Lausbubengeschichten

oder Rationelle Knallgas-Herstellung und -Zündung

Dieses begab sich, als ich so anno 1966 im experimentierfreudigen Alter von 15 Jahren war. Ich meine, so als Schüler eines nach Robert Mayer benannten Gymnasiums, das sich schon damals in den Naturwissenschaften eines gehobenen Rufes erfreute, hat man ja schon eine gewisse Pflicht auch zur ausserschulischen Fortbildung.

Aber gehen wir in medias res:

Zuerst lötet man zwei genügend lange Litzen an eine Lampenfassung E10.

Dann nehme man eine nicht zu kleine Schüssel und fülle die nicht ganz voll mit leicht gesalzenem Wasser. In das Wasser legt man ein Reagenzglas und zieht es am Boden soweit raus, das die Öffnung noch knapp unter Wasser ist. In dieser Stellung befestigt man das Reagenzglas an einem Reagenzglashalter.

Nun schraubt man eine Taschenlampenbirne (nein, Kinder, mit LEDs geht der Versuch leider nicht) in die Fassung und zertrümmert deren Glas mit einem Hämmerchen so vorsichtig, dass der Glühfaden nicht beschädigt wird.

Dieses Gebilde schiebt man jetzt Glühfaden voran in das Reagenzglas. Die Position des Fadens steuert die Beindruckungsintensität des Weiteren! Für den Anfang empfiehlt es sich, die Fassung relativ weit nach oben zu schieben.

Nun schließen wir die beiden Litzen an eine handelsübliche Flachbatterie mit 4,5 V (oder eine äquivalente Spannungsquelle) an. Es beginnen feine Perlen vom Glühfaden aufzusteigen.

Fein, das Experiment läuft planmäßig. Wir entfernen uns etwas vom Experimentiertisch und warten.

Beim ersten Versuch hatte ich die Birne bis auf etwa zwei Zentimeter in das Glas geschoben. Als das erzeugte Knallgas das Wasser soweit verdrängt hatte, das der Glühfaden freilag, glühte dieser erwartungsgemäß ganz kurz auf und es machte wuff und es spritzte etwas Wasser.

Ein *voller* Erfolg!

Beim zweiten Versuch hatte ich die Birne bis auf etwa fünf Zentimeter in das Glas geschoben. Als das erzeugte Knallgas ... das kennt ihr ja jetzt ... und es machte *wuff* und es spritzte etwas mehr Wasser.

Leider hatte ich damals weder Fotoapparat noch Videokamera.

Beim dritten Versuch hatte ich die Birne nur so wenig wie möglich in das Glas geschoben. Jetzt dauerte der Versuch schon recht lange, so dass ich kurz in die Küche ging, was zum Trinken holen.

Glücklicherweise.

Als das erzeugte Knallgas u.s.w. und ich noch im Flur war, machte es *WUFF* und *PLOTZ*.

Bis auf minimale Reste war alles Wasser aus der Schüssel verschwunden - genauer: es hielt sich recht gleichverteilt im Wohnzimmer auf. Reagenzglas nebst Reagenzglasständer waren verschwunden. Ich fand beide nach längerer Suche *auf* dem Wohnzimmerschrank.

Unser ebenfalls auf diesem Schrank befindlicher Wellensittich zeigte Anzeichen leichter Beunruhigung, so dass ich mich erst ihm widmete und danach erst das Wohnzimmer vom Salzwasser befreite.

Und die Moral von der Geschicht:

BITTE NICHT NACHMACHEN, LIEBE KINDER!
Lasst es Euren Opa machen, dann kriegt der die Schimpfe ab! ;-)

In der nächsten Stunde befassen wir uns dann mit der Gewinnung
metallischen Natriums aus leicht erhältlichem Ätznatron ;-)

Autor:

Wolfgang Kynast aus Heilbronn

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