Spenden für Ukraine
Literturfestival "Meridian" in Czernowitz
Christian Hinderer berichtete im Literaturhaus Heilbronn von seiner Reise in die Ukraine mit dem Besuch des international bekannten Literaturfestivals „Meridian“ in Czernowitz. Dabei übergab der Heilbronner, ein profunder Kenner der früheren und heutigen Czernowitzer Literatur, die Spenden in Höhe von 700 Euro, die im Rahmen der Veranstaltung „Spurenlese ukrainisch-deutscher Literaturgeschichte(n)“ Anfang April im Literaturhaus gesammelt wurden, an die Leiterin des Festivals. Die Spende kam von den Besuchern und Dank des Honorarverzichts von Brigitte Fritz-Kador und Alexander Estis zusammen.
Am 4. April veranstaltete das Literaturhaus einen Themenabend zu ukrainisch-deutschen Literaturgeschichte(n) mit besonderem Fokus auf Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Region Bukowina mit ihrer Hauptstadt Czernowitz. Der ehemalige Stadtschreiber Heilbronns Alexander Estis, der in Moskau in eine jüdische Künstlerfamilie mit ukrainischen Wurzeln geboren wurde, und die Heilbronner Journalistin Brigitte Fritz-Kador, deren Familie aus Czernowitz stammt, gestalteten die Benefiz-Lesung mit Texten von Rose Ausländer, Paul Celan und den vielen anderen aus „Klein Wien“, laut FAZ „der Inbegriff der untergegangenen deutschen literarischen Kultur in Osteuropa.“
Anlass für diesen Abend, der auf Anregungen von Brigitte Fritz-Kador zustande kam, war das Bestreben, dass die alte europäische Kulturstadt Czernowitz, der Geburts- und Heimatstadt zahlreicher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, auch angesichts des Kriegs gegen die Ukraine wieder mehr Beachtung finden sollte. Über Jahrzehnte hinweg war in Czernowitz das friedliche Zusammenleben von verschiedensten Volksgruppen und Religionen in acht Sprachen möglich. Bis zu deren Auslöschung 1941 bildete eine deutschsprachige jüdische Bevölkerung die Mehrheit, zu der es auch von Heilbronn aus Verbindungen gab. Ganz besonders gilt das für Paul Celan: Der bedeutendste Lyriker des 20.Jahrhunderts war mehrfach in Lauffen gewesen.
Der Heilbronner Christian Hinderer reiste Ende August mit dem eigenen Auto über Österreich, Ungarn und Rumänien nach Czernowitz in die Westukraine. Auszüge sowie Fotos aus seinem während dieser Reise angefertigten Tagebuchs stellte er nun im Literaturhaus Heilbronn vor – dazu gehörten die Begegnungen mit Autorinnen und Autoren (unter anderem Peter Rychlo und Juri Andruchowytsch) und den Veranstalterinnen und Veranstaltern des „Meridian“-Literaturfestivals sowie persönliche Eindrücke von Czernowitz und Begegnungen mit geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainern.
„Heute ist nicht nur die ukrainische, sondern auch die jüdische Kultur bedroht, zu deren Zentren Czernowitz immer zählte“, sagt Alexander Estis im Hinblick auf Czernowitz sowie auf die aktuellen politischen Ereignisse. „Czernowitz mit seiner fortbestehenden kulturellen Tradition wird daher zu einem wichtigen Symbol des Widerstands gegen Autoritarismus, Krieg und Terror.“ „Deshalb wollten wir mit unserem Abend einen Beitrag zur Stärkung dieser großen kulturellen Tradition direkt vor Ort leisten“, ergänzt Fritz-Kador. „Wir sind Christian Hinderer außerordentlich dankbar, dass er seine Reise nach Czernowitz auch dafür genutzt hat.“ KN
Autor:Verein der Freunde des Literaturhauses Heilbronn aus Heilbronn |
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