Synagoge Affaltrach
„Nicht ohne meine Kippa!“, Levi Israel Ufferfilge
„Wir wollen deinen Judenhass nicht mehr hören!“ ruft eine junge Frau dem Mann in der Bahn hinterher, der gerade Levi Ufferfilge verbal übel beleidigt hatte. Die Wirkung dieses Satzes war verblüffend, der Mann verstummte.
Diese Anekdote erzählt der Autor bei seiner Lesung am 19.11.2022 auf die Frage einer Zuhörerin, wie denn Zeugen bei antisemitischen Anfeindungen gegen ihn reagieren würden.
Aus vielen Tagebucheinträgen wurde ein Buch, in dem er seine Alltagserfahrungen veröffentlicht hat. Auslöser für die unterschiedlichen Reaktionen vieler Menschen auf ihn ist siene Kippa, die ihn als jüdisch identifiziert. Auf die Frage, warum er die Kippa trage, antwortet er, dass sie nicht nur Symbol für seine Identität und Kultur darstelle, sondern ihm auch eine gewisse Geborgenheit („behütet sein“) gebe. Er wünsche sich, dass sich Juden nicht verstecken sollten, sondern das Tragen einer Kippa in einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft in Deutschland möglich sein sollte, was ja auch für andere Religionen gelte. Oft erfährt Levi Ufferfilge, dass er als Person völlig hinter dem verschwindet, was sich Menschen unter „den Juden“ vorstellen. Er fühlt sich dann als Projektionsfläche und Stellvertreter für politische und historische Vorgänge, für die er Rechenschaft ablegen soll.
Beeindruckend lebendig und humorvoll im Stil seines Vortrags, fasziniert Ufferfilge die begeisterte Zuhörerschaft in der vollbesetzten Synagoge. Ein kurzweiliger und interessanter Abend findet erst spät seinen Abschluss.
Bethina Erdmann
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