Unterwegs in Sontheim
Die Villa Wolf

Die Villa Wolf | Foto: Daniela Somers
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Diese 1903/04 erbaute Villa im Jugendstil, wurde für den Schuhfabrikanten Hermann Wolf, als Zweifamilienhaus erbaut. Hermann Wolf war jüdischen Glaubens und die Villa ist eines der wenigen erhalten Gebäude, die von jüdischen Bürgern erhalten ist.
Sie wurde in der Zeit des Nationalsozialismus „arisiert“ und hat wohl nur deshalb diese Zeit überstanden. Hermann Wolf war der Schwiegersohn von Salomon Israel, der die Schuhfirma 1889 in Öhringen gründete. Später siedelte das Unternehmen nach Sontheim um, nachdem sie dort ein Anwesen erwarben auf dem zuvor die Tabakfabrik der Familie Bianchi war. Die Schuhfabrik Wolko ( Mech. Schuhfabrik Wolf & Comp.) produzierte schon 1927/28 Schuhe am Fließband. Nicht nur direkt die Schuhproduktion gehörte zum Unternehmen, sondern auch eine eigene Schlosserei und Schreinerei. Zu dieser Zeit waren ca. 1100 Menschen bei Wolko beschäftigt. Natürlich wurden die Firmeninhaber in der Zeit des Nationalsozialismus enteignet. Die meisten Familienmitglieder konnten ins Ausland fliehen. Im zweiten Weltkrieg produzierten hier auch Schuhfirmen aus Pirmasens, sowie später auch die Firma AEG Elektroartikel. Gegen Ende des Krieges wurde in den Firmengebäuden auch eine Rot-Kreuz-Station, Notlazarett, und auch die Entbindungsstation der ausgebombten Heilbronner Frauenklinik untergebracht.
Nach dem Krieg bekamen die enteigneten Besitzer die Firma wieder zurück und bauten die Schuhproduktion wieder auf. Erst Ende der 1960er Jahre wurde der Konkurrenzdruck aus dem Ausland zu hoch. Die Produktion wurde 1970 eingestellt. Firmengelände und die Villa kamen in Besitz der Stadt Heilbronn. Die Fabrikgebäude wurden abgerissen und neue Häuser darauf gebaut. Die Villa wurde erhalten.
Bei diesem dreigeschossige Bau gibt es wirklich an jedem Eck etwas zu sehen. Die Villa hat ein Walmdach mit Gauben. Zur einen Straßenseite erhebt sich ein Mittelrisalit mit einem barock geschwungenen Ziergiebel als Abschluss. Eine zweigeschosssige Loggia wurde an den Mittelrisalit angebaut. Der untere Teil wurde als Eingangsbereich mit einem segmentbogenartigen Eingangsportal gestaltet. Der obere Teil mit einem Balkon bekrönt. Dahinter erhebt sich, in Pyramidendach-Form, ein Walmdach. Außerdem hat die Villa einen polygonalen Eckturm mit welscher grün patinierter Kupferhaube. Ansonsten gibt es noch einige Details, wie z. B. Konsolenfiguren und Relieffiguren an den Fensterlaibungen aus Sandstein. Ein wirklich beeindruckendes Gebäude.

Autor:

Daniela Somers aus Untergruppenbach

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