Wo einst die Schafe schliefen beeindruckt heute Kunst und Kultur…
Einen kleinen Stadtspaziergang habe ich vor ein paar Tagen gemacht - das Städtchen ist vielen von euch gut bekannt – einmal im Jahr freut man sich auf die Freilichtspiele die in einem Amphitheater stattfinden. Vor den Theateraufführungen haben wir immer den Aufenthalt in der wunderschönen Lindenanlage genossen. Ein Naturdenkmal, das mich immer wieder fasziniert und begeistert hat.
Heute möchte ich euch von der Lindenanlage erzählen – von der ich eigentlich kaum etwas wusste, die mich aber schon immer beeindruckt hat.
Seit 1448 war dieser Platz eine öffentliche Gerichtsstätte – auf diesem Platz stand eine angeblich Tausendjährige Linde – eine angebliche Gerichtslinde. Die schweren Lindenäste wurden von Steinsäulen gehalten. Diese Säulen wurden von Adligen und reichen Bürgern seit dem Mittelalter gespendet. Die Säulen waren mit den Wappen, Namen und teilweise auch mit Sprüchen der Stifter versehen, dadurch sah jede Säule anders aus. 1558 erhielt der Platz durch den württembergischen Herzog Christoph eine Ummauerung und ein Eingangsportal – sein Name und Wappen befinden sich am Eingangsportal. Links des Portals ist eine steinerne Inschrift gemeißelt auf der die Androhung steht - wer die Anlage beschädigt, dem wird die Hand abgehackt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden neue junge Linden angepflanzt, da die tausendjährige Linde schon sehr morsch und beschädigt war. Die Linde wurde durch Haltetaue an den Säulen befestigt – durch einen Beschuss in den letzten Kriegstagen 1945 wurden diese Haltetaue zerstört, somit hatte die Linde keinen Halt mehr und wurde durch einen schweren Gewittersturm umgestürzt. Angeblich hatte die Linde einen Durchmesser von ca. 3,80 Meter und einen Umfang von ca. 15 Metern, dazu eine Höhe von ca. 40 Metern. Die Maßangaben unterscheiden sich leider in allen Berichten, die ich gelesen habe. Ein sehr beeindruckender Lindenbaum mit einer wunderschönen Säulenanlage. Aus diesem Grunde wurde Neuenstadt früher auch oft Neuenstadt an der Linde genannt.
Die jungen Linden und die schönen Steinsäulen bilden heute noch ein schönes beeindruckendes grünes Blätterdach und einen wunderschönen Laubengang.
In unmittelbarer Nähe der Lindenanlage befinden sich die evangelische Nikolauskirche, das Kriegerdenkmal und der Obere Torturm. Der Turm kann nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Eine alte Arrestzelle, eine kleine Türmerstube und der Glockenstuhl mit dem Geläut der evangelischen Kirchengemeinde können besichtigt werden. Einen herrlichen Ausblick hat man vom Umlauf des Turms auf das untere Kocher- und Brettachtal.
Gegenüber der Lindenanlage ist der Lindenplatz, wenn man ihn überquert und die Straße linker Hand weiter geht kommt man direkt zum Schafstall Museum. Früher schliefen hier die Schafe – heute gibt es Kunst und Kultur. Konzerte, Kabarett- und Theateraufführungen, aber auch Ausstellungen bekannter Künstler aus dem In- und Ausland, kann man hier besuchen. Besonders erwähnenswert ist die Gedenkstätte der Familie Mörike. Mit Eduard Mörike habe ich mich ja bereits bei meinem Beitrag „der alte Turmhahn“ von Cleversulzbach befasst – ich habe viel über ihn gelesen – seine Lebensgeschichte, seine Werke und sein Wirken haben mich sehr beeindruckt. Und doch gibt es noch vieles das ich nicht weiß – über die kalte Jahreszeit werde ich wieder viel Zeit zum lesen finden – darauf freue ich mich schon.
Zum Schluss möchte ich euch noch etwas ganz Besonderes zeigen – das Wachhaus mit angebauter Kegelbahn. An der Brettachbrücke stand früher das Geißeltor - Torwächter machten hier Ein- und Ausgangskontrollen, erhoben Zölle und Wegegeld. Angebaut an das zeitweise Wachhaus ist die älteste Kegelbahn Neuenstadts. Leider fand ich keine Angaben wie alt die Kegelbahn nun tatsächlich ist. Sie wurde noch bis 2003 betrieben. 2015 wurde das Gebäude saniert – es sieht einfach bezaubernd aus. Heute befindet sich die Tourist-Info im Gebäude.
Auf meinem Rückweg zum Parkplatz habe ich noch das schöne Rathaus, das Forstamt und den Bärenbrunnen fotografiert – leider fiel mir zuhause erst auf, dass ich das Schloss vergessen hatte zu fotografieren.
Mein kleiner Spaziergang durch Neuenstadt hat mir große Freude bereitet - ich muss sagen das Städtchen hat sich schön herausgeputzt – klein aber fein – interessant – kurzweilig – für jeden ist etwas dabei. Es gibt noch viele interessante Sehenswürdigkeiten in Neuenstadt – ich habe euch nur einen kleinen Teil heute vorgestellt – aber schaut selbst – es wird euch gefallen.
Autor:Heide Böllinger aus Bad Friedrichshall |
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