Traumschleife "Mittelalterpfad" oder Spuren von Gräfin Loretta

Der Schinderhannesturm im mittelalterlichen Herrstein
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Fast 3 Wochen ist es nun her, dass es hieß - los geht's. Endlich konnte unser Wanderwochenende im Hunsrück beginnen. Das hübsche  historische Städtchen Herrstein, in dem man sich ins Mittelalter zurück versetzt fühlt und die landschaftlich sehr schöne Umgebung waren das Ziel unseres ersten Wandertages. 

Nach der längeren Anfahrt gab es für die 14 Wanderer dann erstmal zur Stärkung unser traditionelles Picknick "jeder bringt was mit". Die Wanderführer hatten das Picknick am schönen Hankelbrunnen eingeplant - aber da war es total windig. Das hatte auch die Besitzerin des nebenan gelegenen ganz reizenden Lädchens gemerkt und der Gruppe kurzerhand ihre windgeschützte Terrasse zum Verweilen angeboten. Welch supernette Geste! Natürlich war sie zu unserer Schmauserei dann auch eingeladen. 

Das Picknick wurde aufgebaut und wir genossen das Wiedersehen, die mitgebrachten Leckereien, ein Gläschen Sekt und den  wunderschönen Picknickplatz. Es gab viel zu erzählen und zu lachen. 

Gestärkt und guter Dinge machten wir uns nun auf, den "Mittelalterpfad" zu erwandern.

Er führte uns anfangs durch malerische Gassen mit sehr schönen Fachwerkhäusern und mit dem alten Uhrturm, dem Wahrzeichen Herrsteins.  Vorbei an der schrecklichen "Halsgeige" und dem "Schandpfahl", die der Ehrenstrafe im Mittelalter dienten, ging es hinauf zum Schinderhannesturm, bevor wir das Städtchen hinter uns ließen und bergauf in den Wald eintauchten. 

Oben am Waldrand angekommen, erstmal eine Verschnaufpause mit Blick auf die Hügellandschaft und einen Flickenteppich aus sattgrünen Wiesen und strahlend gelben Rapsfeldern. Mittlerweile meinte es Petrus rundum gut mit uns und schickte wärmende Sonnenstrahlen zu einer leichten Frühlingsbrise - bestes Wanderwetter also. 

Weiche Wiesen- und Waldpfade brachten uns zur Brücke über den Hosenbach. Es heißt, dass im nahegelegenen Dorf Niederhosenbach die Heilige Hildegard von Bingen geboren wurde. 

Nicht mehr weit und wir erreichten das Naturdenkmal "Rabenkanzel". Bevor wir dorthin steil bergauf unseren Wanderweg fortsetzten, noch ein kurzes Stärkungspäuschen und dann stiegen wir den Pfad hinauf, der oben einen schönen Blick auf die Felsformation "Rabenkanzel" bot. 
 
Durch lichten Wald und Wiesen, entlang von Waldsäumen und Feldrainen mit herrlichen Ausblicken weit übers Land brachte uns der Weg erst zu einem kleinen Aussichtspunkt mit Blick in alle vier Himmelsrichtungen und dann zu einem schönen Rastplatz mit Aussichtsturm. 

Seit dem Vormittag hatte sich die Sonne schon ziemlich angestrengt, uns mit ihrer Wärme zu verwöhnen und wir freuten uns jetzt sehr über diese schöne Rastmöglichkeit, bevor es auf einem schmalen Serpentinenpfad zurück nach Herrstein ging. 

Nun hatten wir uns Kaffee, Kuchen und ein schönes kühles Getränk redlich erwandert und genossen dies in einem wunderschönen und urigen Gasthaus. 

Ein Stündchen Fahrt noch bis nach Kastellaun, wo wir die Wandertage über wohnen werden. Ein erster wunderschöner Wandertag neigte sich dem Ende zu.....

Gräfin Loretta von Sponheim - eine außergewöhnliche Frau des Mittelalters
Bei den Vorbereitungen dieser Tour bin ich auf Spuren von Gräfin Loretta gestoßen. Sie lebte von 1300 bis 1346 und war eine sehr mutige, tatkräftige und auch sehr kluge Frau. 

Bereits mit 15 Jahren wurde sie mit dem wesentlich älteren Grafen von Sponheim-Starkenburg verheiratet. Sie lebten einige Jahre auf der Burg Herrstein, wo vermutlich auch alle drei Söhne geboren wurden. 

Der Graf war der Herrscher über die dortige Region zwischen Rhein und Mosel und als er 1323 starb, übernahm sein Vater, den er eigentlich hätte beerben sollen, wieder die Regentschaft. Aber auch er starb bereits ein Jahr später und nun stellte sich die Frage, wer denn nun die Regierungsgeschäfte übernehmen sollte. Der älteste Sohn der jungen Witwe war zu dem Zeitpunkt erst 9 Jahre alt. 

Gräfin Loretta hätte einen Verwalter einsetzen können, aber sie entschied sich, selbst die Regentschaft zu übernehmen. Für die damalige Zeit, in der nur Männer das Sagen hatten, absolut ungewöhnlich und sehr mutig. Ab da bewohnte sie die als uneinnehmbar geltende Starkenburg an der Mosel.

Gräfin Loretta hatte allerdings einen mächtigen und einen der einflussreichsten Reichsfürsten als Widersacher, den Kurfürsten und Erzbischof von Trier, Graf Balduin von Luxemburg. Dieser wollte sich die Grafschaft der Gräfin zu eigen machen und seine Macht ausdehnen.

Aber er hatte nicht mit der List und der "Respektlosigkeit" der Gräfin gerechnet. Als er mit einem Schiff auf der Mosel unterwegs war, ließ sie ihn und seine Mannen in Höhe der Starkenburg gefangen nehmen. Selbst Drohungen des Kaisers ob dieser unerhörten Handlung noch der Kirchenbann durch den Papst konnten die Gräfin dazu bewegen, ihren mächtigen Gefangenen frei zu lassen.

Es heißt, er sei 9 Monate bei Gräfin Loretta in Ehrenhaft gewesen. Als er frei kam, hatte er eine beträchtliche Summe Lösegeld bezahlt, einige Dokumente  unterschrieben und weitreichende Zusagen und Zugeständnisse gemacht. 

Später unterstützte er die Gräfin sogar, dass der Kirchenbann wieder von ihr genommen wurde. Gräfin Loretta war ein Meisterwerk aus Diplomatie, Mut und Geschicklichkeit gelungen. Da sie aber auch eine äußerst attraktive Frau war, regte diese Geschichte zu vielerlei Mutmaßungen an und auch die Gerüchteküche war am Brodeln...…..

Gräfin Loretta regierte 7 Jahre mit Erfolg, bevor sie die Regentschaft an ihren ältesten und damals 16-jährigen Sohn übergab. Sie selbst zog sich auf die Frauenburg  zurück, die sie vom Lösegeld Graf Balduins erbauen ließ...……..

Ich fand, dass dies eine eindrucksvolle Geschichte ist und habe sie natürlich den Wanderern erzählt.

Autor:

Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau

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