Aus dem Leben eines Katerchens

Siesta in meinem Dschungel
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oder Timmys Memoiren - Teil 1

Also ich habe ja hier in Sontheim am Deinenbach ein ganz ordentliches Leben. Mein Daddy macht als Dosenöffner keinen schlechten Job - ein Buffett mit mindestens vier Schalen hat nicht jede Fellnase, haben mir meine Kumpels neidvoll berichtet. Und wenn er mal falsches Futter gekauft hat, ist er meistens einsichtig - es reicht, wenn ich mich vorwurfsvoll vor die betreffende Schüssel setze.

Außer in der zweiten Nachthälfte habe ich immer freien Aus- und Eingang und auch Nachts darf ich wenigstens auf die Terrasse, um mein Revier im Blick zu behalten. Gut, dass Daddy eine kleine Katzentür für mich in die Terrassentür einbauen ließ.

Nur manchmal ist Daddy etwas eigensinnig: nur weil etwas mehr Wasser als üblich im Deinenbach ist, muss er mich doch nicht einsperren - ich bin doch kein dummes junges Kätzlein mehr, das in den Bach fällt, und außerdem kann ich ja schwimmen!

Was mir hier so alles gehört, ist ganz nett: der Garten, die Terrasse, die Sitzbank mit dem Grasfangkorb, in dem ich so gerne schlafe, der Tisch, die Aussichtsleiter und der Aussichtsturm. Im Garten hab ich einen eigenen Baldrian, eine Katzenminze und ein Katzengamander. Meine Wohnung ist auch nicht übel, an Plätzchen für ein Nickerchen mangelt es nicht. Das Highlight ist aber der Esstisch - wenn ich da drauf sitze, setzt sich Daddy gerne zu mir und dann sind unsere Köpfe genau in gleicher Höhe. Keine schlechte Voraussetzung für eine ausgiebige Schmuse-Session ;-) Dann ist seine Nase auch genau in Höhe meines Ohres - ich liebe es, wenn seine Nase in meinem Ohr bohrt!

Zuerst hat Oma ja geschimpft, wenn ich auf den Tisch bin, aber seit Daddy und ich ihr ein paar Mal erklärt haben, dass der Tisch mir gehört, ist Ruhe und sie ist damit zufrieden, dass sie an meinem Tisch essen darf. Daddy darf das natürlich auch. Manchmal haben die beiden ja was interessantes auf ihren Tellern. Nur mit der Butterdose passt Daddy jetzt leider sehr auf.

Nachts pendle ich gerne zwischen meiner Aussichtsleiter auf der Terrasse und unserem Bett hin und her. Ist doch ganz nett, ein paar Runden neben Daddy zu treteln und dabei gestreichelt zu werden. Ich muss mich auch nur auf Seite oder Rücken legen und schon werde ich auch da gestreichelt. Wenn ich genug habe, beiße ich ihm mal leicht in die Hand, das versteht er dann und lässt mich in Ruhe. Nur manchmal schnarcht er so, dass ich lieber wieder auf die Terrasse flüchte.

Morgens kurz nach 7 Uhr gehe ich immer zu Daddy ins Bett. Er dreht sich dann rum und steckt seine Füße unter sein Kopfkissen. So können wir besonders schön kuscheln. Ich lege mich in seinen Arm oder an seine Brust und seinen Kopf und er streichelt mich mit der anderen Hand.

Neulich hab ich ein bisschen die Zeit vergessen und kam erst um 7:35 Uhr in unser Zimmer. Da saß Daddy schon auf der Bettkante und wollte aufstehen. Da hab ich aber die Augen aufgerissen und entsetzt geguckt! Er hat gleich eingesehen, dass Aufstehen ohne vorher zu knuddeln aber garnicht geht und sich wieder hingelegt - verkehrt rum, die Füße unter sein Kopfkissen, wie es sich gehört. Dann haben wir aneinandergekuschelt noch ein bisschen gedöst, bis um 7:50 Uhr der Notwecker piepste. So muss das!

Morgens begleite ich Daddy manchmal auch ins Bad. Auf Omas Duschstuhl kann man bequem liegen oder mit Daddy Köpfchen reiben, wenn der auf dem Klo sitzt. Aber wenn er die Dusche anstellt, verziehe ich mich lieber auf den Klodeckel. Der ist auch schön gepolstert. Ich bin ja überhaupt nicht wasserscheu, aber ich möchte schon selber bestimmen, wann ich dusche!

Irgendwie ist Daddy ein kleines Ferkel - einmal Morgens kurz duschen reicht doch nicht für den ganzen Tag. Da sollte er sich mal an mir ein Beispiel nehmen, ich lecke mich ein paar Mal am Tag gründlich ab. Und dann alle paar Wochen ein Vollbad, da ist man immer ein sauberer und gepflegter Kater und braucht nicht so Zeugs aus der Sprühdose unter die Achseln!

Tagsüber ist meistens auch für Unterhaltung gesorgt. Im Haus und in der Nachbarschaft wohnen nette Menschen, die sich immer freuen, mich zu sehen und mich begrüßen und auch mal streicheln. Besonders schön spielt unsere Hausmeisterin Martina, meine Freundin, mit mir.

Leider ist Daddy viel zu selten im Garten. Dabei liebe ich es so, ihm bei der Gartenarbeit oder beim Fotografieren zu helfen. Was er mit "ich brech mir noch mal die Knochen, weil ich über dich falle!" meint, verstehe ich allerdings nicht.

Wenn sonst nichts los ist, gehe ich halt über die Brücke auf die andere Bachseite und suche den Sammy. Für ein bisschen raufen taugt der allemal. Richtig verprügle ich ihn, wenn er sich auf meine Bachseite traut! Dann landen wir im Eifer des Gefechts auch mal im Bach oder einem sandigen Wasserloch auf der Baustelle.

Ein Kater muss tun, was ein Kater tun muss! Schön, dass Daddy das versteht und mich abtrocknet, ohne zu schimpfen.

So, das war Teil 1 meiner Memoiren. Man kann ja nicht früh genug anfangen aufzuschreiben, was man so erlebt. Machen manche Fußballer ja auch so ;-)

Timmy
(nach Diktat eingepennt)

Alle Katzengeschichten: http://www.wolfgang-kynast.de/katzen.htm
Daddys Homepage: http://www.wolfgang-kynast.de

Autor:

Wolfgang Kynast aus Heilbronn

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