Prof. Wambach zu Gast
EU-Zertifikatehandel – was kommt 2027 auf uns zu?

Als Gast von MdL Gudula Achterberg erklärte Professor Wambach, dass der CO2-Preis ab 2027 alle Menschen betreffen wird.  | Foto: Pressefoto ZEW

Zu einem öffentlichen, digitalen Austausch mit dem Mannheimer Volkswirtschaftsprofessor und Präsidenten des ZEW, Achim Wambach, lud die Heilbronner Landtagsabgeordnete Gudula Achterberg jetzt ein. Es ging um die Frage, was es für die Menschen konkret bedeutet, wenn der EU-Emissionshandel für Gebäude und Verkehr eingeführt wird. Denn ab 2027 wird dieser den aktuell für diese Branchen national geregelten CO₂-Preis ablösen.

Wambach erklärte: „Der europäische CO₂-Zertifikatehandel ist ein effektives marktwirtschaftliches Instrument. Die Menge an Zertifikaten sinkt jährlich – dadurch entsteht Druck zur Emissionsvermeidung. Die Klimaziele der EU können so verlässlich erreicht werden, ganz ohne nationale Zusatzmaßnahmen.“

Thema muss präsenter werden

Allerdings können die steigenden Preise der Zertifikate soziale Härten mit sich bringen. Ein Preis von 200 Euro pro Tonne CO₂ würde z. B. für einen Vier-Personen-Haushalt bei den Heizkosten 1.000 Euro zusätzlich(e Kosten) pro Jahr bedeuten. Daher sei ein sozialverträglicher Einstieg in den EU-Emissionshandel zentral. Dieser sollte möglichst mit Förderprogrammen begleitet und die Preise für die Zertifikate nach und nach angehoben werden. Wichtig sei, so Wambach, dass mehr über die CO₂ -Bepreisung gesprochen wird, damit die Verbraucher verstehen, was auf sie zukomme: „Das Thema muss präsenter werden. Die Menschen sollten sich mit dem Zertifikatehandel vertraut machen, denn er wird uns alle betreffen, ob beim Autokauf, bei der Umrüstung unserer Heizungen oder bei der Sanierung von Gebäuden.“ Dabei gebe es bei den Heizkosten weniger politischen Spielraum als etwa bei Kraftstoffen. MdL Gudula Achterberg unterstützte Wambachs Einschätzung: „Auch Länder und Kommunen stehen in der Verantwortung: Wärmewende, Wärmeplanung, Beratung – all das muss vorangebracht werden.“

Auch Kommunen betroffen

„Klimaschutz muss für die Menschen planbar, verständlich und bezahlbar sein“, betonte Gudula Achterberg. „Wir müssen alle mitnehmen – durch Informationen, gezielte Förderung und eine gute kommunale Infrastruktur. Kommunen sind heute schon konkret betroffen, wenn Sie etwa Wärmenetze planen.“

Wambach sieht gute Chancen, dass die Einführung des europäischen Zertifikatehandels ein guter und geeigneter Hebel ist, um erfolgreich die CO₂-Bilanz länderübergreifend zu verbessern, weil er ökologische und ökonomische Ziele zusammenbringe: „Klimaschutz muss sich lohnen“, erklärte er und ist sicher: „Klimaschutz über den Markt ist effizient – aber er braucht politische Rahmensetzung, soziale Ausgleichsmechanismen und verlässliche Informationen.“

Organisation:

Gudula Achterberg, Landtagsabgeordnete B90/Die Grünen aus Heilbronn

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