Mein Plädoyer für eine verhasste, kontrovers diskutierte Pflanze
Es ist nicht gern gesehen ... sowohl in der freien Natur als auch im Garten wird es wenig geduldet ... das Drüsige, Indische oder Große Springkraut, da es als invasiver Neophyt mit seinem ausbreitenden Wuchs viele heimische Pflanzen verdrängt. Ursprünglich im Himalaya beheimatet, hat es sich in unseren Breiten "neu" angesiedelt und ist inzwischen nach anfänglicher Beliebtheit eine vielerorts verhasste Pflanze, die mit allen Mitteln, oft nicht ökologisch, versucht wird zu bekämpfen.
Vor 14 Tagen hat mein Mann als Wanderführer vom SAV Kupferzell eine Begehung des neu zugänglich gemachten historischen Klebwegs von Künzelsau zum Weiler Scheurachshof angeboten, wo die Wanderer bald im Schluchtwald entlang der Muschelkalkhänge große Bestände von mannshohem Indischem Springkraut erkennen konnten. Aber auch im Weiler selbst hatte sich an gut einsehbaren Stellen großflächig blühendes Springkraut breitgemacht.
.https://meine.stimme.de/kuenzelsau/kultur-freizeit...
Das Drüsige Springkraut gehört zu der Familie der Balsaminengewächse = Balsaminaceae und wird deshalb auch Himalaya Balsamine oder Riesen-Balsamine genannt. Sieht man sich die Blüten der gefürchteten Pflanze einmal etwas näher an, so erkennt man, dass sie eine richtige Schönheit ist, nämlich sehr stark einer kleinen Orchidee ähnlich sieht. Daher hat sie noch als weitere Namen Bauernorchidee oder Orchidee des kleinen Mannes. Und das war auch der Grund, weshalb die Invasorin nach Europa eingeführt wurde: Die Schönheit ihrer Blüten in weiß, rosa und magentarot und ihre Pflegeleichtigkeit. Allerdings hatte man noch nicht den von der Natur ausgeklügelten Mechanismus ihrer Verbreitung erkannt. Das Springkraut gehört zu der Pflanzengattung Impatiens(lat.) = ungeduldig und so heißt das Große Springkraut auf lateinisch Impatiens noli-tangere, noli-tangere = rühr nicht an und so wird es auch manchmal als Rühr-mich-nicht-an bezeichnet. Der Name Springkrautgewächse kommt von den Samenkapseln, die bei leichtester Berührung und Erschütterung an vorgebildeten Nähten blitzartig aufspringen und die Samen dann explosionsartig in einem Umkreis von bis zu 7 Metern beim Drüsigen Springkraut hinausgeschleudert werden. Obwohl es nur eine einjährige Pflanze ist, sichert es so auf eindrucksvolle Weise sein Überleben und ist daher auch schwer wieder auszurotten. Aber ist das überhaupt notwendig, diese Schönheit, die sich nun mal in unseren Breiten etabliert hat, so aggressiv und nachhaltig zu bekämpfen wie es vermeintliche Naturschützer immer noch tun? Meines Erachtens ist das Springkraut mit seinen hübschen, Orchidee-ähnlichen Blüten durchaus eine Bereicherung unserer Flora und zumindest im Garten kann man dafür Sorge tragen, dass es in seinem Ausbreitungsdrang ein bisschen eingedämmt wird. Ich habe es jahrelang in einem Kübel ausgesät, zur Freude der Vorübergehenden. Inzwischen gibt es für den Garten auch Hybriden.
Viele, besonders auch Kinder, machen sich einen Spaß die Samenkapseln zu berühren, damit die Samen hinausgeschleudert werden und dann zu beobachten wie blitzschnell sich die aufgeplatzten Kapselteile zusammenrollen. Und wenn man die Kapseln vorher mal genau ansieht, kann man mit etwas Fantasie einen schelmischen Elf mit Gesicht erkennen. Diese Beobachtung lässt sich nachlesen und an Hand von Fotos erkennen unter dem Link https://www.engelundelfen.com/component/search/?se... Somit hat das Springkraut auch etwas Mystisches, Märchenhaftes..
Und diese Pflanze kann noch so viel mehr, als ihr schlechter Ruf es erahnen lässt.
Ihre Blüten, die einen süßlichen Geruch haben, aber vor allem auch ihre Samen, die einen nussigen Geschmack haben, kann man roh essen und zu Süßspeisen, Gelees und fürs Salatdressing in der Küche verwenden. Lediglich die Stengel und Blätter sind weniger geeignet, da sie auch etwas giftig sind.
https://www.smarticular.net/himalaya-springkraut-e...
Außerdem ist unter dem Namen Impatiens 18 in der Bachblütentherapie, also gegen Unruhe, Rastlosigkeit, das Springkraut enthalten, ebenso wie in den Nottfalltropfen, den Rescue-Tropfen: https://www.bach-blueten-portal.de/bachblueten/imp...
Und abgesehen mal von uns Menschen ist das Springkraut eine wahre Pollenweide für Bienen, Hummeln und viele andere Insekten. Also, warum sollten wir uns nicht endlich mit diesem Gewächs "versöhnen" und seine Vorzüge nutzen als es weiterhin ständig zu verteufeln? Längst hat es sich bei uns etabliert und wir sollten endlich diesem hübschen Springkraut Spaß, Freude und Nutzen abgewinnen.
Ich selbst kann mich an dem wunderschönen Balsaminengewächs in weiß, rosa und magentarot sehr freuen und habe mich auch zu einem kleinen Gedicht inspirieren lassen. Also, mit allen Sinnen genießen, anstatt es zu bekämpfen.
Balsaminen-Orchidee (Drüsiges Springkraut)
Wenn ich dich genau beseh´,
Tauche ab in den Blütenschlund. -
Auf rosafarb´nem, duftenden Grund
erfasst mich schnell ein Märchentraum:-
Durch einen magentafarbenen Raum
geh´ ich als grazile Blumenfee.
Und mittendrin rosa und violett
Steht ein weiches, duftendes Himmelbett!
Dort schlaf´ich ein, bin ganz beglückt
Für kurz der Wirklichkeit entrückt,
Dank dir, Balsaminen-Orchidee!
Gudrun Schickert
Autor:Gudrun Schickert aus Künzelsau |
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