Heile, heile Gänschen es ist bald wieder gut…
Es ist Mittwoch Morgen - ein schöner Tag denke ich - doch irgend etwas liegt heute in der Luft - ich spüre es ganz genau.
Ich bekomme kein Frühstück - mein Wassernapf ist verschwunden - was ist bloß los?
Frauchen und Herrchen tätscheln mir auffallend oft beim vorbei gehen mein Köpfchen und überschütten mich mit liebkosenden Worten wie „unser Schätzchen - unser kleines Spätzchen“
Dann fahren wir mit dem Auto los und was soll ich euch sagen, als hätte ich es geahnt lande ich bei meinem Tierarzt auf dem Untersuchungstisch - ich versuche noch leise zu knurren - da fallen mir auch schon die Augen zu. Als ich wieder aufwache sitze ich in einer Zelle hinter Gittern und von Frauchen und Herrchen ist nichts zu sehen.
Ich belle leise - aber niemand kommt - ich bin ganz alleine. Immer wieder fallen mir die Augen zu und ich schlafe wieder ein. Ich höre neben mir einen Hund jämmerlich jaulen - er weint - er will zu seinem Frauchen. Ich jaule auch - vielleicht hört man mich und holt mich ab. Wir jaulen zusammen herzzerreißend - aber es kommt niemand. Dann endlich kommt der Tierarzt und schaut nach uns - er freut sich, dass wir schon so munter sind. Kurze Zeit später nimmt mich Herrchen freudig auf den Arm und trägt mich in mein Autokörbchen. Frauchen tätschelt mir das Köpfchen und ich sehe, dass ihr ein paar Tränchen über die Wange laufen. Ich bin so froh, dass ich dich wieder habe, sagt sie - dann schlafe ich auch schon wieder ein.
Zuhause schlafe ich tief und fest und Frauchen und Herrchen sitzen ganz nah bei mir. Ich bin froh wieder zuhause zu sein. In der Nacht bekomme ich Schmerzen und es geht mir nicht gut - Frauchen will mir eine Tablette geben - aber ich fühle mich so schrecklich, dass ich sie fast gebissen hätte. Ich jammere die ganze Nacht und alle sitzen um mich herum und wissen nicht wie sie mir helfen sollen. Morgens fahren wir gleich zum Tierarzt und ich bekomme etwas gegen die Schmerzen. Als wir zuhause ankommen geht es mir schon viel besser. Oma Lore kommt mich besuchen - sie schaut mich besorgt an und nimmt mich auf den Arm - es geht mir gleich viel besser - das Mitleid tut mir so gut. Immer wieder hebe ich mein krankes Beinchen und zeige ihr mein großes Aua. Heute bekomme ich endlich wieder etwas zu essen - ich werde sogar mit der Hand gefüttert. Ich esse alles auf und Frauchen und Herrchen sind glücklich. Herrchen meint bei mir sei eine Generalsanierung durchgeführt worden und das würde wieder eine Weile halten. Frauchen nimmt mich in den Arm und flüstert mir zu „mein armer kleiner Schatz - du warst so tapfer“. Es ist Abend geworden und irgendwie ist mir so langweilig - ich werde übermütig und zerlege meinen Schlafplatz. Frauchen ist entsetzt und ruft Herrchen. Die Kleine gibt keine Ruhe - das arme Beinchen braucht doch Schonung. Ich könnte jetzt locker eine große Gassirunde drehen denke ich - da ruft Frauchen auch schon wieder - Emilie du musst ruhig liegen bleiben. Ich will nicht liegen bleiben - ich will rausgehen - im Hof Wache halten. Heute hätte ich sogar Lust eine Katze zu jagen - aber man traut mir heute nichts zu. Frauchen richtet den Schlafplatz wieder her - ich zerlege ihn wieder. So geht es hin und her und Herrchen meint das Schmerzmittel sei wahrscheinlich Dopingmittel gewesen. Ich lasse mich nicht ruhig stellen - soll sich doch Frauchen den ganzen Tag aufs Sofa legen - das möchte ich mal sehen - die hat doch auch immer Pfeffer im A. sagt Herrchen. Nach langem hin und her - gehen sie mit mir in den Garten - ein wenig die Beine vertreten. Nach ein paar Metern merke ich , dass mein Beinchen doch recht schwach ist und ich halte es hoch. Herrchen trägt mich wieder auf meinen Schlafplatz. Frauchen holt das Brettspiel „such das Leckerli“. , damit ich beschäftigt bin. Alle sind heute ziemlich fertig - deshalb gehen wir früh zu Bett. Morgen müssen wir zum Verband wechseln zum Tierarzt - das passt mir überhaupt nicht. Als ich in meinem Körbchen liege kommt Frauchen zu mir, tröstet mich und singt ganz leise “heile heile Gänschen es ist bald wieder gut - das Kätzchen hat ein Schwänzchen - es ist bald wieder gut - heile, heile Mausespeck - in hundert Jahr ist alles weg“
Schlaf gut kleine Emilie .
Zufrieden schlafe ich ein und träume wie ich morgen dem Tierarzt in die linke Wade beiße…
Autor:Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall |
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