Wildromantisches und kulturhistorisches Kleinod vor den Toren Heilbronns
Diese Woche war ich nach sehr sehr langer Zeit mal wieder im Naturschutzgebiet Köpfertal. Eine kleine Wanderung mit unserem Freund machen, die Sonne und die Auszeit genießen. Es war die erste Wanderung seit dem Corona-Lockdown, auf der ich nicht alleine unterwegs war - nun halt mit Abstand, aber trotzdem zusammen. Man weiß manches jetzt noch mehr zu schätzen als früher und von daher war diese kleine Tour für mich sehr besonders!
Schon kurz nach dem Einbiegen vom Trappensee in den Köpferweg hat man den Eindruck, von der Stadt weg zu sein. Ganz idyllisch schlängelt sich der schmale Weg hinein ins Köpfertal. Das Bächlein begleitet murmelnd die Wanderer, die Sonne malt Schatten der hohen Bäume auf den Boden und aus den Sumpfwiesen grüßen Scharen von Kopfweiden mit sehr schicken Frisuren.
Rechts und links des Weges liegen Äste im Unterholz, die dort liegen bleiben dürfen und neues Leben erwachsen lassen. Dazwischen - soweit das Auge reicht - Bärlauch ohne Ende. Der Waldboden ist dicht bewachsen mit dem weiß blühenden Bärlauch und der Duft hängt während der ganzen Wanderung in der Luft und kitzelt die Nase.
Es ist ruhig hier, ganz wenige Spaziergänger begegnen uns und nur Vogelgezwitscher und unsere Gespräche unterbrechen die Stille. Über Holzbrückchen, überdacht von leuchtend hellgrünen Blättern und mit schönen Ausblicken auf gelbblühende Wiesen mit Obstbäumen führt der verwunschene Pfad bis zum Köpfer-Stausee. Ein Entenpärchen hat den See ganz für sich alleine.
Nun ist es nicht mehr weit bis zum Köpferbrunnen - ein schönes Plätzchen für unsere Mittagsrast. Zur Feier des Tages gibt es auch Kaffee und Hefezopf - köstlich....
Die Köpferbrunnenanlage ist ein denkmalgeschütztes historisches Ensemble mit einer Kapelle mit Brunnenanlage und einem Musikpavillon. Die ganze Anlage wurde im 19. Jh. vom Heilbronner Verschönerungsverein angelegt. Im Pavillon steht eine Holzskulptur - sie zeigt ein aufgeschlagenes Buch, das auf einem Pult liegt und in dem man die "Köpfersage" nachlesen kann. Eine Sage über die Liebe zweier Menschen, die hier im Köpfertal ihr trauriges Ende findet.
Der Zugang zum Pavillon ist leider momentan gesperrt.
Nach dem ausgiebigen Betrachten dieses Plätzchens führt unser Weg ein Stück zurück und dann auf dem Skulpturenweg weiter. Es stehen einige schöne Figuren und andere Skulpturen aus Holz am Wegesrand.
Auf dem Weg ist auch ein Gedenkstein mit 24 Stolpersteinen davor zu finden. Er erinnert an Mitglieder des französischen Widerstands-Netzwerks "Réseau Alliance", die gegen das Nazi-Regime kämpften und, schon fast am Ende des zweiten Weltkriegs, dafür hingerichtet wurden. Bedauernswerte Schicksale in einer schrecklichen und grausamen Zeit. Es ist wichtig, daran zu erinnern.
Bevor unsere kleine Wanderung zu Ende geht, besuchen wir noch einen Teil des Ehrenfriedhofs. Er wurde als Massengrab für die Opfer des Luftangriffs am 4. Dezember 1944 angelegt und später wie ein schlichter Park gestaltet. Um so beeindruckender ist dieser Friedhof; mit seiner Geschichte, den riesigen, Ruhe und Kraft ausstrahlenden Bäumen und den wenigen symbolischen Steinkreuzen, die mich sehr berührt haben.
Wir verlassen diesen geschichtsträchtigen Ort, wandern wieder in die Gegenwart und sind glücklich über die trotz Corona jetzt so friedliche Zeit.
Das Köpfertal zeigt auf dem letzten Stück unserer kleinen Tour nochmal sein heiteres buntes Frühlingskleid - die Wiesen leuchten gelb und ich könnte schwören, dass uns die muntere Schar der Kopfweiden zum Abschied zugelächelt hat.
Eine wunderschöne kleine Tour und eine frohe Zeit mit unserem Freund.
Tourenlänge ca. 6 km.
Autor:Sigrid Schlottke aus Bad Rappenau |
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