Schwaigern Frühlingsbeginn
Frühlingsbeginn mit dem Kleinen Nachtpfauenauge

Paarung des Kleinen Nachtpfauenauges | Foto: Martin Feucht
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Jedes Jahr erwarte ich sehnsüchtig mit Beginn des kalendarischen Frühlings den Schlupf meiner in einem Kokon überwinternden Kleinen Nachtpfauenaugen. Für mich beginnt dann der Frühling. Im Jahr 2025 sind am 20.03. fünf weibliche und 4 männliche Exemplare geschlüpft. Die Männchen entließ ich nach Aushärtung der Flügel fliegen. Die Weibchen setzte ich auf Zweige von blühenden Quittenzieräpfeln und Palmkätzchenzweigen in meinen geöffneten Schmetterlingskasten. Am 22.03. haben meine Ehefrau und ich dann einen Ausflug zu den blühenden Mandelbäumen in Sternenfels-Ochsenbach unternommen. Bei unserer Rückkehr nach Hause fiel mein erster Blick wieder auf meinen Schmetterlingskasten. Zu meiner Freude schwirrten mehrere Männchen des Kleinen Nachtpfauenauges um den Kasten und eine Kopula war im Kasten schon zu sehen. Gegen Abend schloss ich den Kasten. Am nächsten Morgen öffnete ich wieder den Kasten. Bis auf ein Männchen flogen gleich aus dem Kasten, dazu ein Weibchen. Da die Weibchen mehrere Zweige mit Eipaketen versehen hatten, setzte ich die Weibchen mit dem letzten Männchen auf eine Rindenscheibe ins Freie. Gegen Abend war nur das Männchen abgeflogen, die Weibchen sind erst am nächsten Tag nicht mehr zu sehen gewesen. Etwa vierzehn Tage nach der Eiablage ist mit dem Schlupf der kleinen Räupchen zu rechnen und der Kreislauf des Kleinen Nachtpfauenauges ist dann geschlossen. Dann stehen auch die frischen Blätter des Weißdorns als Futter für die Raupen bereit.
Alles begann bei mir im Jahre 1980, als meine Ehefrau ein fast lebloses Weibchen des Kleinen Nachtpfauenauges bei einem Steinbruch am Boden in Brackenheim-Neipperg fand. Die Weibchen Am 08.04.1980 hatte das Spinnerweibchen etwa fünfzig Eier gelegt und am 21.04.1980 sind die Räupchen geschlüpft. In meinem Buch „Welcher Schmetterling ist das?“ von Georg Warnecke las ich, dass die Zucht am besten mit Weißdorn gelingt. Nach der vierten Häutung war mit der Verpuppung zu rechnen. Für unseren Familienurlaub hatten wir in Hinterstein im Ostrachtal eine Ferienwohnung angemietet. Was sollte ich mit den Raupen tun, etwa mitnehmen? Ich band sie in zwei Orangensäckchen mit Weißdornzweigen am Strauch aus. Nach der Rückkehr vom Urlaub schaute ich sofort nach den Raupen. Die Zweige waren nahezu leergefressen, alle Raupen waren groß geworden und keine verendet. Die Raupen entleerten noch den Raupenharn und am 22.06.1980 hatte sich eine Raupe in einem immer dichter werdenden Reußen-Kokon eingesponnen. Zum Schlüpfen verwenden die Spinner eine Flüssigkeit, die den harten Kokon etwas aufweicht, damit der Schlupf gelingen kann. Die Reuße des Kokons schützt die darin befindliche Puppe vor dem Eindringen von Fressfeinden wie etwa Ameisen. Am 25.03.1981 sind dann ein Männchen und tags darauf vier Weibchen geschlüpft. Während das Männchen bald davonflog, setzte ich die Weibchen an unsere Heidekrautbüsche auf dem Balkon. Gegen 15 Uhr wurden mehrere Männchen aus dem etwa 500m entfernten Buchtalwald durch die von den Weibchen ausgesendeten Hormone mit ihren breit gefächerten Fühlern angelockt und begatteten die Weibchen. Danach flogen die Männchen wieder fort. Die Weibchen blieben sitzen und legten tags darauf wieder Eier in Ringen an Zweige des Heidekrauts. Sie blieben so mehrere Tage sitzen, bis sie gestorben sind. Diese Spinner haben keine Mundwerkezuge und können daher keine Nahrung zu sich nehmen. Mit der Fortpflanzung hat sich ihr Lebenszweck erfüllt. Seit dieser Zeit züchte ich die Spinner immer weiter. Männchen und Weibchen sind sehr unterschiedlich gefärbt und groß. Man nennt dies einen starken Geschlechtsdimorphismus. Obwohl zu den Nachtfaltern gehörend, fliegen die Männchen in der Sonne.

Privatperson:

Martin Feucht aus Schwaigern

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