Geburtstagsblümchen

13Bilder

oder Die Zweitverwertung der Sträuße zum 90. Geburtstag

nein, nicht meinem, dem meiner Mutter :-)

Am 5.2. wurde meine Mutter 90 und einer alten Gewohnheit folgend habe ich eine ausgiebige Fotosession mit ihren Sträußen gemacht. Damit ist dann mein Bedarf an Glückwunschkarten wieder für einige Zeit gedeckt. Mein Rekord steht übrigens bei 10 Postkartenmotiven aus einem Strauß ;-)

Wer selber fotografiert, wird sich sicher wundern, wie man solche Makroaufnahmen macht, die von vorne bis hinten knackscharf sind. Nun, das ist keine Schamanenkunst, sondern eine Technik namens 'Focus stacking'.

Dazu ist Voraussetzung:
1. ein unbewegliches Objekt, Windstille
2. eine Kamera, die sich fernbedienen läßt vom Notbuch, Tablet oder Smartphone per USB-Kabel oder WLAN
3. ein Programm zur Fernsteuerung der Kamera wie qDslrDashboard
4. ein stabiles Stativ
5. geeignete Beleuchtung - ich benutze zwei LED-Leuchten Neewer CN-160 (Amazon). Anderes Licht (Sonnenlicht, Leseleuchte, Stehleuchte) gehen natürlich auch. Bei Sonnelicht ist ein Kosmetikspiegel zur Schattenaufhellung nützlich. Vorsicht mit Glühlampen (Wärme) und Vorsicht mit Mischlicht - kann grausliche Farbstiche produzieren!
6. ein Programm, das Focus stacking beherrscht. Ich verwende 'Helicon focus', mit Photoshop (bäh!) sollte es auch gehen.

So geht's: Kamera auf Stativ aufbauen, Leuchten positionieren (Merkregel: eine Leuchte spielt die Sonne, die zweite hellt Schatten auf), Kamera mit Computer verbinden. Im Fernsteuerprogramm die Verbindung mit der Kamera herstellen,
Belichtung an der Kamera auf manuell stellen. Ab jetzt wird die Kamera vom Computer aus bedient.

Am Computerschirm sieht man das Bild genau so, wie es werden wird und kann Blende auf zB 6,3 und Belichtung nach Auge einstellen. Schrittweite auf 'mittel'.

Jetzt fährt man die Schärfeebene auf die hinterste Stelle, die man scharf haben möchte und speichert diese Position als Endpunkt ab. Nun wird die Schärfeebene an die vorderste Position bewegt, die scharf werden soll und die Aufnahmen werden ausgelöst.

Für die hier gezeigten Bilder waren etwa 20-30 Aufnahmen für ein Motiv erforderlich. Die Aufnahmen für ein Motiv nennt man auch einen Stack oder Stapel.

Die Bilder werden dann von der Kamera auf den PC geladen, auf dem man die Bildbearbeitung macht und dort wirft man jeden Stapel in das Program 'Helicon focus' oder was immer man benutzt.

Und jetzt kommt die Schamanenkunst doch noch in's Spiel: das Stacking-Programm verwurschtelt die 20 Bilder eines Stapels - bei jedem Bild die Schärfe an einer anderen Stelle - zu einem einzigen Bild, das die scharfen Teile aller Bilder vereint.

Focus stacking kann auch bei Landschaftsaufnahmen sinnvoll sein, wenn man Schärfe vom Busch im Vordergrund bis zu den Bergen wünscht, in diesem Fall wird man mit 4-10 Aufnahmen auskommen.

Objekte der Größe wie die gezeigten Blüten liegen bei 15-30 Aufnahmen pro Stapel, die Tulpeninnereien benötigen 40-50.

Je kleiner das Motiv wird, desto mehr Shots benötigt man.
Beispiele: Nadel und Faden 55   Farbstift 92 shots
Die Fliegenaugen, die man gelegentlich in Zeitschriften sehen kann, liegen bei weit über 100 shots.

Weitere Stack-Beispiele:  Album 1   Album2  Album3
Viel Spaß beim Anschauen und Nachmachen;-)

Aktuelle bessere Kompaktkameras haben oft Focus stacking eingebaut. Ich besitze zwar eine solche, kann aber zur Handhabbarkeit und Qualität der Ergebnisse mangels Erfahrung nichts sagen.

Autor:

Wolfgang Kynast aus Heilbronn

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12 Kommentare

Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall
am 12.02.2020 um 18:11

Sehr schöne Fotos lieber Wolfgang - so hat man noch lange etwas von den herrlichen Blüten als Fotoaufnahme und als nette Erinnerung an einen schönen Geburtstag.

Liebe Grüsse

Heide

Wolfgang Kynast aus Heilbronn
am 12.02.2020 um 19:07

@Erwin: das freut mich, dass ich Sie anstecken konnte :-) Spannend finde ich das Beispiel aus zwei Bildern. Sowas in der Art habe ich noch nicht gemacht. Man sieht dabei: vier statt zwei Bilder und das Ergebnis wäre perfekt von vorne bis hinten scharf geworden.

Nebenbemerkung: mit einer ordentlichen Handykamera würde man wohl ein scharfes Bild von vorne bis hinten erhalten, ganz ohne stacken. Der Grund: die Bildsensoren von Handies sind sehr klein und je kleiner der Sensor desto größer die Tiefenschärfe.
Ich kann das bei meinen Kameras sehr gut sehen: von der Powershot SX620 HS (Anfang des Jahres für 170€ extra für Katzenfotos gekauft) über Powershot G15 hin zu Powershot G7X und der EOS80D (APS/C) wird die Tiefenschärfe immer geringer. Ein Beispiel mit der G15

Die Ansicht 'mit einer Vollformat-Kamera würde ich viel bessere Fotos machen' ist daher so allgemein nicht zutreffend. Je nach Motiv kann eine Kompaktknipse oder Smartphone-Kamera durchaus besser geeignet sein. Wichtig ist nur, dass sie nicht zu alt sind - die Kameratechnik hat da große Fortschritte gemacht in den letzten paar Jahren.

Erwin Weigend aus Güglingen
am 12.02.2020 um 20:40

Noch einmal danke, Herr Kynast, es ist toll, wie Sie sich immer Zeit für ausführliche Er- und Aufklärungen nehmen. Ich habe in den letzten Stunden eine Menge von Ihnen gelernt. (Bin aber noch blutiger Anfänger.)

Schönen Abend und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.