Tierliebe - Freud und Leid liegen oft so nah beieinander…
Mein Herzenswunsch einen eigenen Hund zu besitzen erfüllte sich erst als ich Anfang 30 Jahre alt war. Ein kleiner Pudelrüde hatte mein Herz im Sturm erobert. Wir waren ein gutes Team, wir waren wie man so schön sagt unzertrennlich. Im Büro hatte er sein Hundekörbchen unter dem Schreibtisch und in der Freizeit waren wir stets gemeinsam unterwegs. Er liebte große Wanderungen und freute sich immer riesig, wenn wir eine Vesperpause einlegten und der Rucksack ausgepackt wurde. Ja wir hatten viel Freude an unseren Unternehmungen. Charly war ein sehr ausgeglichener Hund, sehr verträglich mit anderen Hunden und eigentlich immer gut gelaunt. Mein kleiner Pudelrüde Charly war fast 18 Jahre lang mein treuer, lieber Begleiter. Die Alterswehwehchen stellten sich erst mit 17 Jahren bei ihm ein, das laufen fiel ihm schwer und auch die Seh- und Hörschwäche machte sich bemerkbar. Nur noch kleine Gassirunden waren möglich und wenn ich merkte jetzt kann er nicht mehr weiterlaufen, dann hab ich den kleinen Pudelmann auf den Arm genommen und nach Hause getragen. Ich liebte dieses kleine Hundchen über alles und doch musste ich mir eingestehen, dass auch mein kleiner Freund einmal gehen muss, wenn die Zeit gekommen ist. Ein paar Wochen vor seinem 18. Geburtstag hatte er einen Schlaganfall und ich musste schweren Herzens meinen kleinen treuen Hundefreund einschläfern lassen. Unsere Trauer um Charly war sehr groß und viele Menschen, die nie ein eigenes Tier hatten, konnten uns nicht verstehen.
Einen neuen Hund wollten wir auf keinen Fall – so einen wie Charly gibt es nicht noch einmal.
Die kommenden Wochen waren für uns sehr schwer und überall sahen wir nur Hunde, Hunde, Hunde. Alles andere nahmen wir nicht mehr wahr. Und doch wollten wir auf keinen Fall einen neuen Hund. Da trafen wir auf einem Spaziergang eine Frau mit einem schönen Labrador. Wir blieben stehen und kamen ins Gespräch und wie sollte es auch anders sein, wir redeten über unseren kleinen Charly und erzählten wie sehr wir ihn vermissen und dass wir nie wieder einen Hund haben wollten.
Da erzählte uns die Frau von ihren Hunden, der Labrador war der vierte Hund in ihrem Leben. Sie machte uns Mut, erzählte uns von ihren Hunden, dass jeder auf seine Art ein guter Kumpel und Wegbegleiter war – jeder war auf seine Art einzigartig und jeder hatte seine eigenen Marotten und Macken. Aber jeden Hund hatte sie so geliebt wie er halt war.
Die Erzählung dieser Frau ging uns nicht mehr aus dem Kopf und beherrschte fortan unsere Unterhaltungen. Dann war lange Zeit Stille, jeder machte sich Gedanken. Abends saß ich oft am PC und schaute mir Pudelwelpen auf Züchterseiten an. Die Pudelzüchter hatten lange Wartelisten, das war bekannt. Eines Abends fand ich eine Züchterin mit black und tan farbigen Pudelwelpen. Fünf Welpen lagen in der Wurfkiste, vier waren black und tan farbig und ein Welpe war dunkel apricot. Ein farblicher Naturausrutscher – ein roter Farbklecks umgeben von schwarzen Geschwistern. Mein absoluter Favorit. Jede Woche zeigte die Züchterin neue Fotos von den Welpen, man konnte die Entwicklung der kleinen Racker miterleben. Alle Welpen waren natürlich schon vergeben – aber ich schaute trotzdem jede Woche die Welpenseite an und dachte so im Stillen – so einen kleinen Welpen hätte ich auch gerne. In der zehnten Woche wurde jeden Tage ein Welpe von seinem neuen Besitzer abgeholt und auch der rote Farbklecks war verschwunden. Etwas traurig las ich die letzte Meldung der Züchterin „Alle Welpen haben ein schönes neues Zuhause gefunden – wir wünschen den Besitzern viel Freude mit den Welpen – liebe Welpenbesitzer schickt uns doch nächste Woche Fotos von den Welpen, damit wir sehen wo sie jetzt wohnen“. Eine Woche später saß ich wieder am PC und schaute sehnsüchtig die schönen Welpen in ihrem neuen Zuhause an – doch da stand ein Satz bei dem roten Farbklecks – ich las den Satz immer wieder – die neue Besitzerin durfte den Welpen nicht behalten, der Vermieter hatte es verboten. Die kleine Curly suchte ein neues Zuhause! Ich rannte zu meinem Mann und konnte fast nicht reden so aufgeregt war ich – würde er einem neuen Hund zustimmen? Er war sehr gerührt als ich ihm die Geschichte von Curly erzählte und als er die Fotos auf der Züchterseite sah war es genauso wie bei unserem Charly – die kleine Curly hatte sein Herz erobert. Mitten in der Nacht schickten wir eine E-Mail Nachricht an die Züchterin und am Vormittag telefonierten wir schon zusammen. Am nächsten Tag bekamen wir die Zusage und wir durften Curly abholen. Im Keller hatten wir noch die komplette Welpenausrüstung von Charly. Alte Erinnerungen wurden wieder wach gerufen beim Anblick des Hundekörbchens und der Welpenleine. Wir verstauten alles wieder – mit Curly wollten wir neu beginnen und das Alte ruhen lassen. So hatte es uns die Labradorbesitzerin auch geraten. In einer Zoohandlung kauften wir alles für Curly ein. Wir konnten die ganze Nacht nicht schlafen – wir freuten uns so auf den kleinen Welpen. Und dann war es endlich soweit, wir durften unsere kleine Curly in die Arme schließen – ein süßer kleiner Racker – wir waren überwältigt. Curly hieß von nun an Emilie und weil Emilie ein kleines wildes Luder war bekam sie noch einen zweiten Namen, passend zu ihrem Temperamt dazu. Emilie Wirbelwind hielt uns auf Trapp – sie wirbelte unser ganzes Leben durcheinander – wir lebten wieder auf und freuten uns über die unsagbare Lebensfreude dieses kleinen Welpen.
Freud und Leid liegen oft so nah beieinander…, das zeigte uns der Satz „Die kleine Curly sucht ein neues Zuhause!“
Autor:Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall |
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