Albverein Kupferzell
Was bedeuten die Rauhnächte?
Am Sonntag, 29.12.2024 versammelten sich zur letzten Aktion im Jahr 9 Erwachsene und ein 8-jähriges interessiertes Mädchen in der Dämmerung im und am Dorfgemeinschaftshaus von Belzhag zur 5. Rauhnacht zelebrieren.Ein Dorf wie Belzhag ist geradezu prädestiniert die Bräuche der Rauhnächte aufleben zu lassen. Hat man doch früher nicht nur die Häuser, sondern auch die Ställe ausgeräuchert, um böse Dämonen abzuwehren.
Martin Gundel hatte bereits im Außenbereich ein Feuer entzündet und im Innenraum informierte Gudrun Schickert bei Kräuter- und Aromaöl- Räuchern über einem Stövchen und bei Punsch, anderen Getränken und Muffins das Brauchtum der alten Germanen und die Bedeutung der 12 Rauhnächte, auch Raunächte geschrieben. Diese beginnen in der Nacht des Heiligabends und enden am 05.01. des jeweils folgenden neuen Jahres. Man nennt diese Zeit auch die „stille Zeit“ oder "die Zeit zwischen den Jahren" Die Rauhnächte erfahren momentan in unserer Zeit besonders auch oft nach dem Stress vor Weihnachten, ein richtiges Revival, weil die Menschen sich nach Ruhe, stiller Einkehr und „Innenschau“ sehnen. Deshalb konnte Schickert auch ein interessiertes Ehepaar aus dem etwa 50 km entfernten Oedheim willkommen heißen. Sie sprach über die Bräuche, Symbole und Verbote damals und, was sich davon bis in die Neuzeit erhalten bzw. vom Christentum übernommen wurde, so zum Beispiel der grüne, geschmückte Weihnachtsbaum und der Glück verheißende Mistelzweig über der Haustüre.
Am Lagerfeuer wurden dann gemeinsam die von Schickert mitgebrachten Kräuterbündel, aus Rosmarin, Lavendel und Pfefferminze, entzündet und damit die Umgebung geräuchert, in Erinnerungen, Begebenheiten des alten Jahres geschwelgt und meditiert: Mit der Räucherzeromonie gaben die Teilnehmenden alles Beschwerliche, Gewesene dem Rauch in die eiskalte Nacht mit und fühlten sich „frei“ für das neue Jahr.
Vorher hatte Gudrun Schickert per Mail alle Angemeldeten über den Brauch der 13 Wünsche informiert, wo in der letzten Rauhnacht ein Wunsch übrig bleibt, für dessen Erfüllung im neuen Jahr der Wünschende selbst verantwortlich ist. Einige hatten einen Wunschzettel mitgenommen und diesen nicht alleine sondern im Beisein der Gemeinschaft dem Feuer übergeben.
Die, welche gut zu Fuß waren und die eisige Kälte nicht scheuten, machten sich danach in der Dunkelheit auf eine kurze Wanderung auf. An einer Rinderweide waren die Wanderer erleichtert, als sich die rot blinkenden Lichter des unter Strom stehenden Zaunes nicht als die Augen der zuvor durch die Räucherung vertriebenen und jetzt eventuell verärgerten Dämonen entpuppten. Nach einer kurzen Verabschiedung am Dorfgemeinschaftshaus und gegenseitigen Wünschen für ein gutes neues Jahr machten sich alle Anwesenden kurz nach 20 Uhr auf den Nachhauseweg.
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.