Brieftaubensport
Brieftauben - die Rennpferde des kleinen Mannes

Foto: V.l.n.r.:  Vorsitzender Arnold Sczygiol, Gerhard Stüber, Stellv. Werner Schweizer, Dagmar Braun, Klaus Klotzbücher, Helmut Neutz, Irmgard Müller und Martin Hermann
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Der Brieftaubensport hat in der Reisevereinigung (RV) Heilbronn eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1921 zurückreicht. In den Boomzeiten der 80er und 90er Jahre hatte die RV Heilbronn etwa 150 Mitglieder, doch aktuell sind es nur noch 50 Züchter, die sich mit Leidenschaft diesem faszinierenden Hobby widmen.

Die RV Heilbronn ist ein Zusammenschluss von Züchtern, die sich mit der Zucht und dem Fliegen von Brieftauben beschäftigen. Der Brieftaubensport ist eine Sportart mit einer reichen Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Schon damals wurden Brieftauben als Kommunikationsmittel und zur Übermittlung von Nachrichten genutzt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Brieftaubensport zu einer organisierten Sportart, bei der Tauben über große Distanzen geschickt wurden und an Wettbewerben teilnahmen.

Der Brieftaubensport fasziniert Menschen jeden Alters. Die Tauben werden mit Liebe und Sorgfalt gezüchtet, trainiert und gepflegt, bevor sie zu spannenden Wettbewerben über große Distanzen aufbrechen. Die RV Heilbronn organisiert regelmäßig Flüge und Wettbewerbe für ihre Mitglieder, bei denen es nicht nur um den sportlichen Wettkampf geht, sondern auch um den Zusammenhalt und die Gemeinschaft unter Gleichgesinnten.

Einen Tag vor dem Flug treffen sich alle reisenden Züchter der RV Heilbronn zum "Einsetzen" im Vereinslokal. Die Tauben werden dann mit einem Speziallastwagen zu einem Auflassplatz transportiert, der zwischen 100 bis 700 Kilometer vom Heimatort entfernt liegt. Dort starten sie ihren Heimflug, wenn die Witterungsverhältnisse es erlauben. Die Auflassentscheidung liegt in der Verantwortung eines zertifizierten Flugleiters, der detaillierte Informationen über die Wetterverhältnisse auf der gesamten Flugstrecke einholt.
Brieftauben sind wahrlich einzigartige Tiere. Sie vereinen Intelligenz, Treue und einen unvergleichlichen Orientierungssinn in sich, der bis heute Forscher und Experten gleichermaßen fasziniert. Die genaue Erklärung ihres Heimfindeverhaltens bleibt jedoch ein Rätsel, obwohl vermutet wird, dass Brieftauben das Magnetfeld der Erde als eine Art "Kompas" nutzen können.

Früher wurden die Ankunftszeiten der einzelnen Tauben im heimatlichen Taubenschlag mühsam mit einer Konstatieruhr registriert. Heutzutage übernimmt ein elektronisches Konstatiersystem diese Aufgabe, was die Auswertung und Erstellung der Ergebnisliste nach einem Wettflug deutlich erleichtert.

Die Identifikation jeder einzelnen Taube erfolgt durch einen geschlossenen Nummernring, der ihr in der Regel in der 2. Lebenswoche am rechten Fuß angebracht wird und lebenslang dort verbleibt. Zusätzlich tragen Brieftauben oft einen Ring mit der Telefonnummer des Eigentümers sowie einen Chip am Fuß zur weiteren Kennzeichnung. So werden die Tauben und ihre Flugzeit beim Eintreffen am Schlag elektronisch erfasst und identifiziert.

Wenn eine Taube von einem Flug zurückkehrt, wird ihre Zeit sekundengenau über den Terminal an ihrem Konstatiergerät festgehalten. Dies ermöglicht es, die Flugleistungen der Tauben zu vergleichen, indem die durchschnittliche Geschwindigkeit berechnet wird (Entfernung zum Schlag in Metern geteilt durch die Flugzeit in Minuten). Bei Rückenwind können Brieftauben erstaunliche Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h erreichen, um sicher nach Hause zurückzufinden. Nach dem Wettflug werden die Daten zur Auswertung und Erstellung der Ergebnisliste (Preisliste), in der sich 33 Prozent der eingesetzten Tauben platzieren, an ein Rechenzentrum übergeben.

Das Brieftaubenwesen ist eine Tradition, die seit Generationen gepflegt wird und besondere Kenntnisse und Fähigkeiten erfordert. Es vereint Tierliebe, Leidenschaft und Gemeinschaft in einem Hobby, das über die Jahre hinweg weitergegeben wurde. Im September 2017 wurde daher die Bewerbung um die Aufnahme des Brieftaubenwesens in das "Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes NRW" eingereicht.

Die Voraussetzung für diese Bewerbung war die Ausübung der lebendigen Tradition im Einklang mit den geltenden Rechtsvorschriften der Bundesrepublik Deutschland. Das Brieftaubenwesen erfüllt genau diese Bedingungen und zeigt sich als ein lebendiges Kulturgut, das von Tradition, Respekt vor den Tieren und einer starken Gemeinschaft geprägt ist.

Es ist daher nicht überraschend, dass das Brieftaubenwesen in Nordrhein-Westfalen seit April 2018 offiziell in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. Diese Anerkennung unterstreicht die kulturelle Bedeutung und den Wert dieser langjährigen Tradition. Seit März 2022 zählt das Brieftaubenwesen sogar zum Immateriellen Kulturerbe auf Bundesebene, was seine Bedeutung für die deutsche Kultur weiter unterstreicht.

Das Brieftaubenwesen ist somit nicht nur ein Hobby oder eine Sportart, sondern ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes Deutschlands, der mit Stolz und Hingabe von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Brieftaubensport mein schönstes Hobby, Gut Flug!
Arnold Sczygiol [1.Vors]

Autor:

Brieftauben-Reisevereinigung Heilbronn e. V. aus Heilbronn

Rieslingstr. 11, 74348 Lauffen a. Neckar
+49 174 3881875
ahs@kabelbw.de
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