner Zucht Weideochsen vom Limbacher Rind; Laibachs Weinberg; die Steinriegel und sicher noch mehr…
Der Oberamtsarzt Dr. Ludwig hat über die Dörzbacher Bürger geschrieben: “Der physische Zustand der Bevölkerung ist im Ganzen günstig, das Aussehen der Kinder und der Jugend blühend, das der älteren Leute nicht abgehärmt (natürlich mit Ausnahmen), sondern das Gepräge der Lebenslust und Behaglichkeit tragend. Auch das Benehmen ist durchschnittlich freundlich und gefällig, die Mundart gemütlich, die Lebensanschauung weniger ernst und die Ernährung reichlicher als in manchen anderen Landesteilen, der Wein- und Fleischkonsum bedeutend.“ Ich denke dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem Herrn der Jagsttalbahnfreunde e.V. für seine interessanten Ausführungen; bei dem Ehepaar, das Verwandte in Neckarsulm hat; bei den drei roten Frauen, die mich vor einer Gefahr gewarnt haben; beim Mann auf dem Traktor in Meßbach, der auch den Lautenbacher Hof kennt; bei zwei Kindern auf dem Birkenhof, die mir gesagt haben wo ich die Zeburinder finde; beim einsamen Wanderer auf der Bank am Rastplatz nach dem Birkenhof, der mir erzählt hat wie schwer die Zuckerrübenernte früher war; bei der freundlichen Kirchenpflegerin in Hohebach mit der Schlüsselgewalt; bei den freundlichen Einwohnern von Dörzbach, die mich betrunken machen wollten und, und, und…,
Mein Tipp: Schaut euch die „Welt dahinter“ an Es lohnt sich absolut!
Autor:Elke Pfeiffer aus Neckarsulm |
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