Heilbronns Historische Häuser
Die Villa Faißt (Weinvilla)

Der Hauptbau (rechts) mit Eingangshalle und Balkonbrüstung mit Balustrade und Rundbogen-Loggia | Foto: Daniela Somers
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  • Der Hauptbau (rechts) mit Eingangshalle und Balkonbrüstung mit Balustrade und Rundbogen-Loggia
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Diese Villa ist ein Haus mit sehr viel Geschichte. Ursprünglich 1873 für einen Bankier erbaut, wurde sie noch im Rohbau, wegen Geldnot, an den Zuckerfabriksdirektor Andreas Faißt verkauft. Faißt der mit Henrietta geb. Cluss verheiratet war, hat das Haus noch vor Einzug von dem Architekten Robert von Reinhardt umbauen und erweitern lassen. Henriette Faißt-Cluss wurde schon nach wenigen Jahren Witwe und verlor auch ihren ältesten Sohn. 1895 lies sie das Haus erneut umbauen und zur Gartenseite mit  Anbauten, Veranden und einem Gewächshaus erweitern. Sie beauftragte auch den Dekorationsmaler (später königlicher Hofdekorationsmaler) Ernst Bader aus Horkheim für die aufwändigen Malereien und Stuckfriese. Er war ein gefragter Maler in Heilbronn. Seine Werke findet man z. B. auch in der Villa Dittmar, Villa Knorr oder in der Kilianskirche. Nach Henriettes Tod wurde die Villa mehrfach verkauft und war ab 1922 auch Sitz vieler Verwaltungen. 1960 wurde es von der Stadt Heilbronn gekauft und für verschieden Ämter bis 1995 benutzt. Danach verkaufte die Stadt die Villa an die Stadtsiedlung, die wiederrum die Villa umfassend restaurieren lies. Seit dem Jahr 2000 wird die Villa von einem Gemeinschaftsunternehmen von 14 Weingütern und der Genossenschaftskellerei Heilbronn betrieben.
Diese Villa ist sowohl von außen wie von innen ein Schmuckstück. Sie wirklich zu beschreiben sprengt den Rahmen für diesen Beitrag. Ich habe, soweit ich es noch weiß, oder recherchieren konnte, unter die Bilder jeweils eine Erklärung geschrieben. Diese Villa war nach dem Umbau 1895 ein Treffpunkt für die kulturelle und musikalische Heilbronner Gesellschaft. Ihr Inneres spiegelt italienisches Intérieur von der Antike bis zur Neo-Renaissance wider. Ihr Äußeres ist geprägt durch die frühe Phase des süddeutschen Historismus.
Interessant ist auf jeden Fall die Dauerausstellung im Erdgeschloss über die Familie Cluss und Faißt. Hier entdeckt man bei den Familienmitgliedern Verbindungen oder Dinge, die man so garnicht gewusst hat. Kurze Zusammenfassung:
Der Ursprung der Familie Cluss liegt in Schlesien und sie waren über viele Generationen Bauhandwerker. Über Winnenden, nach Weinsberg, kam die Familie nach Heilbronn. Heinrich Cluss (1792–1857), ein Sohn des ersten "Cluss in Heilbronn", wurde Werksmeister und Bauunternehmer wie sein Vater. Betrieb aber zusätzlich noch Weinbau. Er ist auch für den Bau des Wilhelmsbau verantwortlich. Er hatte 8 Kinder aus zwei Ehen. Einer dieser Söhne, Adolf, wanderte in die USA aus und wurde dort nach 1864 zum bedeutendsten Architekten Washingtons. Eine Tochter, Caroline, heiratete den Heilbronner Stadtbaumeister Louis de Millas. Er hat z. B. die Villa Kübel erbaut. Die Tocher Henriette heiratete den Zuckerfabrikant Andreas Faißt, wie oben anfänglich schon beschrieben. Und der Sohn August gründete mit seinem Schwager Andreas Faißt zusammen die Brauerei Cluss.
Diese Villa anzuschauen lohnt sich von außen und von innen. Ich hatte eine kurze Anfrage per Mail gestellt und bekam umgehend eine nette Antwort und ein Zeitfenster, in der ich die Villa anschauen konnte. Die Mitarbeiter der Weinvilla waren sehr zuvorkommend und freundlich. Sie haben mir einige besonders schöne Stellen gezeigt und auch ohne dass ich überhaupt gefragt hätte, sofort die Beleuchtungen der Ausstellung und des Treppenhauses angestellt. Vielen Dank dafür. Und ich hatte Glück, da ein Event geplant war, wurden gerade die Tische wunderschön eingedeckt.
Zum Weiterlesen: Württemberger-Gesellschaft, Weinvilla, Villa Faißt, Familie Cluss

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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