Jüdische Kulturwochen: Vernissage an Realschule
Künstler an der Luise-Bronner-Realschule
So etwas gab es an der Luise-Bronner-Realschule noch nie: eine Vernissage – die feierliche Eröffnung einer Kunstaustellung, eine Veranstaltung im Rahmen der diesjährigen jüdischen Kulturwochen in Heilbronn.
Unsere Schule hatte das Vorrecht, mit Marlis E. Glaser, der Malerin, die uns auch das Luise-Bronner-Porträt geschaffen hatte, zwei Workshops durchführen zu können.
Die Schülerarbeiten dieser beiden Workshops und ein übergroßes Plakat mit den Werken der Künstlerin waren an diesem Abend zu bestaunen und wurden von Frau Glaser erklärt:
Beim ersten Workshop vor 4 Jahren entstanden Bilder zu jüdischen Feiertagen:
Der Granatapfel steht als Symbol für das jüdische Neujahrsfest Rosh HaShana. Der Segensspruch dazu heißt: „Es sei dein Wille, Ewiger, unser G*tt und der G*tt unserer Vorfahren, dass sich unsere guten Taten so zahlreich vermehren wie die Kerne des Granatapfels.“ Der Wunsch zu den Apfelschnitzen in Honig ist: „Möge das neue Jahr ein gutes, ein wie Honig süßes Jahr für dich sein!“ Ebenfalls auf den Bildern der SchülerInnen zu sehen sind eine Menorah, der siebenarmige Leuchter, der an Chanukka, dem Lichterfest, angezündet wird und das Schofar-Horn, das an Yom-Kippur, dem großen Versöhnungstag, geblasen wird.
An Yom-Kippur, 7.Oktober 2023, fand in Israel das fürchterliche Massaker der Hamas an über 1200 jüdischen Menschen statt, nun, über ein Jahr später sind noch immer fast 100 Geiseln gefangen. Ein Alptraum, der ein nationales Trauma und einen Krieg ausgelöst hat und Millionen von Menschen in schreckliches Leid gebracht hat und noch immer bringt.
Seit diesem Tag malt Marlis E. Glaser jeden Tag ein Bild: das Motiv zweier Zypressen, versehen mit dem Satz: „Bring them home“ bzw. „Let them go, now“. Eine Auswahl dieser Bilder ist auf dem großen Plakat zu sehen, das in der Schul-Aula hängt.
In unserem zweiten Workshop - bewusst am 7. Oktober 24 durchgeführt - bekamen die SchülerInnen folgende Aufgabe:
Das Zypressenpaar sollte in jedem Bild vorkommen, aber ganz frei in Größe, Form und Farbe. Die Auswahl der Farben entstand nach Gesprächen: und so stehen die Zypressen mal in nächtlicher Atmosphäre, mal in einer leuchtend-sonnigen Phantasie-Räumlichkeit oder in einer warm-dramatischen Farbstimmung in Rot und Orange.
Zwei Zypressen. Zwei Personen? „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei!“ heißt es in der Schöpfungsgeschichte. Für die Schüler war es verständlich, dass wir alle uns danach sehnen, einem Gegenüber nahe zu sein. Das Zypressenpaar regt zur Fragestellung an: wie sehe ich den Anderen, mein Gegenüber, wie nah bin ich ihm oder er mir? Wie fühle ich mich zusammen mit einem Anderen?“
Neben der Erklärung Marlis E. Glasers zu den Bildern konnten die Gäste der Vernissage noch den Geigenklängen einer Schülerin lauschen und die legendär guten Luisen-Häppchen (unter anderem mit Granatapfelkernen / Apfel und Honigschnittchen) genießen und mit der großen und den kleinen Künstlern ins Gespräch kommen.
Es war ein besonderer Abend, der allen Besuchern noch lange im Gedächtnis bleiben wird – nicht zuletzt durch die Bilder, die weiterhin im Schulhaus zu bewundern sind.
Autor:Viola Widmaier aus Flein |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.